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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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er die Tür des Morddezernats öffnete, sah er Bruno Bernardi am Empfang stehen. Seine stämmige Statur war ebenso unverkennbar wie das kurzgeschnittene, langsam ergrauende braune Haar und die platte Boxernase, die ihm etwas Brutales verlieh, was seinem Wesen aber in keiner Weise entsprach.
    »Als ich gehört habe, dass Sie mich sprechen wollen und um zwei noch mal herkommen würden, habe ich lieber gleich hier auf Sie gewartet«, begrüßte Bernardi den Reporter. »Lassen Sie uns gleich nach hinten in mein Büro gehen.«
    In Bernardis Büro hingen dieselben Fotos, die Samuel schon aus dessen Zeit in Richmond kannte, und wieder betrachtete er bewundernd die Aufnahme von dem großen Familienpicknick anlässlich des hundertsten Geburtstags von Bernardis Großvater. Eine solche Verwandtschaft hätte er sich auch gewünscht.
    Der Lieutenant legte sein Sakko und sein Schulterholster ab und hängte beides an den Garderobenständer in der Ecke. Dann setzte er sich in Hemdsärmeln und Hosenträgern an seinen Schreibtisch und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster.

    Draußen auf dem Freeway rauschte der Verkehr an der Hall of Justice vorbei, und dahinter waren die modernen Bauten des Financial District zu sehen.
    »Sie sind doch sicher nicht hergekommen, um mir eben mal guten Tag zu sagen.« Bernardi kam sofort zur Sache. »In einem unserer letzten Fälle ist auch Ihr Name aufgetaucht.«
    »Genau deswegen bin ich hier. Ich habe neue Informationen, die Ihnen bei Ihren Ermittlungen weiterhelfen könnten.« Er schilderte dem Lieutenant, wie er an die Adressen der Abnehmer gekommen war, die im vergangenen Jahr in San Francisco Bohnen gekauft hatten.
    »Sie wissen, woher der Sack kommt?«, fragte Bernardi.
    »Ich habe festgestellt, woher er ursprünglich kam. Das war noch relativ einfach. Aber nun müssen wir herausfinden, ob der Täter den Sack direkt von einem dieser Großabnehmer hatte.« Er holte Rosa Marías Liste aus der Tasche seines abgetragenen Jacketts und zeigte Bernardi die nach den verschiedenen Bezirken San Franciscos geordneten Adressen. »Da der Tote höchstwahrscheinlich aus Mexiko stammte, nehme ich mal an, dass die Abnehmer im Mission District am ehesten in Frage kommen«, erklärte Samuel.
    »Heißt das, Sie wollen mir bei den Ermittlungen helfen?«, fragte der Lieutenant.
    »Das hatte ich zumindest vor. Damals in Contra Costa hat es mit unserer Zusammenarbeit doch recht gut geklappt, oder etwa nicht?«
    »Ich hätte bestimmt nichts dagegen, zumal ich hier alle Hände voll zu tun habe. Zum Einstand haben sie mir hier gleich mal fünfzig Fälle aufgehalst. Deshalb brauche ich jemanden, dem ich vertrauen kann und der mich entlastet. Bisher weiß ich noch kaum etwas über diesen speziellen Fall. Können Sie mir ein wenig auf die Sprünge helfen?«
    In der nächsten Stunde gingen die beiden Männer die in der Akte aufgelisteten Fakten durch.

    »Selbst angenommen, es gelingt Ihnen, festzustellen, woher der Sack kam«, gab Bernardi daraufhin zu bedenken, »gelöst ist der Fall damit noch lange nicht.«
    »Nein, natürlich nicht. Aber es wäre zumindest ein erster Schritt.«
    »Okay, da muss ich Ihnen recht geben. Was halten Sie von folgendem Vorschlag? Sie knöpfen sich die Abnehmer im Mission District vor, und ich setze einen meiner Männer auf die übrigen Stadtteile an. Wenn Sie auf etwas Interessantes stoßen, können wir der Sache weiter nachgehen. Halten Sie mich einfach auf dem Laufenden, und vor allem: Veröffentlichen Sie ohne vorherige Rücksprache mit mir auf keinen Fall etwas in Ihrem Blatt. Ist das klar?«
    »Absolut«, antwortete Samuel lächelnd.
    Bernardi schob die Akte an den Rand des Schreibtischs, ließ seine Hosenträger schnalzen und kippte mit seinem Schreibtischstuhl nach hinten. »Es könnte vielleicht nicht schaden, wenn Sie mir ein paar Tipps geben könnten, vor wem ich mich in meiner neuen Dienststelle besonders in Acht nehmen muss. Und, wer ist übrigens Melba?«
    »Das waren jetzt zwei Fragen auf einmal«, erwiderte Samuel.
    »Am einfachsten zu beantworten ist die Frage, wer Melba ist. Ich werde Sie demnächst mal ins Camelot mitnehmen und sie Ihnen vorstellen. Mit der zweiten Frage verhält es sich etwas komplizierter. Im SFPD gibt es einige korrupte Cops, und ein paar von denen sind sogar richtig gefährlich. Bevor ich Ihnen aber konkret sagen kann, vor wem Sie sich speziell in Acht nehmen sollten, muss ich mich erst noch ein bisschen umhören. «
    Am nächsten Tag war Samuel wieder

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