Miss Carolines verwegener Plan
oder später wäre ich sicher sowieso hergekommen, aber ich fürchtete mich davor. Es war einfacher mit dir. Nicht so einsam und nicht ganz so traurig.“
Erstaunt gestand er sich ein, dass auch er die meiste Zeit seines Lebens einsam gewesen war, obwohl man ihn wegen seiner Herkunft stets beneidet, bewundert und umschwärmt hatte. Abgesehen von den Rogues hatte niemand ihm uneigennützig Aufmerksamkeit und Zuneigung geschenkt. Das war jetzt anders.
„Ich bin froh, dass es dich gibt“, sagte er.
Max hatte sich ins Haus begeben. Caroline hingegen hatte erklärt, sie müsse trotz des Regens noch eine Zeit lang mit den Pferden arbeiten.
Unschlüssig, wie er den Rest des Tages verbringen sollte, ging Max in die Bibliothek. Doch statt etwas zu lesen, trat er ans Fenster und starrte gedankenverloren hinaus. Er rief sich ihre letzte Unterhaltung in Erinnerung. Bisher hatte er mit niemandem über die widersprüchlichen Gefühle gesprochen, die er seinem Vater entgegenbrachte. Auch war ihm nie bewusst gewesen, wie oft er sich einsam gefühlt hatte. Vielleicht durchschaute er manches jetzt besser, weil mit Caroline vieles anders war. In ihrer Gegenwart fühlte er sich von Wärme und Zuneigung umgeben. Es war, als habe er endlich sein Zuhause gefunden.
Der Gedanke rief ein gewisses Unbehagen hervor. Sollte er, der Frauenheld, sich in eine Frau verliebt haben, die seine Gefühle nicht erwiderte? Bisher jedenfalls gab es nicht viele Anzeichen dafür, dass er sie ebenso faszinierte wie sie ihn.
Vielleicht sollte er seine Bemühungen, sie zu verführen aufgeben. Vorerst zumindest. Vielleicht war es an der Zeit nach Wien zu reisen.
Als Caroline in die Bibliothek stürzte, hatte Max noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Ihre Augen blitzten vor Aufregung. „Ich habe gerade einen Brief von Mr Wentworth bekommen. Wie es scheint, hat dieser italienische Züchter, von dem Papa einen Araberhengst kaufen wollte, endlich auf sein Angebot geantwortet. Er ist mit allem einverstanden, was Papa vorgeschlagen hat.“
„Das sind wundervolle Neuigkeiten!“ Max freute sich aufrichtig. „Weißt du schon, wann der Hengst hier eintreffen wird?“
„Sehr bald! Signor Aliante konnte natürlich nichts unternehmen, solange Krieg herrschte. Doch als die Kämpfe endeten, hat er sogleich das Pferd nach England transportieren lassen. Mr Wentworth schreibt, der Araberhengst sei in London eingetroffen. Er will dafür sorgen, dass er hierher gebracht wird. In ein paar Tagen sollte er eintreffen. Papa würde sich so freuen!“
Max lächelte. Ihre Begeisterung war reizend, und das Glück, das ihre Miene widerspiegelte, rührte ihn. „Das sollten wir feiern!“, schlug er vor.
„Oh ja! Ich werde den Butler in den Keller schicken. Vielleicht findet Manners irgendwo eine Flasche Champagner.“
Max trat zu ihr und wollte sie in die Arme schließen. Doch sie schob ihn fort. „Ich bin schmutzig von der Arbeit. Gib mir Zeit, mich zu waschen und umzuziehen. Wir sehen uns beim Dinner.“
Caroline bot einen wahrhaft hinreißenden Anblick, als sie sich später im Speisezimmer trafen. Der tiefe Ausschnitt ihres eleganten Kleides zeigte gerade genug von ihren wundervollen Brüsten, um Max in angenehme Erregung zu versetzen.
Während des Mahls war Caroline ungewöhnlich lebhaft. Max konnte sich nicht erinnern, dass sie ihm je zuvor so viele Fragen nach seiner Militärzeit gestellt hatte.
Als die Diener das Geschirr abtrugen, blieb sie, anders als sonst, noch sitzen, so als könne sie sich nicht überwinden, den angenehmen Abend zu beenden. Also fuhr Max fort, von seinen Erlebnissen zu berichten.
Während Caroline an allen vorhergehenden Abenden gleich nach dem Essen mit einem flüchtigen Abschiedskuss und dem Hinweis, sie müsse am nächsten Morgen früh aufstehen, aus dem Speisezimmer geflohen war, wirkte sie jetzt ganz entspannt. Ihre Augen leuchteten, und sie legte ihm tatsächlich die Hand auf den Arm. Seit ihrer Hochzeitsnacht hatte er sich ihr nicht so nah gefühlt. In ihm keimte die Hoffnung, dass sie ihrer sinnlichen Natur bald nachgeben würde. Er zeigte sich von seiner charmantesten Seite und flirtete mit ihr. Es musste doch möglich sein, sie dazu zu bringen, ihren eigenen, wenn auch vielleicht uneingestandenen Wünschen nachzugeben!
Nach einer Weile fiel ihm auf, dass einer der Diener noch immer stumm neben der Tür wartete. „Wollen wir uns zurückziehen, damit Joseph seine Arbeit tun und dann zu Bett gehen kann?“
Caroline
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