Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
mich durchfallen zu lassen.
»Außerdem haben wir ja noch Bert«, lächelt Isa, »der erklärt uns sicher alles haarklein und mit Bildchen.«
Ja, zum Glück! Dr. Bert Gode, der Stationsarzt der Chirurgie, hat für die Prüflinge eine Nach-Fortbildungs-Konsultation und Übungsstunde anberaumt, in die wir jetzt dankbar hineinstolpern.
(Manche Ärzte geben nämlich Privatkonsultationen! Und es ist nicht so, dass wir das nur Isa zu verdanken haben, die sich im letzten Tertial besonders mit dem Stationsarzt angefreundet hat: Dr. Gode hilft uns aus purer Nächstenliebe. Hoffentlich hat er das auch auf einem Aushang am Schwarzen Brett kundgetan, damit gewisse andere Oberärzte es lesen und sich schämen!)
Bert Gode hat keine Bildchen vorbereitet. Aber Kaffee gekocht und Kekse besorgt. Er offenbart, wie gut er seine Chefinkennt, denn er eröffnet die Konsultation mit der Frage: »Was HABEN Sie denn verstanden?« Und beginnt, alles noch einmal zu wiederholen – nur weder in Dr. Thierschs Tempo noch in ihrem Tonfall.
Der Stoff wird dadurch nicht einfacher. Aber die Angst, dass wir ihn niemals beherrschen werden, schrumpft wenigstens von Mount-Everest-Höhe auf eine Größe zusammen, die man nun bequem mit einem Kipplader transportieren könnte.
»Wenn Sie das alles eisern wiederholen, wird die Prüfung machbar sein«, erklärt Dr. Gode. Er nimmt sich sogar noch Zeit, sich nach unseren Lernplänen zu erkundigen und heißt sie gut – dass Jenny ihren etwas geschönt hat, merkt er nicht und werden wir ihm nicht verraten. Nur als Isa aufzählt, wie viel sie tut, wirkt Dr. Gode skeptisch. »Übernimm dich nicht«, warnt er. »Die Phase, in der ihr Tag und Nacht lernen müsst, kommt früh genug. Und du sahst letzte Woche auch schon so angespannt aus.«
Isa schüttelt den Kopf. »Keine Sorge«, lächelt sie, »ich war nur ein bisschen schlapp, aber ich hole alles wieder auf.«
Dr. Gode verteilt die letzten Kekse und lässt sich von Jenny dazu bewegen, ein wenig über die möglichen Prüfer und deren eventuelle Vorlieben zu spekulieren. Zuerst erklärt er natürlich, dass und warum er uns gar nichts über die Prüfungen sagen kann und uns die Protokolle der letzten Jahre sicher mehr helfen. Aber als sie unschuldig blinzelnd fragt, worauf ER sich denn vorbereiten würde, grinst er und gibt zu, dass er davon ausgehen würde, dass er Dr. Thiersch als Prüferin bekäme – und deshalb sicher Gefäßchirurgie lernen würde, bis der Schädel brummt … weil das vielleicht ihr Spezialgebiet sein könnte.
»Und was würden Sie für die Innere vorbereiten?«, fragt Jenny.
»Für die Innere wüsste ich es nicht so genau«, antwortet er lächelnd, »denn ich würde mir wohl denken, dass ich sicher nicht von Dr. Thalheim geprüft werde.« (Natürlich sieht er mich dabei an.) »Also würde ich davon ausgehen, dass mich Dr. Paulsen prüft und mich mal erkundigen, ob es stimmt, dass sie Nephrologie und Rheumatologie für besonders wichtig hält.«
Als wir ihn kurz darauf verlassen, reichlich mit Wissen und Keksen beschenkt, ist die Prüfungs-Panik schon so geschrumpft, dass sie nur noch acht bis zehn Badewannen ausfüllen würde.
Um die Angst vielleicht noch auf ein Sechs-Badewannen-Volumen einzudampfen, beschließe ich, noch kurz bei Ruben reinzuschauen.
In der Cafeteria herrscht Nachmittagsstille. Ich lehne mich an den Tresen und bitte um einen Kaffee. Ruben lächelt. »Das macht einen Kopfstand. Mit Milch einen Flickflack zusätzlich.«
Ich habe keine Ahnung, wie sich DAS zu ihm rumgesprochen hat. Herr Pflüger hat strikte Bettruhe und mir versprochen, dass er es niemandem erzählt – und Tobias wird ja wohl nicht darüber getratscht haben. Aber es ist müßig, herausfinden zu wollen, woher Ruben seine Informationen bezieht. Und dass ich keinen Flickflack kann, glaubt er mir auch nicht. Eiskalt verschränkt er die Arme und verweigert mir den Kaffee. Aber zum Glück habe ich bei Dr. Gode an der Koffein-Grundversorgung teilgenommen und kann ebenso stur bleiben.
»Tut mir leid«, sage ich störrisch, »ich würde dir wirklich gern einen Einblick in meine Akrobatikkünste geben. Aber wenn ich jetzt einen Flickflack mache, kommt genau in dem Moment, in dem ich wild durch die Luft wirble, wieder ein gewisser Oberarzt zur Tür herein und dann ist mein Ruf endgültig hin.«
»Ich wusste doch, dass du es kannst!«, trumpft Ruben auf.
»Du hast eine Zirkusfreundin, die das sicher alles sehr gern vorführt«, beende ich die
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