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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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winkt ab und erklärt, das Glück sei auf ihrer Seite gewesen … es könne ihr ja aber nicht jeden Tag zur Seite stehen … und deshalb werde sie morgen sicher keine einzige richtige Antwort geben.
    »Dann reicht es immer noch für eine Drei«, sage ich. »Du brauchst also morgen überhaupt nicht mehr anzutreten. Oder du setzt dich einfach mit einem Babykatalog an deinen Tisch und machst DARIN Kreuze.« Aber das will Isa dann doch nicht. Und zwar nicht nur, weil sie sich eine solch überhebliche Frechheit nicht traut. Offenbar hat sie auch der Ehrgeiz gepackt.
    »Es wäre schon toll, einen Puffer zu haben … einen Anreiz. Für nach der Babypause.«
    Na klar: »Soll ich jetzt schon wieder arbeiten und schaffe ich diesen Kraftakt?« lässt sich sicher leichter mit Ja beantworten, wenn man einen Auszeichnungs-Abschluss in der Hinterhand hat – auch wenn er ein Jahr alt ist.
    »Viel wichtiger ist aber, wie es bei denen läuft, die mich dann einstellen sollen«, lenkt Isa die Aufmerksamkeit von sich weg. »Wenn ich als nicht voll einsetzbare Mutter vor euren Chefarztbüros stehe und um einen Halbtags-Chirurgen-Job bitte.«
    Ich habe heute ganz gut abgeschnitten. Ehrlich gesagt sogar so gut, dass ich mir Hoffnungen machen kann, mit einer recht annehmbaren Note abzuschließen – falls morgen das Fragen-Glück auf MEINER Seite ist.
    »Und du?«, wende ich mich an Jenny.
    Sie nickt. »Wird schon.«
    »Wird WIE?«, frage ich. »Wird gut oder wird knapp?«
    »Wird schon«, antwortet sie kryptisch. »Was kommt denn morgen dran?«
    Die Internetseite prophezeit Gynäkologie und Radiologie und glaubt, dass auch zur Inneren Medizin noch Fragen folgen könnten, da der Anteil der Aufgaben zur Inneren in den letzten Jahren immer etwa bei 30 Prozent lag, diesmal aber erst 60 Fragen dazu gestellt wurden.
    Also schlagen wir wieder unsere Bücher auf, um die letzte schriftliche Etappe in Angriff zu nehmen und geben uns der mittlerweile schon beinahe liebgewonnenen Gewohnheit des Bis-zum-Augen-zufallen-Lesens hin.
    Am dritten und letzten Tag fühle ich mich auf meinem Platz richtig heimisch. Als ob ich den Trommler vor mir morgen schon vermissen werde. Er stört nicht während der Arbeitszeit; er tickt seine Rhythmen, bis die Bögen ausgeteilt werden, dann aber beugt er sich darüber und schreibt bis zum Ende, ohne noch einmal den Stift wegzulegen. Sehr motivierend. Auch heute klopfter seinen Gleich-geht’s-los-Trommelwirbel und in mir setzt eine Art Pawlow-Reflex ein. Alle Sinne gespannt: Jetzt kommt was, bei dem ihr euch alle konzentrieren müsst. (Ob das jetzt schon Klassische Konditionierung ist? Und ich in Zukunft immer mit Gerade-Sitzen und Gehirn-auf-Höchstleistung-Fahren reagiere, wenn irgendwo getrommelt wird? Könnte anstrengend werden. Aber vielleicht ganz nützlich?)
    Ob ich dem Trommler irgendwann mal wiederbegegne? Aber wie soll ich ihn erkennen? Ich habe ja nur drei Tage seine Rückansicht betrachtet. Quatsch, ich erkenne ihn am akustischen Reiz. Sobald er anfängt zu trommeln, wird alles in mir sofort mit dem Reflex Konzentrieren und Medizinwissen absondern reagieren. (Was prima ist, falls er auch Arzt wird und wir uns in einem Krankenhaus wiedertreffen. Nicht so sehr, wenn die Begegnung auf einem Samba-Konzert stattfindet, weil er durchgefallen ist oder spontan doch seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Aber Samba ist laut, vielleicht hört keiner, dass in der ersten Reihe eine die ganze Zeit Medizinkauderwelsch vor sich hin quatscht.)
    Noch zwei Trommelwirbel, dann nimmt der Reflex überhand und ich kann an nichts anderes mehr denken als an Gynäkologie und Radiologie. Und dann liegt der Bogen vor mir.
    Noch einmal stürmt! Und jetzt raus mit Shakespeare, rein mit Dorothea Erxleben und Robert Koch.
    Ich liege ganz gut in der Zeit. Was vielleicht auch damit zu tun hat, dass ich keine Pausen mache. Ich nehme zwar zwischendurch wahr, dass andere die Bögen zur Seite legen, um zu essen oder sich auf die Toilette begleiten lassen, manche gehen sogar auf eine Zigarette hinaus, bei mir aber sind alle Bedürfnisse abgeschaltet, solange ich den Aufgabenbogen vor mir habe.
    Essen? Was ist das?! Gestern und vorgestern habe ich auf dem Nachhauseweg die Müsliriegel in mich reingestopft wie ein Topspion, der im Angesicht der gegnerischen Geheimdienst-Ermittler seine Notizen durch Verschlucken vernichten muss. Aber während der Prüfungszeit verspüre ich keinen noch so winzigenAnflug von Hunger und keinerlei Bedürfnis

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