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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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gebildet. Ich weiß noch, daß er mich ›Lady‹ genannt hat. Er hat gesagt: ›Gehen Sie ins Haus, Lady‹ oder so etwas Ähnliches.«
    »Haben Sie ihn gehen sehen?«
    »Ja, er ist auf mich zugekommen, als ich dort war – am Hühnerstall, meine ich.«
    »Können Sie sich entsinnen, ob er hinkte? Sir George meint, er hätte gehumpelt. Mich interessiert, ob er wirklich hinkt oder ob er sich vielleicht nur den Fuß verstaucht hatte.«
    »Oh.« Langes Schweigen. Miss Seeton stieg das Blut ins Gesicht.
    »Sie erinnern sich nicht?«
    »Doch, doch. Ja. Leider. Ich habe deswegen ein sehr schlechtes Gewissen. Sehen Sie, ich war ärgerlich, wegen der Hühner, denn ich wußte, daß Stan sich aufregen würde. Und da habe ich ihm gesagt, er soll damit aufhören – aufhören, die Hühner aufzuscheuchen. Und weil er nicht gehorchen wollte und mir sagte, ich soll wieder ins Haus gehen und mit der Waffe auf mich zeigte, habe ich unglücklicherweise die Geduld verloren und ihm aufs Handgelenk gehauen. Und das Ding ist explodiert. Ich glaube, er hat was am Fuß abbekommen. Ich habe sofort gefragt, ob er verletzt sei, aber er hat nicht geantwortet. Er ist nur jammernd herumgehüpft und hat seinen Fuß festgehalten. Und dann ist er auf den Hühnerstall geklettert und verschwunden.«
    Es war zuviel. Es war eine Kleinigkeit mehr, als der stärkste Mann vertragen konnte. Der Sergeant mußte sich einfach dazu äußern. Zu seinem Vorgesetzten gewandt, sagte er: »Sie hat. hihihi.« Ein Kichern entfuhr ihm. Über den Ton erschrocken und unter dem drohenden Auge des Orakels zusammenschrumpfend, biß er die Zähne zusammen. Mit bebenden Lippen sagte er: »Entschuldigen Sie, madam. Für die Akten: War es Ihr Schirm. ich meine, haben Sie ihm damit aufs Handgelenk gehauen?«
    »Ja, natürlich«, sagte Miss Seeton. »Woher wissen Sie das?«
    »W-weil es gar nicht anders sein k-konnte. Nur Sie. huhuhu.« Heroisch brachte er sich zum Schweigen, indem er sich mit aller Kraft auf die Zunge biß.
    »Geht’s jetzt wieder, Sergeant?«
    Glutrot blickte Bob das Orakel in stummer Verzweiflung an. Schmerz und Druck trieben ihm das Wasser in die Augen. Zwei große Tränen rannen seine Wangen herab. Delphick blickte hastig weg. Eine Träne tropfte auf das Notizbuch, machte einen Klecks und blieb dort als sichtbares Zeugnis eines herzbewegenden Interviews.
    »Gut. Ja.« Delphick wußte nicht weiter, was ihm sehr selten passierte. Er versuchte es noch einmal, und zwar umgekehrt: »Ja. Gut. Das erklärt das Humpeln. Und ausgezeichnete Zielsicherheit, wenn ich so sagen darf.« Er holte tief Luft. »Und jetzt zwei andere Dinge.« Er lächelte. »Sie tun mir leid, Miss Seeton, denn es muß Ihnen wie ein endloser Katechismus vorkommen. Aber Polizeiarbeit besteht nun mal aus Informationen. Aus Stößen von Informationen. Die sämtlichst aufgenommen, in Tabellen erfaßt, miteinander verglichen und sonstwie bearbeitet werden müssen. Und aus diesem Verarbeitungsprozeß ergeben sich, wenn wir Glück haben, Tatsachen. Manchmal werden uns Informationen ohne Aufforderung geliefert, aber meistens müssen wir sie mühselig ausgraben – durch endlose Fragen.«
    »Aber natürlich, Superintendent. Ich helfe Ihnen gern, wenn ich kann. Ich wüßte nicht, wie Sie Ihre Arbeit tun sollten, wenn die Leute Ihnen nicht sagen, was los gewesen ist.«
    »Eben. Nun, da gibt es eine Schriftstellerin, die hier lebt und Dinge schreibt, die von manchen Leuten als ›blöde Bücher‹ bezeichnet werden.«
    »Sie meinen Mrs. Venning? Ob die Bücher blöd sind, davon weiß ich nichts, aber sie gehen sehr gut. Ich habe keines gelesen. Es sind Kinderbücher«.
    »Und sie hat eine Tochter namens Angie?«
    »Angela, ja.«
    »Sie kennen Mrs. und Miss Venning?«
    Man mußte es dem Orakel lassen, dachte der Sergeant. Ihm war es nicht gelungen, den Namen von Mr. Colvendens ›blöder Schriftstellerin noch vor dem Lunch herauszukriegen, weil der Police Constable von Plummergen auf Streife war, und jetzt zog der Super Miss Seeton diese Information aus der Nase, ohne daß sie überhaupt merkte, ihm eine Auskunft gegeben zu haben. Als nächstes würde er sie um eine Beschreibung bitten.
    »Wie sind die beiden?« fragte Delphick.
    »Es tut mir leid – ich weiß es nicht. Mit Mrs. Venning habe ich nur ein einziges Mal gesprochen. Und ihre Tochter habe ich nur ganz kurz gesehen. Sie war krank.«
    »Aber Sie haben doch einen Eindruck gewonnen. von der Mutter zumindest. Was für eine Frau ist sie?«
    Miss

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