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Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Titel: Miss Sophie, Sie können mir vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Rolls
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Hände von dir zu lassen. Aber du darfst nicht denken, dass ich nur ein flüchtiges Abenteuer mit dir haben will.”
    In diesem unpassenden Augenblick hielt die Kutsche an. Und noch ehe die Pferde richtig standen, hatte Sophie den Wagenschlag aufgestoßen und war auf die Straße gesprungen.
    Sie wagte nicht, darüber nachzudenken, wie lange das von David ins Auge gefasste Abenteuer hätte dauern sollen. Keinen Augenblick länger durfte sie verweilen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich seinen Wünschen fügen würde, war viel zu groß. “Gute … gute Nacht”, flüsterte sie und starrte ihn aus weit geöffneten Augen an.
    “Warte, Sophie!” Seine Stimme hatte verzweifelt geklungen. “Meine Hausgäste reisen morgen ab. Ich komme übermorgen zu dir, um alles zu arrangieren!”
    Sophie biss sich auf die Unterlippe und wandte sich ab, ehe sie durch die Eindringlichkeit seiner Worte bewogen wurde, etwas zu erwidern. Sie floh zum geöffneten Gartentor und zum Haus, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    David sah ihr hinterher und lehnte sich enttäuscht aufstöhnend ans Rückpolster. Er verbarg das Gesicht in den Händen und versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Nie im Leben war er so verrückt vor Verlangen gewesen. Angestrengt bemühte er sich, nicht an Sophies warmen, weichen Körper zu denken, und überlegte, ob sie ihm je verzeihen würde, was er soeben getan hatte. Die einzige Entschuldigung für sein Verhalten war, dass er den Wunsch hatte, Sophie zu heiraten.
    In diesem Moment wurde er sich bewusst, dass er viel zu aufgeregt gewesen war, um seine Absichten ganz klarzumachen – nicht einmal in dem Moment, als er Sophie gestand, sie zu lieben. Er hatte sie nicht gebeten, ihn zu heiraten. Jäh wurde ihm klar, dass sie allen Anlass hatte zu glauben, er wolle nur eine Affäre mit ihr haben.
    Nervös machte Sophie die Haustür auf und eilte ins Entree. Im Haus war es still. Sie konnte den Hufschlag der Pferde hören, als der Kutscher den Wagen wendete. Den Atem anhaltend, lauschte sie. Ah! Jetzt war es zu hören, das Rumpeln der abfahrenden Kutsche. Mit zitternden Händen legte Sophie den Türriegel vor und hastete in ihr Zimmer.
    Immer noch zitternd setzte sie sich aufs Bett. Ihre Gedanken überstürzten sich. Arrangieren? Was? David hatte nicht gesagt, was er ihr anbieten wollte. Sie wagte nicht zu hoffen, dass er die Ehe im Sinn hatte. Mit Lady Lucinda war er so gut wie verlobt. Bestenfalls wollte er sie, Sophie, zu seiner Mätresse machen. Schlimmstenfalls wollte er nur ein kurzes Abenteuer mit ihr haben. Sophie verdrängte diese Gedanken. Er hatte gesagt, er habe solches Verlangen nach ihr. Wenn er nur mit ihr schlafen wollte, hatte er leichtes Spiel. Er musste doch wissen, wie wenig Mühe es ihn kosten würde, sie zu verführen.
    Beschämt errötete sie, weil sie wusste, dass eine Berührung, ein Wort der Liebe genug gewesen wäre, um sie zu schwach zu machen. Dann wäre sie ihm in die Arme gesunken und hätte ihn angefleht, sie zu besitzen. Verbittert erkannte sie, dass er nur von Liebe geredet hatte, als klar gewesen war, dass sie ihm Widerstand leisten würde.
    Sie erschauerte. Nach dem Lied wusste er, dass sie ihn liebte. Wie würde sie sich verhalten, wenn er zurückkehrte? Sie wusste, wie sie sich hätte verhalten müssen, konnte jedoch den Gedanken nicht ertragen, David könne sie für kokett halten oder, was noch schlimmer gewesen wäre, denken, sie wolle ihn in die Ehefalle locken, indem sie sich ihm verweigerte. Und sie wollte sich ihm nicht verweigern. Ginge es nur um sie, hätte sie nachgegeben, das Risiko auf sich genommen und sich mit dem begnügt, was David ihr anbot.
    Aber sie konnte es sich nicht leisten, nur an sich zu denken. Sie musste Kit beschützen. Und das bedeutete, sie musste den Freuden der Liebe mit David entsagen. Sie zwang sich, darüber nachzudenken, dass das Leben ihres Neffen ruiniert würde, wenn sie Davids Geliebte wurde, denn dann gab sie seinem Großvater eine Waffe in die Hand, mit der er sie vor Gericht zur Aufgabe der Vormundschaft zwingen konnte.
    Sie zog sich aus, ging zu Bett und war sich vollkommen darüber im Klaren, dass die Versuchung, sich David hinzugeben, falls er jetzt zu ihr kam, überwältigend groß war.

12. KAPITEL
    Nachdem Lady Lucinda ihrer Zofe geläutet hatte, nahm sie die Perlenkette ab und legte sie auf den Frisiertisch. Im gleichen Moment nahm sie im Spiegel hinter sich eine Bewegung wahr. Sie wirbelte herum, sah jedoch niemanden.

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