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Miss Carolines verwegener Plan

Miss Carolines verwegener Plan

Titel: Miss Carolines verwegener Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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knirschte mit den Zähnen. Misstrauisch beobachtete er, was geschah.
    Henshaw verbeugte sich, woraufhin Miss Denby einen Knicks andeutete. Er bot ihr den Arm an, was sie mit einem Kopfschütteln ablehnte. Mit einer knappen Geste wies sie zu den Stallungen hin. Henshaw zuckte die Schultern und bot ihr zum zweiten Mal seinen Arm an. Sie erklärte etwas und endlich schien Henshaw ihr Nein zu akzeptieren. Dennoch begleitete er sie.
    Max kehrte zurück, um sein Buch zu holen, und machte sich dann auf den Weg ins Haus. Unterwegs traf er auf Alastair, der von den Ställen kam.
    „Ich glaube“, sagte Alastair, „ich habe eben den Mann gesehen, der Miss Denby an jenem Morgen beobachtet hat.“
    „Ja“, bestätigte Max, „es ist David Henshaw. Ich nehme an, du kennst ihn.“
    „Ja, flüchtig. Ich habe ihn hin und wieder in meinem Club in London gesehen. Ich erinnere mich, dass er sich stets schrecklich herausputzt. Ob sein Schneider ihm nie geraten hat, etwas mehr Zurückhaltung an den Tag zu legen? Seltsam, dass ausgerechnet er die unkonventionelle Miss Denby umwirbt, die am liebsten Männerkleidung trägt.“
    „Sie ist von diesem Verehrer ganz und gar nicht begeistert.“
    „Ah, du hast dich mit ihr unterhalten? Denkst du etwa darüber nach, ihr selbst den Hof zu machen?“
    Max warf Alastair einen vernichtenden Blick zu. „Sieht sie aus wie eine Frau, der ich gern den Hof machen würde?“ Er schämte sich, weil er davon ablenken wollte, wie attraktiv und faszinierend er Caroline Denby fand. Wie schrecklich, wenn seine Tante auf die Idee käme, er und Miss Denby würden gut zusammenpassen. Womöglich würde sie auf eine Verlobung drängen. Undenkbar! Auch wenn er eben noch davon geträumt hatte, sie zu verführen …
    „Ich gebe zu, dass sie anders ist als die Frauen, die du üblicherweise bevorzugst. Trotzdem … Findest du nicht, dass sie das gewisse Etwas hat? Auf ungewöhnliche Art ist sie sehr erregend, nicht wahr? Schade, dass sie eine ehrbare kleine Jungfrau ist. Wer sie besitzen will, muss sie heiraten.“
    „Das weiß ich selbst“, murmelte Max, der noch immer nicht fassen konnte, wie schwer es gewesen war, der Versuchung zu widerstehen.
    „So betrachtet, wundert es mich nicht, dass Henshaw ein Auge auf sie geworfen hat, zumal sie recht vermögend sein soll“, fuhr Alastair fort. „Ich habe gehört, er sei inzwischen so verschuldet, dass er sich nicht nach Hause traut, weil dort die Gläubiger auf ihn warten. Wenn er nicht im Schuldturm landen will, muss er sich eine Gattin mit viel Geld suchen – und das möglichst schnell!“
    In der Vergangenheit hatte Max kaum je darüber nachgedacht, dass ein Ehemann nach Lust und Laune über das Vermögen seiner Frau verfügen konnte. Erst sein Gespräch mit Miss Denby hatte ihm diese Tatsache zu Bewusstsein gebracht. Seitdem war er zu der Überzeugung gekommen, das sei ziemlich ungerecht. „Es erscheint mir nicht fair, dass jemand sich erst durch eigenes Verschulden in finanzielle Schwierigkeiten bringt und dann das Geld einer Frau nutzt, um den Folgen seines Tuns zu entgehen.“
    „Aber genau das passiert ständig“, meinte Alastair mit einem Schulterzucken.
    Dass Männer so etwas dauernd machen, ist keine Entschuldigung, fand Max. Und laut fragte er: „Weiß Tante Grace Bescheid über Henshaws Situation?“
    „Keine Ahnung, ob sie die Einzelheiten kennt. Doch sie weiß bestimmt, dass er eine reiche Erbin heiraten will. Das versucht er nämlich schon seit Jahren. Aber da er ein so überheblicher Langeweiler ist, will ihn natürlich keine Frau. Sag, hast du Lust auf ein Billardspiel vor dem Dinner? Ich könnte Wendell bitten, dafür zu sorgen, dass wir im Billardzimmer ungestört bleiben.“
    Max nickte zustimmend, doch mit seinen Gedanken war er noch immer bei Miss Denby und Henshaw. Der Mann hatte sich nicht geschämt, sie trotz ihrer Ablehnung weiter zu drängen, seinen Arm zu nehmen. Aber war er auch verzweifelt genug, sie mit üblen Tricks zur Ehe zu zwingen?
    Wahrscheinlich ist mein Urteilsvermögen getrübt, weil ich den Mann einfach nicht mag, versuchte Max, sich selbst zu beruhigen. Tante Grace würde niemals einen Herrn einladen, den sie nicht für einen Ehrenmann hielt. Er brauchte sich also keine Sorgen zu machen.
    Trotzdem beschloss er, Miss Denby am nächsten Morgen vor Henshaw zu warnen. Er würde einfach so früh aufstehen, dass er ein Stück mit ihr ausreiten konnte.

6. KAPITEL
    A m nächsten Morgen stand Max vor Sonnenaufgang auf.

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