Miss Wyoming
drin?«
- »Das werden wir erst morgen wissen. Wenn dann noch was davon übrig ist.«
- »Eine Familie? O Gott.«
- »Nein. Dieser ehemalige Wetteransager - Evan Irgendwas. Aus den Achtzigern.«
- »Vor meiner Zeit.«
- »Ein komischer Kauz. Lebte allein. Hat Müll gesammelt, meinte der Nachbar.«
Die Frontfassade des Hauses sackte in die Grillmulde, die einst ihr Zuhause gewesen war. Aller Augen waren auf das Feuer gerichtet, und keiner beachtete Susan, die, während sie sich umdrehte und zurück zum Auto lief, das Gefühl hatte, in einer Art unheimlichen kosmischen Schleife gefangen zu sein, die sie dazu verdammte, dasselbe immer wieder von vorn zu erleben. Sie ließ den Motor an. Das Spektakel war schon fast vorbei -es war nicht mehr viel übrig, das verbrennen konnte. Sie fuhr los, auf der Suche nach einem Highway, irgendeinem Highway. Bitterlich weinend versetzte sie sich in ihrer Wut Ohrfeigen, bis sie blaue Flecke hatte. Sie stieß auf den Freeway und raste die Auffahrt hinauf. Sie fuhr mit Fernlicht, denn sie wusste, dass nun eine außergewöhnliche Dunkelheit um sie herrschte.
Eine Silvesternacht in den Achtzigern fiel ihr wieder ein. Sie war mit Larry in dessen Jaguar auf dem Weg zu einer Party bei Joan Collins gewesen, und dabei hatten sie sich verfahren. Sie waren schon zu spät losgekommen, und dann mussten sie auch noch tanken. Sie hatten die falsche Abfahrt genommen, und das Ende vom Lied war, dass sie sich um Mitternacht auf dem Hollywood Freeway befanden, ein Wagen unter Hunderten - Millionen - auf der ganzen Welt, die durch die Nacht fuhren, durch all die großen Veränderungen hindurch, jene Momente, in denen eine Ära zu einer anderen wird. Die Schminke um ihre Augen war völlig verschmiert. Sie konnte nichts mehr sehen, fuhr auf eine Tankstelle und wusch sich auf der Toilette das Gesicht. Sie fingerte in ihrer Handtasche herum und fing wieder an zu weinen, als sie zwischen all den anderen Sachen ein kleines Foto von Eugene entdeckte. Und dann fand sie den zusammengefalteten Brief, den sie an der Absturzstelle des Flugs 802 in Seneca von der Gedenkstätte mitgenommen hatte, die zu ihren Ehren errichtet worden war - Randy Montarelli, 1402 Chattanauqua Street, Eerie, Pennsylvania. Sie ging in den Tankstellenshop, der mit Rush-Hour-Kunden überfüllt war, klaute eine Landkarte, stieg wieder ins Auto und fuhr, erst in Richtung Norden und dann nach Osten, von Bloomington über Indianapolis und Akron nach Cleveland.
Ungefähr um Mitternacht erreichte sie Eerie, Pennsylvania, wo sie die Landkarte hervorzog und so lange blätterte, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Dann, wie sich herausstellte, etwa ein Dutzend Wehen später, hämmerte sie an die Tür von Randy Montarellis Stadthaus. Er öffnete mit einer Gurkenmaske auf dem Gesicht, während im Hintergrund eine Matlock-Folge plärrte, die er sich gerade auf Video anschaute. Der Geruch von Popcorn erfüllte die Luft wie heißer salziger Sirup. Mit blutunterlaufenen Augen riss Susan sich die Perücke vom Kopf. Ihre Haare waren verklebt, und ihre Gedanken überschlugen sich. Sie überquerte Randys Schwelle und ließ sich auf die Couch fallen, wo sie, noch bevor die Matlock-Folge zu Ende war, einen makellosen kleinen Jungen zur Welt brachte. Randys Afghanen, Camper und Willy, winselten im Gästezimmer. Randy hielt das Baby in seinen Armen, während Susan ihn anschrie, er solle die Nabelschnur durchschneiden, und er gehorchte.
Kapitel Zweiundzwanzig
»Du alte Hexe, hör auf, mich ändern zu wollen. Herr im Himmel, ich kann mich nicht an einen einzigen Moment in meinem Leben erinnern, in dem du nicht versucht hast, mich mit Gewalt zu etwas anderem zu machen, als ich bin.«
»Bist du jetzt fertig, Süße?«
Sie befanden sich zur Wahl der Miss USA Teen in Denver. Beide führten ihre Unterhaltung zwischen zusammengebissenen Zähnen, ein Lächeln auf den Lippen. Sie frühstückten im Alpine Room des Marriott. Es war Donnerstagmorgen um 7:15 Uhr während einer Einführungsveranstaltung mit »Morgengebet mit Putenwurst - Pute, die Alternative zum Schwein«. Solche Mahlzeiten gehörten zum gängigen Ablauf der Schönheitswettbewerbe. Bei dieser Gelegenheit wurden noch Spinde und Schlüssel zugeteilt. Außerdem füllte Susan einen Teilnahmebogen für eine Denver-Rundfahrt mit Fotografen und Kamerateams aus. Das dabei gedrehte Material sollte für die Leinwand zusammengeschnitten und während der Preisverleihungszeremonie am
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