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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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Monitor im Auge.
    Bitte, bitte, ich wünsche mir so, dass Tobias recht damit hat, so gelassen zu sein. Doch als ich jetzt einen Blick von ihm auffange, wirkt er angespannt. Es sieht aus, als ob er den Kiefer zusammenbeißt,viel zu fest. Doch gleichzeitig hält er die Hand des Patienten ganz sanft.
    Für einen Moment bin ich nicht hier. Nein, ich vernachlässige die Kontrolle des Venendrucks keine Zehntelsekunde. Aber gleichzeitig sehe ich Tobias bei der Arbeit zu. Sein ernstes Gesicht, seine Hände. Konzentration. Sicherheit. Kraft. Der Patient wird durchkommen. Tobias wird nichts anderes zulassen.
    Das Eine wird bleiben, Lena. Was immer die nächste Konsultation bringt – oder das nächste Jahr: Für dieses sichere, unbesiegbare Arzt-Sein wirst du ihn immer bewundern. Für seine Gradlinigkeit. Entschlossenheit. Dafür, dass er immer weiß, was zu tun ist. Und sich daran hält, egal, was es kostet. Das bleibt.
    Ganz allmählich bessern sich sowohl der Venendruck als auch der Blutdruck. Tobias nickt mir zu.
    Aber noch haben wir es nicht geschafft. Nach der gelungenen Soforttherapie müssen wir verhindern, dass es zu weiteren Komplikationen kommt, und kontrollieren, dass der Patient nicht an einer Schockniere oder Schocklunge kollabiert.
    Es dauert beinahe eine Stunde, bis wir wissen, dass alle Organe funktionieren und die Blutprobe keine Störung im pH-Wert zeigt.
    Der Patient hat es überstanden. Und ich auch.
    Als wir das Zimmer verlassen, zittern meine Knie. Ein ganz kleiner Zuspruch wäre schön. Ich will kein Lob. Nur vielleicht hören, dass er auch in Sorge war. Oder es wenigstens normal findet, dass ICH Angst hatte. Aber er nickt bloß kurz in meine Richtung, dann geht er voraus zum Arztraum.
    Als ich ihn einhole, sieht er mich doch an. »Du hast es sehr gut gemacht. Die Routine kriegst du noch.«
    »Wie kannst du so ruhig bleiben?«
    »Panik lähmt«, antwortet er knapp. Zwei Schritte lang Schweigen, dann sagt er, etwas leiser und ohne mir den Blick noch mal zuzuwenden: »Ich tue mein Bestes. Und wenn es nicht reicht … Dann kann ich es nicht ändern. Denn ICH habe alles gegeben, was ich konnte, und der Rest liegt manchmal nicht in meiner Hand.«
    Oh Mann, ich hoffe sehr, dass er immer noch von dem Patienten spricht.
    Vielleicht hat Tobias gemerkt, dass man das auch anders verstehen könnte. Oder er HAT es anders gemeint und es tut ihm nun leid. Der nächste Satz ist jedenfalls wieder eine Breitseite.
    »Du arbeitest offenbar zu wenig. Du musst das alles im Schlaf können. Wenn du während einer Behandlung keinen klaren Satz rausbringst, machst du deine Patienten nervös – und das ist das Schlimmste, was man tun kann.«
    Wie bitte?! ICH ARBEITE NICHT ZU WENIG. Ich lerne DEN GANZEN TAG! Und ich habe nur deswegen nicht in druckreifen Sätzen geantwortet, weil ich das ZUM ERSTEN MAL gemacht habe. Außerdem war es eine NOTFALL-Behandlung!
    Bevor ich auch nur eins dieser Argumente vorbringen kann, haben wir den Arztraum erreicht. Er öffnet die Tür, ohne auf meine Entgegnung zu warten.
    (Siehst du, Lena: Wenn du nach so einem Vorwurf keinen klaren Satz rausbringst, machst du DICH nervös. Und ärgerlich. Und das Schlimmste ist, dass er das Gefühl kriegt, er wäre im Recht.)
    »Der Patient ist stabil. Wir geben weiter Kristalloide«, erklärt Tobias der Schwester. »Besondere Beobachtung. Ich kontrolliere ihn nachher noch einmal.« Dann wendet er sich in meine Richtung und sagt: »Wir werden eine neue Konsultation ansetzen, Sie können es brauchen.«
    »Das kann ich nicht annehmen«, entgegne ich und bemühe mich um ein Lächeln, nur für die Schwester. »Sie müssen ja jede Nacht hier Dienst tun. Ich schaffe das schon.«
    Die Schwester nickt zustimmend; offenbar findet sie es nur angemessen, dass ich das großzügige Angebot des überarbeiteten Oberarztes nicht annehme.
    »Dafür nehme ich mir die Zeit«, widerspricht Tobias. »Übernächste Woche. Den genauen Termin besprechen wir noch.«
    Ich nicke. Die Schwester hat sicher erwartet, dass ich in überschäumendeDankbarkeit ausbreche angesichts dieser selbstlosen Unterstützung. Aber ich fühle mich nicht unterstützt – eher verhaftet. Und meine Knie zittern immer noch.
    »Fräulein Weissenbach kann Schluss machen, ihre Schicht ist ohnehin bald um«, sagt Tobias.
    Ich verabschiede mich in den Feierabend. Die Schwester wünscht mir eine Gute Nacht. Tobias sagt nichts. Ich bin noch nicht am Ende des Flurs, als jemand hinter mir herruft.
    »Fräulein

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