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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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Eleganz und Helligkeit des Salons erkennen. Emily, die gern noch etwas verweilen wollte, bahnte sich ihren Weg durch die Unordnung, um einen Blick durch die Fenster zu werfen.
    „Was für ein Ausblick!“, rief sie und bewunderte die Farbenpracht der Umgebung.
    Das Haus stand auf einer Anhöhe, von der aus man das gesamte Tal überblickte. Man sah zartgrüne Wiesen und dunkelgrüne Wälder, hinter denen sich eine Reihe von Hügeln erhob, über denen blauer Dunst lag. „Allein dieser Ausblick ist die Anstrengung wert, das Haus wieder instand zu setzen“, begeisterte sie sich. William zog ein skeptisches Gesicht. „Haben Sie sich mal die direkte Umgebung angesehen?“, fragte er und stellte sich neben sie.
    In der Tat war die ehemalige Gartenanlage vor dem Gebäude nur noch eine Wildnis aus Unkraut, Büschen und halb umgestürzten Bäumen. Eine beschädigte Statue, von Efeu überwachsen, stand verlassen zwischen den steinernen Überresten eines Wasserbassins. Emily schreckte das nicht ab.
    „Philip! Der Springbrunnen ist genau wie unserer in Shearings.“
    William lachte. „Was Sie für eine Fantasie haben, Miss Winbolt. Ich kann überhaupt keine Ähnlichkeit erkennen.“
    „Aber ja doch! Sie müssen einfach durch das oberflächliche Chaos auf die Substanz sehen. Wenn diese Statue erst einmal restauriert ist, wird sie anmutiger aussehen als alle, die wir bei uns haben. Die Lage des Brunnens muss einst perfekt geplant worden sein. Dort hinten sind die Überbleibsel einer Allee! Führt sie zu einem Zierbau? Vielleicht zu einem Gartenhaus?“ Eifrig redete sie auf ihn ein: „Sir William, Sie müssen das alles restaurieren lassen! Mit der Brunnenanlage wird es bestimmt keine Probleme geben. Ich bin mir sicher, dass sie aus einem Bach in der Nähe gespeist werden kann. Schauen Sie sich diese Zierurnen an – sie sind so aufgestellt worden, dass sie die Blicke des Betrachters auf die dahinterliegende Rasenfläche lenken!“
    Emily war bei den Planungen für den Garten von Shearings immer der kreative Kopf gewesen. Die Möglichkeiten, die Charlwood bot, beflügelten ihre Vorstellungskraft. In ihrer Euphorie wirkte sie wie verwandelt und hatte all ihre Reserviertheit abgelegt.
    „Sie finden also nicht, dass die Zierurnen ein wenig zu wahllos herumstehen? Mich erinnern sie eher an die Stallknechte aus der Gegend, wenn sie am Ende eines harten Tages wankend vor dem Gasthof stehen“, merkte William belustigt an.
    Objektiv betrachtet stand keine der Zierurnen noch ganz aufrecht. Einige lehnten wie trunken gegeneinander oder waren schon halb im Erdreich versunken.
    Emily lachte. „Dieser Vergleich ist natürlich schwer von der Hand zu weisen, wenn ich mir Job Diment und Will Darby im angeheiterten Zustand vorstelle. Aber immerhin scheinen die Zierurnen kaum beschädigt zu sein. Darf ich sie mir aus der Nähe ansehen?“
    „Wir können das Haus jetzt gern verlassen und einen Blick auf den Garten werfen. Die Besichtigung der anderen Gebäudeteile müssen wir aus Sicherheitsgründen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Wir sollten auf demselben Weg wieder hinausgehen, denn die anderen Türen sind noch versperrt.“
    „Wegen der Baufälligkeit?“, erkundigte sich Philip.
    „Ja, aber auch wegen der erwähnten Eindringlinge. Es ist einfacher, sie abzuhalten, wenn es nur einen Eingang gibt.“
    „Haben Sie eine Ahnung, wonach die Kerle suchen?“
    „Ich nehme an, sie wollen nur ein Dach über dem Kopf. Ich kann mir jedenfalls keinen anderen Grund vorstellen.“
    Als sie wieder vor das Haus traten, lag das Gelände in gleißendem Sonnenlicht. Rosa beäugte den Wildwuchs mit Skepsis. Als sie in der Nähe eine Bank erblickte, die einen stabilen Eindruck machte, breitete sie ihren Schal über der Sitzfläche aus und verkündete: „Ich bin jetzt genug herumgewandert, Sir William, und würde mich gern eine Weile hinsetzten und die Sonne genießen, während Sie, mein Gatte und Emily sich einen Weg durch diesen … Dschungel bahnen.“
    Emily war bereits neugierig vorangegangen, kehrte jedoch bei diesen Worten um. „Wenn es dir nicht gut geht, bleibe ich selbstverständlich bei dir, Rosa. Ich kann mir die Zierurnen auch ein andermal ansehen. Wir bleiben hier, während Philip und Sir William sich durch das Gebüsch kämpfen.“
    „Das ist ganz reizend von dir, aber du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen. Ich bin nur ein wenig müde. Wie du weißt, sitze ich gern friedlich in einem Garten, ohne ihn umzugestalten!

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