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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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schüttelt er den Kopf. Vielleicht sieht er ein kleines bisschen traurig aus. Aber bevor sich dieser Eindruck überprüfen ließe, ist er in seinem Büro verschwunden.
    Auf dem Weg aus der Klinik fühle ich mich irgendwie mies. Meine Party, auf die ich so stolz war, kommt mir plötzlich doof und kindisch vor. Und hat er wirklich traurig ausgesehen – oder sollte das sein Bedauern darüber sein, dass ich nicht rund um die Uhr lerne, sondern zwischendurch Geburtstage plane? Wieso gelingt es diesem Mann immer wieder, meine Gefühle derart gemein zu beeinflussen?! Warum mischt er sich ÜBERHAUPT ein?! Es mag ja sein, dass er mein neues, leichtes Leben mit Skepsis betrachtet. Aber das kann er schön für sich behalten! Sonst interpretiere ich es nämlich am Ende noch als Neid, Herr Oberarzt!
    Zum Glück habe ich Alex. Der sagt, dass er die Karaokemaschine bereits in seine Wohnung geholt hat und dass alle Gäste, mit denen er heimlich konferiert hat, sich riesig freuen undunsere »besonderen Prüfungsfächer« nicht als stressige Gast-Pflicht, sondern als aufregende Herausforderung sehen.
    Alex merkt, dass ich angespannt bin und fragt, ob ich die anstrengende Nachtschicht durch Schlaf oder durch aktiveren Stressabbau kompensieren möchte. Als ich mich für das zweite entscheide, überlegt er nur kurz – und fragt: »Benzin, Motorengedröhn, Geschwindigkeitsrausch … Wäre das was, wobei gestresste Ärztinnen Dampf ablassen können?«
    »Diesmal liegst du total daneben«, antworte ich frech. »Geschwindigkeitsrausch und Motorgedröhn hab ich bei Jenny genug – und das entspannt mich NIEMALS!«
    »Wart’s ab«, grinst er. »Ich glaube, in diesem Fall kenn ich dich besser als du.«
    Ich verschränke die Arme und lehne mich abwartend zurück. Das soll er erst mal beweisen. Ich bin sehr gespannt.
    Alex gibt Gas und ich denke bei mir, dass DAS eigentlich schon fast für meinen Stress-Ausgleich genügt: Dass ich einen Freund habe, der nachts auf mich wartet und sich für mich Überraschungen ausgedacht hat.
    »Danke«, lächle ich leise, »auch wenn du total danebenliegst.«
    Er liegt total richtig.
    Das Ausflugsziel dieser Nacht ist eine Kartbahn. Die rund um die Uhr geöffnet hat, was eigentlich unrentabel wirkt, denn es ist niemand sonst da. Das aber ist das Allerbeste: Dass wir bis auf einen Einweiser im Möchtegern-Schumacher-Anzug ganz allein sind.
    Alex zieht mir eine Art Sturmhaube über und sucht einen Helm in meiner Größe – und schon diese Rennfahrerverkleidung genügt, damit ich mich einfach großartig fühle. Unbesiegbar. Die rasende Lena. Speedy Gonzales, die schnellste Frau von Berlin. (» Nachts tauscht Dr. Weissenbach den Kittel gegen einen Renn-Overall und stellt Formel-1-Rekorde auf.«)
    Okay, ganz so schnell geht es nicht. Die ersten drei Runden fahre ich eher Kinderwagen-Tempo, bremse vor den Kurven sicherheitshalber ab, suche danach das Gaspedal und fahrejedesmal vor Schreck zusammen, wenn Alex mich überholt. Während meiner ersten Runde schafft er sieben. »Drück das Gaspedal durch«, ruft er mir zu. »Es kann nichts passieren!«
    Ich glaube, es kann einiges passieren;Vernunfts-Lena zählt innerlich auf, welche Quetschungen sich jemand zuziehen würde, der sein Kart umkippt, dass eine Kollision mit der Bahnbegrenzungsbande wohl eine Gehirnerschütterung auslösen könnte und wie weit es von Abgas-Geruch zu Kohlenmonoxid-Vergiftung ist.
    An dieser Stelle trete ich das Gaspedal durch – und fahre Vernunfts-Lena einfach davon.
    Es macht riesigen Spaß. Es macht süchtig. Weder überschlage ich mich, noch kollidiere ich mit der Bande. Zugegeben, ich fahre nicht Alex’ Geschwindigkeit. Aber so schnell, dass immerhin MIR die Luft wegbleibt. Und das nicht wegen des Abgasgeruchs, sondern wegen meines rasanten Tempos. Ich gebe am Ende sogar bergab Vollgas, ich schlittere durch die Kurven, ich trete das Gaspedal so stark durch, dass ich fast einen Krampf kriege. Eine Stunde später steige ich aus dem Kart und frage mich, woran mich meine zitternden Knie erinnern müssten.
    An die Klinik. An Tobias. Die Rennfahrer-Aufregung hat dazu geführt, dass ich diese andere Nervosität für eine Stunde vollkommen vergessen habe.
    Auf dem Heimweg kommt mir Alex’ Fahrstil geradezu opimäßig vor. Es ist wieder so spät, dass der Bäcker bereits geöffnet hat. Ich bin rechtschaffen schläfrig – seit dem Abend ein Adrenalinkick nach dem anderen, das ermüdet selbst mich. Aber trotz

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