Missing Link
soll ich nicht mit dir machen?«
»Spielchen.«
»Ich mache keine Spielchen mit dir. Man kann nur spielen, wenn man die Regeln kennt - und du hast mich offensichtlich niemals aufgeklärt.«
»Und wieso hast du sie nie gelesen?«
»Und wenn ich es getan hätte?«
»Dann hättest du gewusst, wie Leid es mir tat. Du hättest gewusst, wie sehr ich verletzt war«, antwortete sie. »Ich weiß auch nicht. Zumindest hätten wir ein Ende finden können.«
»Ende«, wiederholte Jack. »Ich dachte, die Sache sei verdammt noch mal zu Ende, als du mir den Ring zurückgegeben hast.«
Samantha atmete schwer. Jack spürte fast so etwas wie Genugtuung. Er hatte sie also auch verletzt; der Ausgleich war hergestellt.
»Das war schon immer deine Art des Handelns«, verteidigte sie sich. »Wenn’s brenzlig wird, rennst du weg. Jedes Mal.«
»Vielleicht hätte es dich genervt, alle fünf Minuten ans Telefon zu gehen um unseren - für welchen Begriff hattest du dich entschieden? - Aufschub zu erklären.«
»Du hast mir nie eine Chance zum Erklären gegeben. Ich hab’s versucht. Fünfmal.«
»Sechs«, sagte Jack mit weicher Stimme.
»Im sechsten Brief habe ich geschrieben, dass ich nicht mehr könne. Dass ich keine Energie mehr hätte, keine Kraft mehr, um das zu lösen, was wir zu lösen hatten.«
Jack schüttelte lächelnd den Kopf. »Es gibt nichts zu lösen, Samantha.«
»Wirklich?« Samantha rutschte näher. »Wenn ich dich so ansehe, habe ich ein ganz anderes Gefühl. Da ist so viel. Wenn es nichts zu lösen gab, warum zum Teufel fühle ich mich so .« Sie schnitt sich selbst das Wort ab und stand auf. Eine starke Brise blähte ihre Jacke. Mit kaum hörbarer Stimme fügte sie schließlich hinzu: »Warum mache ich mir dann immer noch so viel Gedanken?«
Sie drehte sich um und ging langsam hügelabwärts auf das
Basislager neben der großen Pyramide zu. Jack blickte ihr hinterher. Zweimal schluckte er das Wort hinunter: Samantha. Seine Augen folgten ihr, bis sie hinter der Kuppe verschwunden war. Kein einziges Mal hatte sie sich umgedreht.
Pierce drückte mit dem Daumen auf das elektronische Zoom des leistungsstarken Fernglases. In der Ecke des Geräts blinkten eine Reihe von Zahlen auf, die die Entfernung zwischen sich und dem wachsenden Erdhaufen neben den Ruinen angaben. Die Leute dort unten hatten den ganzen Tag über gegraben. Das Loch musste schon zweieinhalb Meter tief sein; sobald jemand an der Strickleiter hinunterkletterte, war er nicht mehr zu sehen. Doch wonach suchten sie?
Die beiden Agenten hatten einen guten Beobachtungsposten bezogen. Er lag etwa achthundert Meter westlich der Ruinen auf einem kleinen Felsvorsprung. Ihre Position bot volle Sicht auf das Lager, aber genug Abstand, um selbst nicht gesehen zu werden. Doch Pierce hatte nicht damit gerechnet, dass die Gruppe anfangen würde zu graben. Von der Stellung der Agenten aus verbarg die tiefer werdende Grube viel von dem, was dort passierte.
Pierce fand Trost in der Technologie. Er blickte in die tiefblaue Farbe über sich. Irgendwo in diesem Himmelsgewölbe hielt der teuerste Spionagesatellit des Landes Wache. Einer, der die Kunst der Spionage revolutioniere, so ging das Gerücht innerhalb der unteren Ebenen der CIA. Der modernste Eindringling in der Privatsphäre konnte aus vielen Meilen Entfernung die Armbanduhr eines Menschen lesen, ja, sogar sagen, ob er Fieber hatte. Er konnte Magnetfelder analysieren und thermische Bilder deuten. Die Technologie hatte es dem Großen Bruder ermöglicht, mehr über das zu erfahren, was in der Welt vor sich ging, als sich der Mensch jemals träumen ließ - vorausgesetzt, der Satellit wurde über einem bestimmten Gebiet eingesetzt. Obwohl Pierce darauf vertraute, dass alles, was ihnen bei ihrer Beobachtung entging, zu Hause aufgenommen werden würde, beunruhigte ihn der Gedanke an solch ein Gerät. Er fragte sich, wie die Welt in zwanzig Jahren sein würde.
»Sind sie immer noch dran?« Miller kletterte aus dem Spalt auf der Rückseite des Hügels, der als ihr provisorisches Außenklo diente.
»Ja.« Pierce setzte das Fernglas ab. »Die Typen von der Analyse müssen sicher schwer drüber brüten.«
»Wenn das ein Waffenhandel ist, ist es der komischste, den ich je gesehen habe«, meinte Miller. Er saß vornübergebeugt vor seiner Kamera und blickte durch die dicke Linse. »Wonach graben die bloß?«
Pierce schüttelte den Kopf. »Das macht einfach keinen Sinn. Wozu die ganzen Seile? Und die
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