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Miss Monster

Miss Monster

Titel: Miss Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alte Sumpf.
    Ja, genau er, seine Landschaft, sein Geruch, seine Welt. Tief begraben, versteckt unter Erde und Wasser. Etwas Altes, etwas kaum Erfaßbares. Einfach etwas, das man erlebt haben mußte, denn zu erklären war es kaum.
    Sie schloß für einen Moment die Augen. Das Bild wollte nicht verschwinden, es wirkte noch nach. Gleichzeitig vernahm sie auch die ungewöhnliche Lockung.
    Da war eine Stimme.
    Miss Monster wußte nicht, wem sie gehörte. Sie konnte sich auch bei ihrem Klang nicht vorstellen, wie der Rufer wohl aussah, und sehr bald schon stellte sie sich die Frage, wer da wohl hintersteckte. War es ein Mensch, eine Bestie, ein Wesen, oder war es einfach nur das Böse?
    Sie tippte auf das letztere.
    Ja, das Böse hatte mit ihr Kontakt aufgenommen. Wie schon einmal, als sie mit dem Kahn auf den kleinen Moorsee hinausgefahren war. Nicht grundlos war die Stimme aufgeklungen, denn sie erklärte ihr sehr deutlich, daß sie keine Furcht zu haben brauchte.
    Sie sprach davon, daß ihre Heimat von nun an woanders war und daß sie sich nicht zu sorgen brauchte, denn sie besaß den Trumpf überhaupt. Was immer sie auch vorhatte, der Schädel würde es ihr ermöglichen.
    ›Denk an den Totenkopf! Er ist ein Stück von mir! Er ist deine Sicherheit, Miss Monster…‹
    Sie öffnete die Augen.
    Die Landschaft flirrte ein wenig, und sie kam sich vor, als wäre sie aus einem tiefen Traum zurückgekehrt. Gleichzeitig fühlte sie sich befreit, denn nun wußte sie, welchen Weg sie zu gehen hatte. In dieser verfluchten Schule hatte sie die längste Zeit ihres Lebens verbracht, das war nun endgültig vorbei.
    Der Sumpf gehörte ihr…
    Wiebke lächelte, als sie daran dachte. Sie stellte sich vor, wie es sein würde, wenn sie ihn betrat. Das Böse und der Totenkopf gaben ihr den nötigen Schutz. Sie würde diese Landschaft beherrschen und andere anlocken können.
    Gab es eine bessere Zukunft für eine Miss Monster?
    Etwas bewegte sich in Höhe ihres rechten Außenschenkels, klopfte dagegen. Nach dem ersten Erschrecken stellte Wiebke fest, daß es der Totenkopf war, der sich in dem Netz selbständig gemacht hatte, als wollte er ihr durch diese Bewegung anzeigen, endlich aus seinem Gefängnis befreit zu werden.
    Wiebke Crotano zögerte keine Sekunde länger. Sie trat vom Fenster weg, löste das Netz und holte den so bleichen Totenkopf mit einer vorsichtigen Bewegung hervor.
    Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. Plötzlich strahlten ihre Augen. Sie atmete tief, sehr tief ein, und auch das Zimmer gefiel ihr wieder. Sie sah es an wie eine Startbahn, die sie in eine bestimmte Zukunft bringen würde.
    Wiebke ging vor.
    Das Fenster lockte sie, aber auch die Luft dort draußen. Sie kam ihr vor, als hätte sie sich verändert, als wäre sie fest geworden. Sie brauchte nur noch das Bein zu heben, es auf die Fensterbank zu stellen, sich dort abzustemmen und dann hinauszufliegen in diese kühle Luft. Fliegen…
    Ein Traum erfüllte sich, einer, dem die Menschen schon seit Jahrtausenden nachhingen. Sie konnte es schaffen.
    Trotzdem zögerte sie. In den letzten Minuten war Wiebke hochsensibilisiert worden. Sie hatte sich nicht nur mit sich selbst beschäftigt, sie hörte auch, was sich in der Umgebung tat. Die Stimmen der anderen Schüler drangen nur bis zu ihr, wenn sie besonders laut waren. Das hatte sich geändert. Da waren neue Stimmen, fremde sogar…
    Männerstimmen…
    Sie starrte gegen die Tür. Leider konnte man sie nicht von innen abschließen, doch Wiebke wußte plötzlich, wer da draußen stand und zu ihr wollte.
    Sehr deutlich erinnerte sie sich an die beiden Fremden, die sich unter die Lehrpersonen gemischt hatten. Sie waren es, nur sie konnten die Spur gefunden haben.
    Was tun?
    Miss Monster starrte auf den Totenkopf, den sie mit beiden Händen hielt. Sie hoffte, von ihm einen Ratschlag zu bekommen. Sie wünschte sich wieder die ferne Stimme herbei, denn dann wäre sie beruhigt gewesen. Aber die Stimme meldete sich nicht, und Wiebke schritt rückwärts dem Fenster entgegen.
    Sie blieb erst stehen, als sie die kühle Luft spürte. Wie ein kalter Atem wehte sie über ihren Nacken.
    Dann war auch wieder die Stimme da. Sie hörte sie überdeutlich, als würde ein geheimnisvoller Geist dicht neben ihr stehen und die Botschaften zuflüstern. ›Vertraue mir! Tu es! Du kannst es doch, meine kleine Freundin. Laß dich nicht beirren…‹
    Der unbekannte Helfer hatte zwar nicht genau gesagt, was sie tun sollte. Wiebke wußte es

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