Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
Tanzfläche zu der Dauerschleife, mit der sich der DJ verabschiedet hat und Jenny und Felix habe ich schon eine ganz Weile nicht mehr gesehen … seit Jenny gefragt hat, ob nicht einer der Gartennachbarn einen Pool hätte.
Alex stellt die Gitarre ins Haus, bemerkt, dass mein Glas leer ist, und holt eine halbvolle Weinflasche, um mir ein letztes Mal nachzuschenken. Als ich mich bedanke, setzt er sich zu mir und fragt: »Kann ich noch irgendwas für dich tun?«
(Sei der einzige Mann in meinem Leben! – das kann man wohl nicht einfach so bitten, oder?)
Weil ich nicht antworte, grinst er. »Ich könnte noch ein wenig im Mondschein auf der Gitarre klimpern und versuchen, dir gleichzeitig in die Augen zu schauen und die Akkorde zu treffen. Aber du bist zu schlau, um auf so was zu stehen, stimmt’s?«
Ich lache mit und verberge so, dass das wahrscheinlich genau die Art peinlicher Romantik-Kitsch wäre, die mir jetzt gefährlich werden könnte.
»Oder ich rette dein Leben und fahr dich nach Hause«, schlägt er vor. Ich muss nicht überlegen. Wenn ich wirklich ein Taxi nehme, wird Jenny beleidigt sein. Das genügt als Argument, um zu verschleiern, dass ich es mir gerade perfekt behaglich vorstelle, noch ein bisschen mit Alex zusammen zu sein.
Die Heimfahrt ist tatsächlich sehr entspannt. Alles ist so angenehm vertraut, wir hören Musik, albern herum und stellenuns vor, was Jenny wohl in den fremden Gärten für Schäden anrichtet und wie Georg das dem Gartenkolonievorstand erklärt.
»Georg, der Geologe – das klingt wie bei Benjamin Blümchen, findest du nicht?«, lacht Alex.
Wir geraten ein bisschen in Streit darüber, ob die Benjamin-Blümchen-Figuren tatsächlich alle Alliterations-Namen tragen, die gleich den Beruf verraten – in meiner Erinnerung war das bei TKKG – und enden an einer Tankstelle, wo Alex, um den Beweis zu erbringen, mitten in der Nacht eine Kinderkassette kauft.
Mit Benjamin Blümchen als Förster in voller Lautstärke fahren wir ziellos durch den Kiez – und gewinnen beide, weil Karla Kolumna, Waldemar Waldmann und Theodor Tierlieb Alex recht geben, manche Figuren aber auch nur Otto oder Karl heißen. Trotzdem überreicht Alex mir die Kassette, als hätte ich die Wette gewonnen – und ich beschließe, weil sie mir ja nicht ganz allein zusteht (und ich auch nicht so dringenden Bedarf an Benjamin-Blümchen- Kassetten habe), sie in Alex’ Auto aufzubewahren.
»Schön«, sagt Alex, »dann gehe ich davon aus, dass du sie ab und an besuchen kommst?«
»Klar«, antworte ich und weiß gar nicht mehr, warum ich mich so komisch gefühlt habe. Wir verstehen uns blendend. Da ist ÜBERHAUPT nichts komisch. Solange wir brav auf der Albernheits-Insel bleiben …
Leider setzt Alex jetzt einen Fuß ins sumpfige Gefühlswasser. »Ich bin einfach so gern mit dir zusammen«, sagt er.
Und ICH BIN ES AUCH! Aber es wäre doch nicht fair, das zu sagen – weil das Ungesagte dabei viel zu frei interpretierbar wäre oder ich, um das zu vermeiden, eine Bloß-Freundschafts-Erklärung hinten anhängen müsste, die ihn nur verletzen kann.
Letzte-Ausfahrt-Witz, ich kriege ihn grade noch: »Vielleicht bringe ich unserer Neuerwerbung mal Freunde mit«, grinse ich. »In einem Monat ist der Fußraum schon so voller BB-Kassetten, dass du dich vor all deinen Mitfahrern genieren musst.«
Alex schüttelt den Kopf. »Erstens geniere ich mich vor niemandem dafür, dass ich antiquierte Hörspielkunst wertschätze,und zweitens bedeutet das, dass du im nächsten Monat mindestens 25-mal mitfahren wirst.«
Oh Mann, Alex. Kann dich denn nichts aus der Ruhe bringen? Könnte ich jetzt noch mal irgendwie das Stichwort Freunde aufgreifen?
Ja, es ist wunderbar, mit dir zusammen zu sein. Aber Vernunfts-Lena hat einen Entschluss gefasst, zu dem ich stehen will. Es geht nicht, dass ich mich hinter ihrem Rücken jetzt doch plötzlich verliebe.
Moment – verliebe?! Du verliebst dich doch nicht wegen eines Kusses, wohltuendem Zusammensein und Benjamin Blümchen! Dein Vernunfts-Ego sollte wirklich mal härter durchgreifen!
»Ich bin auch gerne mit dir zusammen«, sage ich leise. »Ich möchte furchtbar gern wieder dein Freund sein. Aber mehr kann ich im Moment nicht.«
Das ging doch, Lena, warum nicht gleich so?! Dich selbst hast du jedenfalls überzeugt. Und Alex?
Er sieht mich an, ganz offen. »Ich bin auf jeden Moment eifersüchtig, den ich nicht mit dir zusammen sein kann.«
Z wei Stunden lang war es absolut still
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