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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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irgendwo anders auf, und eines Tages mußten sie ihn schnappen. Einstweilen aber, und daran war nicht zu rütteln, hatte er, Superintendent Delphick, versagt. Obwohl man es ihm zugute halten würde, daß Miss Seeton ohne Bobs schnelles Eingreifen ertrunken wäre. Aber schließlich hatte der Yard sie beide nicht als Lebensretter angestellt. Nein, falsch – im Grunde waren sie genau das, vermutlich. Delphick grinste. Er hatte sich vorgenommen, den zerbrochenen Schirm einzurahmen und in seinem Büro aufzuhängen, als Mahnung, nur nicht überheblich zu werden. Nach der Identifizierung Lebels zum Beispiel hatte alles kinderleicht ausgesehen. Aber von dem Moment an, in dem ihm Miss Seeton in Covent Garden den Schirm in den Rücken gebohrt und ›Lassen Sie das‹ oder so etwas gesagt hatte, war die alte Dame ihnen allen voran marschiert, und sie waren hinterhergetrottet. Gewiß, sie hatten unterwegs dies und jenes aufgeräumt, aber dann war er in eine Art Selbsthypnose verfallen, daß er sich einbildete, Miss Seeton würde César schon auftreiben und ihn auf einem silbernen Tablett, säuberlich zusammengebunden und garniert, überreichen. Sie hatte ihn tatsächlich aufgetrieben – sogar zweimal –, aber ihm und seinen Kollegen war nicht mal das Zusammenbinden geglückt. Komisch, dieses Talent von ihr, bei anderen Motive und Hintergründe zu erfassen, ohne sich ganz bewußt zu sein, was sie sah. oder vielmehr zeichnete. Im Stab beim Yard könnte man sie gut gebrauchen. Wirklich erfreulich, daß das Rauschgiftdezernat keine Anklage gegen Mrs. Venning erheben wollte. So oder so konnte man sagen, daß sie ihre Rechnung bezahlt hatte. Und es gab ja auch nur Miss Seetons Bericht über ein Gespräch; Mrs. Venning selbst war so krank, daß es sinnlos gewesen wäre. Und zumindest hatte man einen neuen Trick erfahren, wie Leute mit Rauschgift in Berührung gebracht wurden. Das war immerhin etwas.
    Es war vorbei. Eigentlich hatte er es gleich gewußt, damals, als Miss Seetons Schirm kaputtgegangen war. Man brauchte sie bloß mit einem Parapluie zu bewaffnen, und die Hölle war los. Aber wenn man ihn ihr wegnahm, herrschte sofort wieder Ruhe. Schade, daß sie Jung-César nicht geschnappt hatten, aber man konnte ja nicht alles haben. Und César war für seine eigenen Bosse jetzt unbrauchbar geworden, weil er sein Zeichen weg hatte und Miss Seeton ihn wegen der Geschichte in Covent Garden in die Mangel nehmen konnte. Und wenn Césars Bosse glaubten, er würde vielleicht doch singen, dann beseitigten sie ihn wahrscheinlich selber, was anderen eine Menge Ärger ersparen würde. Anne Knight. Ein wunderschöner Name. Anne. Anne Ranger. Irgendwie noch besser. Natürlicher. Am Wochenende hatte er dienstfrei, sie hatte versprochen, rüberzukommen, und sie würden zum Abendessen ausgehen und sich am Sonnabend eine Show ansehen, und am Sonntag. er mußte sich was für Sonntag ausdenken. Und. Bob blickte aus dem Abteilfenster und sah in eine herzerquickende Zukunft. Es lag alles noch vor ihm. Offensichtlich war alles vorbei. Sie trat vom Fenster zurück und setzte sich, nachdem sie gesehen hatte, wie die beiden Busse von Crabbe vor der gegenüberliegenden Tankstelle anhielten und die heimkehrenden Dorfbewohner ausspuckten.
    »Sie sind wieder da, Eric. Zu blöd. Ich weiß wirklich nicht, warum sie alle zu der Gerichtsverhandlung nach Maidstone wollten. Als ob es ein Sonntagsausflug wäre, oder so.«
    Miss Nuttel war kleinlaut. »Wir sind doch auch zum Inquest nach Ashford gefahren.«
    Mrs. Blaine war etwas eingeschnappt. »Ja, schon, aber bloß, weil wir dachten, wir müßten jemand beistehen, jemand hier vom Ort, damit im Zweifelsfalle der Grundsatz in dubio pro gilt.«
    »In dubio pro reo, meinst du«, sagte Miss Nuttel mürrisch.
    »Das sage ich doch. Schön dumm sind wir gewesen. Aber dieses Mal ist es bombensicher. Und das beweist, wie recht wir die ganze Zeit gehabt haben.«
    »Ich glaube immer noch, Bunny«, sagte Miss Nuttel nervös, »wir sollten zur Polizei gehen.«
    »Unsinn, Eric. Uns glaubt man nicht – nur ihr, und sie führt sie an der Nase herum, wie immer. Und dabei sieht ein Blinder mit Krückstock, daß sie mit diesem jungen Mörder von London unter einer Decke steckt, schon die ganze Zeit. Das habe ich doch gleich gesagt. Und seit heute nachmittag haben wir den endgültigen Beweis. Oder etwa nicht? Dadurch, daß wir hier geblieben sind, haben wir alles rausgekriegt. Wir haben beobachtet, wie er sich in ihr Haus

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