Missing Link
Virginia bisher nicht identifiziert hatte, geeinigt. Pierce sah Jack von der anderen Lagerseite aus zur Ausgrabung spurte. Er konnte die Aufregung spüren, die dort unten herrschte. Sein Herz schlug heftiger, als ob es mit Holzkopfs plumpsenden Schritten mithalten wollte.
»Irgendwas ist da los!«, sagte Pierce. »Die haben in dem blöden Loch was gefunden.«
Jacks Stiefel gruben sich in den lockeren Boden am Rand der Ausgrabung und stießen Kiesel in den Abgrund. Von hier sah er etwas merkwürdig Reflektierendes unterhalb der staubigen roten Erde. Zwei Bolivianer mit Schaufeln machten auf beiden Seiten Platz.
Samantha lief zu ihm. »Was ist es, Jack?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Jack. »Ich weiß es nicht.«
Samantha lag auf ihren Knien und spähte in das Loch. »Es ist mit Sicherheit Metall!«
Dorn rief den beiden Bolivianern zu, sie sollten aus dem Loch steigen.
Als sie herauskletterten, erblickte Jack eine flache Metallplatte, die sich über den Boden des Lochs erstreckte und an den Seiten der Grube verschwand. Da, wo die Männer mit ihren Händen den Schmutz von dem Objekt entfernt hatten, sah man die Abdrücke von gekrümmten Fingern auf der grauen Oberfläche. Als die Bolivianer aus dem Loch gestiegen waren, hetzte Samantha die Strickleiter runter, die an der rechten Wand der Grube hing. Jack wartete nicht, bis sie am Boden angelangt war. Er rutschte auf dem Hintern nach unten.
Ricardo stöhnte; die scharfen Steine stachen in seine bloßen Füße. »Kann mir mal jemand helfen?« Die Strickleiter, von Samantha festgehalten, schwang unter seinem massigen Körper hin und her. Binnen Sekunden war er bei den anderen in der Grube. Jack hörte, dass Dorn die beiden Bolivianer zu den
Zelten zurückschickte, da sie eine Pause machen und Baines holen sollten. »Je weniger Augen das hier sehen, desto besser«, sagte er zu den drei Wissenschaftlern.
Darin stimmte ihm Jack zu. Der Gedanke, dass Mitglieder des Kartells bei einer Angelegenheit von solcher Bedeutung mitmischen würden, war beunruhigend. Er hoffte, die beiden Bolivianer würden denken, sie hätten bloß ein Inkagrab entdeckt - und vielleicht hatten sie das ja auch. Jack wurde plötzlich bewusst, dass er nicht die leiseste Ahnung hatte, was vor ihnen lag. Nach dem, was in Mali geschehen war, konnte es weiß Gott so ziemlich alles sein.
Er bemerkte die Schichten unterschiedlich gefärbten Bodens rings um die Grube und begann abzuschätzen, wie viele Jahre für die Sedimentablagerung über dem Objekt wohl nötig gewesen sein dürften.
Samantha versuchte sich an der gleichen Rechnung. »Es ist wahrscheinlich seit zehn- bis fünfzehntausend Jahren bedeckt«, meinte sie.
Jack schätzte zwanzigtausend.
Samantha begann weitere Erde von der Metallfläche zu entfernen. Bevor Jack ihr half, fiel ihm die unterste Bodenschicht direkt über der schimmernden Platte auf. Sie war grobkörnig, nicht so fein wie die Tonschichten nahe der Oberfläche.
»Marine Sedimente«, stellte Jack fest. Er rieb die Körner zwischen seinen Fingern. Die Schicht schien hauptsächlich aus zerbrochenen und versteinerten Muschelschalen zu bestehen.
»Das hat wohl früher einmal völlig unter der Wasseroberfläche gelegen«, vermutete Ricardo.
Vom Rand des Lochs aus, das zu klein war, als dass noch jemand bequem hätte mitarbeiten können, stellte Dorn einen endlosen Schwall von Fragen, die unbeantwortet blieben. Inzwischen untersuchte Jack auf allen vieren sorgfältig die Metallfläche.
»Ich kann keine Schweißnähte entdecken«, sagte er. »Keine
Löcher. Keine Verbindungsstellen. Sieht wie ein solider Block aus.«
Er hoffte irgendwelche Kanten zu finden, Konturen, die die genaue Art des Objekts unter ihnen preisgeben würden, aber die Platte erstreckte sich an allen Seiten in die Erde.
In den nächsten Stunden reichten sie mit Erde gefüllte Eimer an Dorn und Baines, die sie aus der Grube zogen. Es war schon dunkel geworden. Zwei Lampen in dem Loch zischten und kämpften mit der dünnen Luft. Das lohfarbene Licht warf gespenstische Schatten, die über die Grubenwände huschten.
Bongane hatte ihnen dankenswerterweise Jacken und Handschuhe runtergeworfen, aber trotzdem wurden in der eisigen Luft Jacks Hände steif und seine Finger taub.
Die seltsame Platte funkelte im Glanz des brennenden Propangases. »Es sind immer noch keine verdammten Nähte zu sehen«, schimpfte Samantha.
Jack machte eine Pause und griff nach der kleinen Sauerstoffflasche, die neben ihm stand.
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