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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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Verbindung gesetzt hat, wäre das taktlos –, aber ich wette eins zu fünf, daß sie ablehnt. Sie versteht sicher nicht einmal, was man von ihr will, und ihr werden mindestens ein Dutzend Gründe einfallen, die dagegen sprechen. Es liegt an Ihnen, ihre Bedenken zu zerstreuen und sie zu einer Zustimmung zu bewegen … Aber wie konnte man einen Menschen zu etwas überreden, was er gar nicht will?
    Besonders wenn dieses Etwas so absurd ist, daß man es niemals an die Person hätte herantragen dürfen? Wieso konnten sie die Dinge nicht einfach so lassen, wie sie waren? Außerdem hätten sie Miss Seeton doch jederzeit wie schon ein paarmal zuvor bitten können, ihre komischen Zeichnungen zu machen. Aber davon hatte der stellvertretende Commissioner nichts wissen wollen. Er meinte, sie hätten kein Recht, einen Außenstehenden zu  bitten, Risiken auf sich zu nehmen, für die er nicht ordentlich bezahlt wurde. Aber kein Mensch verlangte von Miss Seeton, Risiken auf sich zu nehmen, oder? Sie …  naja, sie ging sie ein, ohne es selbst zu wissen. Der stellvertretende Commissioner hatte auch noch gesagt, daß es, nach allem, was in den beiden anderen Fällen, in die sie involviert gewesen war, vorgefallen war, auf lange Sicht billiger wäre, Miss Seeton offiziell in den Dienst der Polizei zu nehmen. Und der alte Brinton aus Ashford war auch keine große Hilfe. Er hatte sofort angerufen, sobald er von der Ankunft des Sergeant erfahren hatte, und ihn zur Eile gedrängt, weil er die alte Dame zu dem Treffen von Nuscience schicken wollte, sie aber, so wie die Dinge im Moment standen, nicht darum bitten konnte, bevor sie diese Vereinbarungen unterschrieben hatte.
    Unterschrieben? Er hatte die Taschen voller Formulare, die sie unterschreiben sollte. Aber, wie zum Teufel, sollte man jemanden dazu bringen, etwas zu unterschreiben, was er nicht unterschreiben wollte? Besonders wenn dieses Etwas so … Ach, zur Hölle!
    Anne erkundigte sich, wie Miss Seeton in der Schule zurechtkam. Sie war neugierig, da sie gehört hatte, daß viele Kinder ein plötzliches und überraschendes Interesse an finanziellen Angelegenheiten und Steuern entwickelt hatten und auch noch zu Hause lange Berechnungen anstellten. Anne bemerkte, daß sich ihre Gastgeberin äußerst unbehaglich fühlte, und unterbrach ihren Redefluß.
    Sie sah erst Miss Seeton, dann Bob an, dann stellte sie kichernd ihren Teller ab.
    »Hören Sie«, begann sie, »ich weiß, daß mich die Sache nichts angeht, aber wäre es nicht besser, wenn Sie und Bob die Angelegenheit hinter sich bringen würden, damit wir uns endlich normal unterhalten können? Bob hat solche Angst vor einer abschlägigen Antwort, daß er es 61
    kaum wagt, den Mund aufzumachen, weil er fürchtet, er könnte aus Versehen das Thema anschneiden. Und so, wie’s aussieht« – sie schenkte Miss Seeton ein  mitfühlendes Lächeln –, »sind Sie auch nicht gerade glücklich mit der Situation. Aber wir können nicht hier herumsitzen und so tun, als würden stellvertretende Commissioner nicht existieren – es gibt sie nun mal.« Sie appellierte an beide, als sie fortfuhr: »Könnten wir uns nicht einigen, daß es entweder eine gute oder eine schlechte Idee ist, und die Sache dann ganz schnell vergessen?« Miss Seetons Gesicht bekam einen rosigen Hauch, Bob wurde knallrot. Eine ganze Weile herrschte Schweigen. Anne schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Also schön«, sagte sie, »könnte ich dann wenigstens noch eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen haben?«
    Miss Seeton lachte, entschuldigte sich und kam ihren Pflichten nach. »Sie haben recht, Anne«, gab Miss Seeton zu, als sie Bob ein Stück Kuchen reichte. »Ich verhalte mich töricht. Sie müssen verstehen – obwohl es  wahrscheinlich ein Fehler von mir ist, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß dieses Angebot ernst gemeint ist.« Das war Wasser auf Bobs Mühlen: geschah Sir Heavily ganz recht – sie hielt das Ganze für einen Witz.
    »Das ist Majestätsbeleidigung«, belehrte Anne sie.
    »Sogar ich habe inzwischen gelernt, daß man einen stellvertretenden Commissioner ernst nehmen muß.«
    »Selbstverständlich.« Miss Seeton konnte ihre Zweifel nicht verbergen. Es war … es war so schwierig, das richtig auszudrücken. Obwohl sie überzeugt war, daß Zeichnen ihre Hauptaufgabe sein würde, wußte sie auch, daß alle, die bei der Polizei arbeiteten, allzeit bereit sein mußten, auch andere Pflichten zu erfüllen, wenn es nötig

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