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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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lockerer wurde.
    »Das ist der Ort, an dem ich mit Vorliebe meine Geschäfte abwickle. Hier tätige ich die meisten Abschlüsse.«
    »Welcher Art ist eigentlich Ihre Beziehung zur Universalkirche für seelische Entfaltung?«, fragte Samuel und beobachtete dabei, wie neben ihrem Tisch eine Küchenschabe gemächlich die Wand hinaufkrabbelte. In der Annahme, es gäbe genügend andere, die ihren Platz einnähmen, machte er sich erst gar nicht die Mühe, sie zu zerquetschen.
    »In erster Linie akquiriere ich dort Mandanten für meinen Boss, Michael Harmony«, antwortete McFadden. »Vielleicht haben Sie schon von ihm gehört; er ist einer von San Franciscos renommiertesten Anwälten.«
    »Der Reverend empfiehlt also den Mitgliedern seiner Gemeinde, bei Ihrem Auftraggeber rechtlichen Beistand zu suchen.«
    »So ist es, und nicht wenige erteilen daraufhin Mr. Harmony ein Mandat.«

    »Und was springt dabei für den Reverend heraus?«, fragte Samuel.
    »Ich wusste, dass Sie das fragen würden«, sagte McFadden.
    »Aber das darf ich Ihnen leider nicht verraten.«
    »Ich verspreche Ihnen, nichts von dem, was Sie mir hier erzählen, in der Zeitung zu veröffentlichen. Schildern Sie mir einfach ein bisschen die Hintergründe, damit ich mir ein besseres Bild von Ihrem Arrangement machen kann.«
    »Sie sind doch Reporter, oder?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie auch, dass es verboten ist, für die Vermittlung von Mandanten zu zahlen?«
    »Davon habe ich gehört.« Samuel grinste.
    »Was, glauben Sie, würde der Staatsanwalt tun, wenn er Wind davon bekäme, dass es Leute gibt, die im Mission District Mandate verkaufen?«
    »Wahrscheinlich nichts«, sagte Samuel. »Solange es unter Iren bliebe.« Beide lachten. »Außerdem geschehen in dieser Stadt wesentlich schlimmere Dinge, als Leuten bei der Suche nach einem guten Anwalt zu helfen.«
    McFadden lachte so schallend, dass sich die Gäste an den umliegenden Tischen zu ihm umdrehten. »Sie sind echt gut, Samuel. Den Spruch muss ich mir merken. Aber jetzt mal im Ernst: Was, glauben Sie, würde passieren, wenn sich so etwas herumspräche? «
    »Aller Wahrscheinlichkeit gingen diejenigen Anwälte auf die Barrikaden, die bei so einem Arrangement den Kürzeren ziehen«, sagte Samuel. »Aber für mich ist das eher ein Nebenschauplatz; das ist nichts, worüber ich schreiben möchte. Mich interessiert vor allem, was in dieser Kirche grundsätzlich läuft.«
    »Schon klar, schon klar. Solange es unter uns bleibt, sage ich Ihnen gern, was dort so gespielt wird. Aber dass ich mich da auch wirklich auf Sie verlassen kann, ja?«
    »Darauf haben Sie mein Ehrenwort«, sagte Samuel und legte
diskret einen Zwanziger auf den Tisch, der sofort unter McFaddens Pranke verschwand, von wo er unauffällig in seine Jackentasche weiterwanderte.
    »Der Reverend gibt mir die Adressen derjenigen Gemeindemitglieder, die an den Folgen eines Arbeitsunfalls leiden, und gleichzeitig legt er ihnen nahe, dass Gott es begrüßen würde, wenn sie bei mir Hilfe suchen.«
    »Was bekommt er dafür von Ihnen?«
    »Mädchen«, antwortete McFadden, ohne eine Miene zu verziehen. Dann lachte er. »Der Zwerg steht auf junges Gemüse, und ich schlüpfe in die Rolle des Vermittlers und sorge dafür, dass immer genügend knackige junge Dinger zu seinen Gottesdiensten kommen. Alles Weitere ergibt sich dann mehr oder weniger von selbst, zumal Schwartz diesbezüglich ein echtes Händchen hat. Ist mir zwar unerklärlich, aber irgendwie scheint er bei diesen Teenies erstaunlich gut anzukommen. Geld ist dabei jedenfalls nicht im Spiel. Es ist offenbar für beide Seiten ein perfektes Arrangement.«
    »Kommen denn hinterher auch einige Mädchen zu Ihnen und beschweren sich?«, fragte Samuel.
    »Meinen Sie, weil der Zwerg in jeder Hinsicht zu mickrig war?« Wieder brüllte McFadden vor Lachen und klatschte mit der Hand auf den Tisch. »Nein, Sir. Nicht ein einziges Mal. Und wir arbeiten jetzt schon ein halbes Jahr zusammen.«
    »Können Sie mir etwas über Dusty Schwartz erzählen, was ich für meinen Artikel verwenden kann?«
    »Aber klar doch. Auf den Mann ist absolut Verlass; er steht zu seinem Wort. Und er ist ein gewiefter Geschäftsmann, der hervorragend mit Geld umgehen kann, was ja nicht gerade von Schaden ist, wenn man eine wohltätige Organisation leitet.«
    »Glauben Sie, dass er von den Spenden Geld für seine privaten Zwecke abzweigt?«
    »Sicher. Aber in erster Linie geht es ihm um die Macht und das damit einhergehende Ansehen. Aber

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