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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rothe-Liermann Antonia
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Patientenzimmers und setzt ein beruhigendes Lächeln auf. Ein Lächeln, für das ich alles tun würde. Nein, ER braucht keine flotten Sprüche, kein sonniges Geplänkel. Er lächelt dich an und du hast das Gefühl, dass alles gut werden kann. Dass er alles gut werden lässt. Für dich.
    Er tritt ans Bett der Patientin. »Ich habe doch versprochen, dass ich Sie noch mal besuche«, sagt er. »Und ich habe Ihnen jemanden mitgebracht.«
    Das Mädchen im Bett ist jung. Ich kenne sie noch; sie war die letzte Patientin, die ich auf der Inneren aufgenommen habe. »Wie geht es Ihnen?«, frage ich und freue mich so, sie zu sehen. Glücklicher macht mich nur, dass er neben mir steht, mich so warm ansieht und diesen Moment mit mir teilt.
    »Zwei Wochen absolute Bettruhe«, sagt er, »das ist natürlich schwer zu ertragen. Aber morgen darf sie endlich aufstehen.«
    Er setzt sich ans Bett, die Patientin strahlt ihn an. »Setzen Sie sich«, sagt er. Ich nehme auf der anderen Seite des Bettes Platz.
    »Wo waren Sie die ganze Zeit?«, fragt mich das Mädchen. Dr. Thalheim lächelt. »Fräulein Weissenbach musste weiterziehen,auf dem langen Weg zur Assistenzärztin. Unsere Station muss nun ohne sie auskommen.«
    »Schade!«, sagt die Patientin. Er nickt. Und sieht mich dabei an.
    Zehn Minuten sitzen wir am Patientenbett, das Mädchen erzählt von ihren Plänen; wenn sie endlich wieder aufstehen darf, will sie Tennis spielen lernen. Ich kann an nichts anderes denken, als daran, dass das hier wirklich ich bin. Die hier am Bett sitzt, neben ihm. Zwei Ärzte. Er lächelt mir zu, zwischendurch, ganz vertraut. Das ist, was ich mir immer gewünscht habe.
    »Was machen Sie denn noch hier?« Dr. Thiersch steht in der offenen Tür.
    Von allen Angestellten dieser Klinik muss ausgerechnet Dr. Thiersch ausgerechnet jetzt hier vorbeistöckeln! Sie kommt aus der Cafeteria, in der Hand einen Joghurt, na klar, vielbeschäftigte Chirurgen haben miese Essenszeiten. Die Lego-Frisur sitzt immer noch perfekt.
    »Nichts. Ich …« Ich stammle.
    »Eine alte Patientin von Fräulein Weissenbach«, sagt Thalheim gelassen. »Die beiden haben sich lange nicht gesehen.«
    Dr. Thiersch nickt. Doch sie bleibt in der Tür stehen. »Ja«, sagt sie, »Patientenbesuche. Dafür hat man immer zu wenig Zeit.«
    Ich stehe auf. Der Moment ist kaputt. Ich verabschiede mich von der Patientin, wünsche viel Glück. »Auf Wiedersehen« auch zu Dr. Thalheim. Was soll ich sonst sagen? Hoffentlich versteht er die Blick-Sprache! (Mit der ich »Danke« und »Du fehlst mir jetzt schon« sage.)
    Er lächelt. »Einen schönen Abend!« Ich nicke ihm zu und gehe.
    Meine Freundinnen stehen vor der Klinik und warten auf mich. Isa hängt schon wieder am Telefon. Als ich komme, hält sie mir aufgeregt den hochgestreckten Daumen entgegen. Offenbar ist bei Tom alles prima gelaufen. »Ich bin SO stolz auf dich!«, flüstert sie in den Hörer. Jenny zückt ebenfalls ihr Handy. »Dann werde ich mir auch mal einen netten Herrn einladen.« Ich nicke, sie wählt schon. Und ich? Hab keinen, den ich anrufen kann.

I sa ist glücklich. Das ist nicht zu übersehen. Noch vor einer Stunde ist sie wie ein Derwisch durch die Wohnung gewirbelt, plötzlich waren unsere bunten Tischdecken, das zusammengewürfelte Geschirr und die behelfsmäßigen Marmeladenglas-Kerzenlichter – alles, was Tom längst kennt und sicher nie eines eingehenderen Blickes gewürdigt hat –, nicht mehr gut genug. Jenny und ich waren uns einig, dass ihr stürmischer Änderungsdrang völlig übertrieben und in der Kürze der Zeit ohnehin nicht mehr viel rauszuholen sei. Doch Isa ist eine Zauberkünstlerin, nach der sich jede Dekorations-Doku verzehren sollte. Als wir vom Einkaufen zurückkommen, steht die Küche Modell für ein Lifestyle-Magazin. Isa hat unser Stückwerk zum Stil erhoben, Tische und Stühle in weiße Laken gehüllt und auf gebügeltem Weiß (seit wann besitzen wir ein Bügeleisen?) wirkt das bunte Geschirr plötzlich geschmackvoll. Teelichte tauchen die Küche in warmes Licht und aus Herbstblättern und roten Beeren (die verdächtig an die Gartenzaunbepflanzung des Nachbarhauses erinnern) hat Isa eine romantische Deko arrangiert. Wir sind sprachlos. Es bleibt eine halbe Stunde, um uns in Schale zu werfen und das Essen in Gang zu bringen. Ganz nebenbei erfahre ich, dass Jenny auch für mich eine Abendunterhaltung eingeladen hat, einen Freund ihres eigenen Dates.
    »Keine Angst«, zwinkert sie mir zu. »Ich hab ihm

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