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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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ihn nach draußen und ging dann mit ihm die Powell Street hinunter zu einem Stundenhotel. Sie stiegen eine knarrende Treppe mit einem verblichenen roten Läufer in den ersten Stock hinauf. Veronica steuerte auf das Zimmer am Ende des Flurs zu, fischte einen Schlüssel aus ihrer Handtasche und schloss die Tür auf. Die Einrichtung des schäbigen Zimmers bestand aus einem Doppelbett mit einer blauen Tagesdecke, die Samuel an das Schlafzimmer seiner Großmutter erinnerte, sowie zwei Stühlen, einem kleinen Tisch und einer Kommode. Das Fenster öffnete sich auf die Powell Street, und man konnte den rot-weiß-grünen Schein der Neonreklame des Sinaloa sehen, das sich nur wenige Häuser weiter befand.

    Veronica setzte sich an den Tisch und zog lächelnd ihre High Heels aus. »Erst wird gezahlt, und dann machen wir es uns gemütlich – und die fünfzehn Dollar fürs Zimmer nicht vergessen. «
    Samuel holte die wenigen Scheine heraus, die er noch in seiner Brieftasche hatte, zählte fünfunddreißig Dollar ab und legte sie auf den Tisch. »Ich bin aber nicht gekommen, um es mir gemütlich zu machen, Veronica.« Samuel setzte die ernsteste Miene auf, die er zustande brachte, und gab sich große Mühe, seinen inneren Zwiespalt zu ignorieren. »Ich bin hier, weil ich ein paar Informationen brauche.«
    Sie lachte. »Das sagen sie alle. Aber du solltest dir lieber bald überlegen, was du willst, denn so eine Stunde ist schnell vorbei.« Samuel riss sich am Riemen. »Ich will alles wissen, was du mir über Dusty Schwartz sagen kannst.«
    Sie stutzte und kniff die Augen zusammen. »Meinst du den Prediger? « Dazu hielt sie die Hand auf Hüfthöhe, um seine Größe anzuzeigen.
    »Genau den.« Samuel nickte.
    »Woher weißt du überhaupt, dass ich ihn kannte?«
    »Du würdest dich wundern, wie klein San Francisco ist. Da spricht sich so einiges rum.«
    Darauf schwieg sie eine Weile, als wollte sie sich erst ein Urteil über Samuel bilden. Doch dann sagte sie: »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe ihn und seinen Freund ein paarmal mitgenommen, aber dann wurde mir das Ganze zu abartig, und ich habe ihnen klargemacht, dass sie sich für so was jemand anders suchen sollen.«
    Sie wollte schon fortfahren, aber Samuel unterbrach sie. »Augenblick. Wer war dieser Freund?«
    Sie schloss die Augen und schwieg eine Weile. »Groß, gut gebaut und sehr gut bestückt. Aber ein richtig perverses Schwein.«
    »Kannst du ihn vielleicht etwas genauer beschreiben?«
    »Was willst du eigentlich? Hab ich doch gerade.«

    »Nein, ich meine sein Aussehen. Damit ich ihn erkennen könnte, wenn ich ihm auf der Straße begegne – ohne ihm gleich die Hose runterziehen zu müssen.«
    Sie lachte. »Ach so, jetzt versteh ich.« Sie überlegte. »Er hatte welliges graues Haar, nicht mehr ganz der Schlankste, aber wie gesagt, trotzdem noch gut gebaut, und einen ausländischen Akzent hatte er auch. Seine Augen waren, glaube ich, braun, aber sicher bin ich mir da nicht, weil ich ihn ja immer nur nachts gesehen habe.«
    »Konntest du hören, woher er kam?« Samuel vermutete zwar, dass ihr für derlei Feinheiten das nötige Gespür fehlte, aber versuchen musste er es trotzdem.
    »Nein, aber wenn er mit mir Englisch gesprochen hat, hatte er einen starken Akzent. Mit dem Zwerg hat er in Spanisch geredet; da habe ich nicht verstanden, was sie gesagt haben.«
    »Hatte dieser Freund auch einen Namen?«
    »Ich habe ihn nicht danach gefragt. Schlechte Manieren.«
    Angesichts ihres Verweises auf so etwas wie Manieren – und das an einem Ort wie diesem – konnte sich Samuel ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Inwiefern?«
    »Er wollte immer, dass sich der Zwerg auf einen Stuhl stellt und es mir von vorn besorgt, und er hat mich von hinten genommen. Das war an sich nicht weiter schlimm. Aber als er mich dann gefesselt von der Decke hängen und Fotos machen wollte, wie mir der Zwerg irgendwelche Flaschen und anderes Zeug reinsteckt, habe ich gestreikt und gesagt: Nein danke, Jungs, ohne mich.«
    »Kann ich gut verstehen«, sagte Samuel todernst.
    »Sie wollten mich sogar da oben hängen lassen und nach einer Stunde wiederkommen und was Neues ausprobieren. Tut mir leid, aber so viel kann mir keiner zahlen, dass ich so eine kranke Scheiße mitmache. Außerdem hatte dieser Freund was richtig Fieses. Ich kann das nicht beschreiben, aber irgendwie hat dieser Typ nicht ganz richtig getickt. Jedenfalls stand für mich irgendwann fest, von dem lässt du lieber die

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