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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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nassem Sandstein abgelöst. Der ständige Sprühregen von den Wasserfällen erzeugte einen idealen Standort für Moose und Flechten, die den Fels schlüpfrig wie einen öligen Garagenboden machten. Samantha strauchelte zweimal und schürfte sich die Knie an dem rauen Fels auf. Wirklich beunruhigend aber war, dass es keine Spuren mehr gab, denen sie folgen konnten.
    Als sie sich dem oberen Rand der Fälle näherten, war beiden klar, dass ein Fehltritt zum Verhängnis werden würde. Die
    Felsen vor ihnen fielen bis zum Tal unter ihnen ab. Kein Vergleich mit den großartigen Victoriafällen, dachte Jack, doch die etwa dreißig Meter, die das Wasser hier in Kaskaden hinabstürzte, bevor es in das brodelnde Becken unter ihnen krachte, erforderten äußerte Vorsicht.
    Unvermittelt hielt Jack an und musterte die Gegend. Die Fälle waren so laut, dass er wieder zu sprechen wagte. »Wir gehen nicht weiter.«
    »Sie müssen ganz in der Nähe sein«, drängte Samantha.
    »Es ist zu gefährlich. Bei einem Ausrutscher hier ist es nicht mit einem Bluterguss am Knie oder Schürfwunden getan.«
    »Aber ich habe meinen Hintern gerade mehr als zwei Meilen hierher geschleppt.«
    »Du hast Bewegung immer gehasst.«
    »Ich habe sinnlose Bewegung immer gehasst. Das ist ein Unterschied.«
    Samantha zuckte frustriert mit den Schultern. Er hatte sie wieder einmal für eine seiner Schnapsideen begeistert, nur um sie jetzt erneut zu enttäuschen. Aber als sie sich auf den Rückweg machten, fielen ihr das Fossil und das Artefakt ein. Sie stellte sich die Ehrungen vor, die sie für ihren Fund erhalten würde. Nie wieder würde man sie runtermachen können.
    Jack nahm einen anderen Weg zurück. Er war trockener als ihr Hinweg, weil sie jetzt etwas mehr gegen den Wind gingen. Der Lärm der Fälle schien wieder in den Hintergrund zu treten, als Jacks Hand hervorschoss und Samantha stoppte.
    »Sieh mal.« Er zeigte auf eine Gruppe kleinerer Fälle stromaufwärts. Die glatte Wasserwand der Kaskade wurde von hinten beleuchtet... durch Fackeln!
    Jack lächelte verblüfft. »Kein Wunder, dass ich es nie gefunden habe.«
    Wie in Trance lief er auf das Licht zu. Samantha bemühte sich, genau in seine Fußstapfen zu treten. Von der Seite der kleinen Wasserfälle aus konnte Jack sehen, dass sich dahinter ein Höhlensystem verbarg.
    Er streckte seine Hand hindurch. Ein dünner Wasservorhang war alles, was sie von dem Hohlraum dahinter trennte. Er ergriff Samanthas Arm. »Bist du bereit?«
    Samantha nickte. Sie drehten sich rasch um und gingen hindurch.
    Aus Angst, entdeckt zu werden, ließ Jack die Taschenlampe ausgeschaltet. Mondlicht sickerte durch den Wasserschleier und verschmolz mit dem bernsteinfarbenen Schimmer, der aus dem Inneren der Höhle drang. Von hier hörten sie die dunklen Gesänge der geistlichen Führer der Dogon, deren Echo zu ihnen heraufschallte. Sie bahnten sich ihren Weg um einen großen Stalagmiten. Als sie hinter der Kalksäule standen, konnten sie ungehindert auf die Felskammer unter ihnen blicken. Die Höhle war voll mit dem öligen Rauch der Fackeln und dem Geruch von Kräutern und Weihrauch.
    »Unglaublich«, staunte Samantha.
    »Ja.« Jack hatte bereits begonnen, das kunstvolle Ritual, das direkt vor ihnen aufgeführt wurde, zu skizzieren.
    Die Höhle war groß - ungefähr wie ein kleines Opernhaus - und die Akustik nicht weniger verblüffend. Entlang beider Seiten der Kammer standen sechs grob gehauene, in etwa lebensgroße Steinfiguren. Sie kennzeichneten die Gräber früherer Dogon-Häuptlinge. Jede war mit einem anderen, in den Stein gravierten Kopfschmuck verziert. Diese waren eckig und grob geformt, und Jack fiel eine merkwürdige Ähnlichkeit mit den Statuen auf den Osterinseln auf. Die Steinfiguren schienen den toten Häuptling zu schützen, der am Fußende einer neu gehauenen Figur lag, die einen helleren Farbton als die anderen hatte.
    Mehrreihige Goldketten und farbenprächtige Federn schmückten die Brust des Häuptlings. Um seine Taille wand sich ein Gepardenfell - das Symbol des Adels bei den Dogon. Fünf Medizinmänner führten einen komplizierten Tanz um einen großen Obelisken auf, der in der Mitte zwischen den beiden Figurenreihen stand.
    Der Obelisk war überwältigend.
    Er ragte etwa drei Meter in die Höhe und musste mehr als zwei Tonnen wiegen. So, wie er sich aus dem Boden erhob, schien er direkt aus dem Gestein der Höhle geschlagen worden zu sein. Komplizierte Gravuren überzogen seine Oberfläche.
    An

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