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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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ersten Begegnung hatte er sie in leidenschaftlicher und beinahe hemmungsloser Erregung erlebt. Beim Ball der Langleys war sie ein Muster an Selbstbeherrschung und kühler Ironie gewesen, obwohl sie vor Angst fast vergangen sein musste. Diese Frau besaß sowohl Leidenschaft als auch Verstand und vermochte sogar im Zustand der Verzückung vernünftige Berechnungen aufzustellen. Ist das nun endlich die wahre Emily Winbolt? fragte er sich.
    Mit einem Mal wurde Emily bewusst, dass William sie seit geraumer Zeit anstarrte. Verunsichert sagte sie: „Es tut mir leid. Meine Begeisterung geht manchmal mit mir durch. Gartengestaltung gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.“
    „Das ahnte ich bereits“, entgegnete William freundlich.
    Emily errötete. „Sie machen sich über mich lustig.“
    „Nur ein wenig. Ich bin gleichermaßen beeindruckt.“
    Sie lächelte nervös, wollte etwas sagen, verwarf es jedoch wieder. Schweigend sahen sie einander an. Nach einer halben Ewigkeit atmete sie tief durch und wandte sich ab. Ein Fuß blieb in einem niedrigen Dornengestrüpp hängen, und sie wäre gestolpert, wenn William sie nicht aufgefangen hätte. Nachdem sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, kniete er nieder, um ihr Kleid und den Schuh von den Dornen zu befreien. „Haben Sie sich verletzt?“, erkundigte er sich besorgt.
    „Nein, es war dumm von mir …“ Sie verstummte, als er sich erhob, ihr die Hände um die Taille legte und sie zu sich drehte.
    Plötzlich fühlte sich William genauso wie bei ihrer ersten Begegnung, sein Herz begann zu rasen, und er atmete unregelmäßig. Hier, in dieser Wildnis aus Dornen und Rosen, war er mehr in Versuchung als jemals zuvor. Niemals hatte er Vergleichbares empfunden. Er wollte sie wieder so leidenschaftlich umarmen wie in der Mulde, alle Versprechen ihr gegenüber ebenso vergessen wie die Tatsache, wer sie beide waren. Er umschlang sie fester … Sie blickte auf, und er sah die Besorgnis in ihren silbergrauen Augen. Das gebot ihm Einhalt. Wenn ich möchte, dass sie mir vertraut, muss ich mich zurückhalten. So ruhig wie möglich sagte er: „Verzeihen Sie mir. Bevor wir den Garten erneut unter die Lupe nehmen, werde ich sicherstellen, dass die Wege frei sind. Sie hätten sich verletzen können. Sind Sie wirklich in Ordnung?“
    „Danke, Sie sind sehr freundlich.“ Zu Boden sehend fügte sie hinzu: „Wir sollten besser zurückgehen.“
    „Natürlich, wenn Sie das wünschen. Ich hoffte, Ihnen das Gartenhaus zeigen zu können, aber wenn Sie der Sturz so mitgenommen hat …“ Er sah sie eindringlich an und versprach: „Es wird nicht wieder zu einem solchen … Vorfall kommt.“ Er machte eine Pause. „Kommen Sie, wir haben noch etwas Zeit“, versuchte er sie zu überzeugen. „Ihr Bruder hat uns eine Stunde gegeben, und ich wäre froh, wenn sie einen glücklicheren Eindruck machten, bevor wir zurückkehren. Versuchen Sie, mir zu vertrauen.“ Er war selbst überrascht, wie wichtig ihm ihre Antwort war.
    „Bis zum Gartenhaus können wir noch gehen“, erwiderte sie zögerlich. „Rosa macht es sicher nichts aus – die Sonne scheint, und sie ist immer zufrieden, wenn Philip in ihrer Nähe ist.“
    William verbarg seine Erleichterung. „Sie scheinen mir ein ideales Paar zu sein.“
    „Das sind sie. Sie sind wie füreinander geschaffen.“
    Zwar hätte sich leicht eine Überleitung zu dem finden lassen, was er sagen wollte, doch vorsichtshalber bemühte er sich, eine unverfängliche Unterhaltung in Gang zu halten, während sie die heruntergekommene Allee erreichten. Es schien ihm nicht der richtige Zeitpunkt, um seine Begleiterin auf die Probe zu stellen. Noch nicht. Stattdessen befragte er sie zu ihren Vorlieben bei der Anlage von Gärten und lauschte ihren Ausführungen über die Pflanzen- und Baumbestände in Charlwood. Ein paar Mal brachte er sie sogar zum Lachen. Als sie schließlich das Gartenhaus erreichten, schien sie wieder voller Tatendrang zu sein. Sie ließen sich für eine Weile auf den steinernen Stufen nieder. Das Sonnenlicht des späten Nachmittags hüllte alles in ein bezauberndes Licht.
    „Wie schön“, schwärmte Emily, als sie sich umschaute. „Und wie friedlich es hier ist.“
    „Es freut mich, dass es Ihnen gefällt.“
    Sie schwiegen eine Weile, bis Emily sich schließlich erhob. „Sicher wundert sich Rosa, wo ich bleibe.“ Sie lächelte ihn an. „Die Stunde dürfte mittlerweile verstrichen sein.“
    „Sie hängen sehr an ihr.“
    „Wie

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