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Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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zu lernen, wovon Tom behauptet, dass sie es super können wird, und ich habe in den letzten 24 Stunden so viele tolle Dinge gelernt, dass das Pokerspiel nur die perfekte Abrundung aller neuen Lässige-Lena-Fähigkeiten ist.
    Während Felix und Tom das Spiel erklären, uns Kartenkombinationen und ihre Rangfolgen aufschreiben und Strategien empfehlen, lenkt mich der Blick in unsere Runde immer wieder ein wenig vom Zuhören ab. Wer hätte das gedacht – das, was gerade in unserer Küche stattfindet, erinnert ziemlich heftig an einen Pärchenabend. Okay, so fad, wie das klingt, ist es bei uns nicht. Jenny hat bestimmt, dass unsere Küche erst casinomäßighergerichtet werden muss, und lässt es sich nicht nehmen, die Lampe grün abzuhängen und stapelweise Monopoly-Geld dekorativ durch den Raum zu werfen. Wo sie die grässlichen riesigen Rückspiegel-Hänge-Würfel herhat, die plötzlich von der Lampe baumeln, will ich gar nicht wissen.
    Endlich sitzen wir zu fünft in unserem Behelfscasino am Tisch. Jenny dekoriert Felix mit Monopolygeld und er neckt sie für ihre Überdrehtheit. Tom empfiehlt Isa mit leiser Stimme Spieltaktiken und sie himmelt ihn mit großen Augen an und schmiegt sich an seine Schulter.
    »Pärchenabend, was?« Jetzt habe ich es doch gesagt. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen.
    »Neidisch?«, fragt Jenny frech. »Könntest du auch haben!«
    »Lad doch Alex noch ein!«, schlägt Isa vor.
    »Heute nicht mehr«, entgegne ich. »Vielleicht nächste Woche.«
    Warum eigentlich nicht?, denke ich. Alex würde hier super dazupassen.
    Ich verspreche, ihn für das nächste Wochenende einzuladen, und fange von Jenny ein Zwinkern auf. Und irgendwie ist es schön, zu wissen, dass sie allesamt nicht ahnen, was für eine besondere Verbindung ich in Wirklichkeit zu Alex habe.
    Wir spielen mit 50-Cent-Einsätzen, meistens gewinnt Felix. Er zieht Jenny damit auf, dass sie sich für eine exzellente Pokerspielerin hält, aber immer mitbietet – nur aus Prinzip. Zweimal bleiben nur Tom und Isa im Spiel, beide Male gewinnt Isa, obwohl ich insgeheim vermute, dass Tom eigentlich ein besseres Blatt hatte. Ich werde im Laufe des Abends merklich besser und am Ende haben Felix und ich den anderen sämtliche Einsätze abgespielt. Wir verzichten auf den letzten Vergleich und beschließen, alle von unseren Gewinnen zum Eis einzuladen.
    Als das Eis, das ein irritierter Pizza-Fahrer um Mitternacht in unserer Küche abgeliefert hat, verputzt ist, verabschieden sich die Pärchen in ihre Betten. Nur ich bin noch wach, wach wie eine Eule am Espressotropf. Kein Wunder, ich hab ja den ganzen Tag geschlafen, mein Tagesrhythmus ist komplett verschoben.
    Ich denke daran, meinen Computer noch einmal hochzufahren und ein bisschen in der Weltgeschichte herumzusurfen. In der südafrikanischen. Ich habe schon eine ganze Weile nicht danach gegoogelt, vielleicht gibt es ein paar neue blaue Trefferlinks?
    Auf dem Weg in mein Zimmer komme ich am Telefon vorbei. Eigentlich wäre es netter, mit jemandem zu sprechen, als nur über jemanden nachzudenken.
    Es ist halb zwei. Ich wette, dass Alex noch wach ist. Warum sollen zwei Freunde, die alleine noch wach sind, sich nicht ein bisschen miteinander unterhalten?
    Ich freue mich richtig drauf, Alex von meinen imponierenden neuen Pokerkünsten zu erzählen – und davon, dass ich noch auf bin, während in meiner Wohnung alles selig schlummert.
    Als ich den Hörer in der Hand habe, fällt mir ein, dass ich seine Nummer gar nicht habe. Er hat ja immer bei uns angerufen.
    Jenny hat seine Nummer. Aber will ich so gerne mit ihm sprechen, dass ich jetzt zu ihr und Felix ins Zimmer schleiche?
    Schade, Lena. Merken: Wenn jemand dein bester Freund sein soll, frag nach seiner Telefonnummer.
    Bis um vier liege ich hell-hell-wach im Bett. Wäre schön, wenn jetzt jemand da wäre. Das hübsche Mädchen von gestern hat Alex’ Frisur zerwuschelt und kokett geschwärmt, wie toll sein Haar sei. Ich versuche mir vorzustellen, wie Alex’ dunkle Haare wohl riechen, sich anfühlen. Aber es geht nicht.
    Alex ist es nicht.

    Am Sonntag sind wir besser auf Isas Tief vorbereitet. Jenny hat die Plüschtiere, Kochlöffel und anderen Puppentheaterfiguren mit Blau-weiß-Karoservietten bayrisch verkleidet und wir spielen ein Stück über Isas Ankunft in München. Wir haben uns wieder nicht abgesprochen und vernachlässigen die Geschichte zugunsten alberner Dialektversuche, aber wir haben großen Spaß. Isa applaudiert

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