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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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der Küche und kam mit einer Flasche Tequila, zwei Schnapsgläsern, einer geviertelten Zitrone und einer Flasche Bier zurück. »Heute darfst du mal ein mexikanisches Bier probieren, Melba. Wir haben es gerade ins Sortiment übernommen. Würde mich interessieren, was du davon hältst.« Auf dem Etikett stand in blauer Frakturschrift der Markenname Corona.
    Melba schenkte sich ein Glas davon ein, drückte etwas Zitrone hinein und nahm einen Schluck. Dann wischte sie sich mit einem anerkennenden Nicken den Schaum von den Lippen.
    Samuel wusste nicht, was er tun sollte.
    »Lecken Sie sich den Handrücken, geben Sie etwas Salz darauf und lecken Sie dann noch mal daran. Und dann trinken Sie den Schnaps. So.« Alfonso machte es ihm vor. »Und zum Schluss beißen Sie in die Zitrone.« Auch hier ging ihm Rosa Marías Mann mit gutem Beispiel voran.
    Samuel machte ihm alles nach und verzog das Gesicht. Aber schon nach wenigen Augenblicken kam er auf den Geschmack und bat um ein zweites Glas.
    »Hoffentlich weißt du jetzt endlich zu schätzen, dass ich heute fahre«, stichelte Melba lachend. »Noch ein paar Schnäpse, und du kannst nicht mal mehr geradeaus gehen.«
    »Wusste ich doch, dass es einen Grund gegeben haben muss, warum ich dir mein Leben anvertraut habe«, konterte Samuel und kippte den zweiten Tequila hinunter.
    »Wie geht’s Sofia, Melba?«, fragte Alfonso.
    »Gut«, antwortete Melba.
    »Sie kennen die Garcias?«, fragte Samuel erstaunt.
    »Natürlich.« Rosa María nickte. »Als Rafael Garcia, der bei Melba gearbeitet hat, ins Gefängnis kam und seine Familie bei uns einzukaufen anfing, hat Melba immer die Rechnung für sie bezahlt. Und nachdem Rafael ermordet worden war, machte Melba Sofia und seine Mutter zu ihren Partnern.«
    »Langsam beginne ich die Zusammenhänge zu verstehen«, sagte Samuel leise.

    Als Marco und die kleine Ina die Schüsseln mit den Vorspeisen herumreichten, warnte Rosa María: »Aber haltet euch ein bisschen zurück. Der Hauptgang kommt erst noch.« Und dann war es so weit. Sie gingen ins Esszimmer, wo ein großer ovaler Tisch stand, der mit mexikanischen Keramiktellern, Suppenschüsseln und dazu passenden Sets und Servietten gedeckt war.
    Alfonso nahm am Kopfende Platz, seine Frau setzte sich rechts neben ihn, und die Gäste und die Kinder verteilten sich über die Längsseiten des Tischs. Der kleine Marco beteiligte sich aufgeweckt an der Unterhaltung der Erwachsenen, während sich seine Schwester ganz aufs Essen konzentrierte und kein Wort herausbrachte. Rosa Marías Platz war am Durchgang zur Küche, sodass sie immer im Auge behalten konnte, was dort vor sich ging. Ein Mädchen kam mit einer großen Schüssel herein.
    »Das ist eine sopa de flor de calabaza «, erklärte die Hausherrin, während das Mädchen die Suppe servierte. »Sie wird aus Kürbisblüten gemacht. Lasst es euch schmecken!«
    Alfonso dekantierte einen Weißwein, einen Wente Brothers Grey Riesling.
    »Hervorragender Tropfen«, bemerkte Samuel nach dem ersten Schluck kennerhaft. »Aber ich muss gestehen, von dieser Weinmarke habe ich noch nie gehört.«
    »Eine gute Entdeckung, finden Sie nicht auch?«, erklärte Alfonso stolz. »Der Wein stammt von einer kleinen Winzerei gleich drüben in Livermore. Und es gibt noch mehr als genug davon.«
    »Rafael Garcia war ein guter Freund von mir«, sagte Samuel.
    »Das hat uns Melba bereits erzählt«, sagte Rosa María. »Dass ich mich bereit erklärt habe, Ihnen zu helfen, haben Sie vor allem dem zu verdanken, was Melba für die Garcias getan hat. Und dass Sie mit Rafael befreundet waren, hat natürlich auch nicht geschadet«, fügte sie lächelnd hinzu.
    »Das freut mich, vielen Dank«, sagte Samuel.
    »Aber jetzt lassen Sie uns erst mal in Ruhe essen. Ich glaube, es wird langsam Zeit für den Hauptgang.«

    »Mit was für einer Köstlichkeit wirst du uns heute wieder überraschen? «, fragte Melba.
    »Ich habe einige enchiladas de camaron vorbereitet, Krabben-Enchiladas. «
    Als das Mädchen die Teller auftrug, wurde Samuel klar, woher die wundervollen Düfte gekommen waren, die ihn bei ihrer Ankunft begrüßt hatten: von der Cremesoße mit dem geschmolzenen Käse und den gehackten Krabben auf den eingerollten Maistortillas. Dazu gab es eine riesige Schüssel mit Romana-Salat, Yambohnen und Orangenschnitzen.
    »Die Enchiladas sind ein Gedicht«, schwärmte Melba.
    Samuel vergaß alle Tischmanieren und machte sich gierig über die Enchiladas her. Als er seinen Teller leer

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