Mission Ares
Rand der Scheibe in Richtung des galaktischen Zentrums, im Sternbild des Schützen. Staubwolken zogen um die Peripherie der Galaxis und erweckten den Eindruck, als ob sie gezackt wäre.
Die näheren Sterne funkelten in den dunklen Narben. Und er sah die Jupitermonde, vier an der Zahl, neben dem leuchtenden Planeten aufgereiht.
Ralph schwebte aus der Helligkeit der Messe herauf und
brachte ihm das Essen, zwei Beutel mit warmgemachtem,
rehydrierten Eintopf. Stone steckte sich einen Stift in den Mund und rührte das Wasser ein, bis die Pampe die richtige Konsistenz hatte.
[Std:Min:Sek] 19:37:20
Nach dreizehn Stunden hatte die Besatzung ihr Tagespensum erfüllt. York fühlte sich wieder kribbelig. Also schluckte sie eine Tablette und ging schlafen. Stone wollte noch aufbleiben und vielleicht einen Brief schreiben.
Doch Gershon, der auch noch voller nervöser Energie steckte, wollte Darts spielen.
Die Dartscheibe war neben dem magnetischen Kartenspiel
die Freizeiteinrichtung des Missionsmoduls. Die Dartpfeile hatten Klettspitzen und waren gut ausbalanciert.
Mit einem Spiel in der Schwerkraft war es aber nicht zu
vergleichen. Für einen zielgenauen Wurf empfahl es sich, den Dartpfeil nicht zu schnell, aber doch mit etwas Schwung durch die Luft zu bewegen, um ihn zu stabilisieren. War er nämlich zu langsam, geriet er durch die Luftströmungen ins Trudeln.
Gershon stellte die Scheibe auf der Wissenschaftlichen
Plattform auf, und er und Stone warfen die Pfeile so, daß sie die Werkstatt in ihrer ganzen Länge durchflogen.
[Std:Min:Sek] 21:01:32
Gershon sagte ihm, er solle aufstehen und in die Raum-Arche kommen.
Arabellas Behälter war nicht richtig geschlossen gewesen, und die Spinne hatte sich selbständig gemacht. Gershon wies auf ein großes Netz, das sich auf einer Fläche von ein paar Quadratmetern von einer Seite des Missionsmoduls zur andern zog.
Stone hoffte, daß trotz der mehrfachen Sterilisierung des Moduls genug Insekten überlebt hatten, um Arabella als Nahrung zu dienen. Gershon schüttete die Fruchtfliegen—Larven aus.
Sie flogen zum Mars, eingehüllt in ein Spinnennetz. Stone fand, daß das ein schönes Bild war.
[Std:Min:Sek] 23:32:37
Stone hatte seinen üblichen Weltraum-Traum.
Eigenartigerweise war er sich der Gründe für den Traum
bewußt, obwohl er schlief: die Brise vom Wandventilator, das Gefühl des Falls in der Mikrogravitation, vielleicht eine unterbewußte Erkenntnis der Geschwindigkeit, mit der er reiste.
All das verquickte sich zu einem Traum vom Fliegen.
Er war umgeben von Wäldern, Flüssen und einem blauen
Himmel, und er flog in geringer Höhe, wie ein Raubvogel.
Juni 1978
University of California, Berkeley
Manchmal kam York die Aussicht, die Stelle in Houston
anzutreten, geradezu attraktiv vor, verglichen mit der Kungelei in den Elfenbeintürmen der Universität. Sie würde dorthin gehen, wo große Dinge geschahen: die Leute dort befaßten sich mit wichtigeren Tätigkeiten als Anträgen für neue Finanzmittel, und die Leistung wurde nicht nur an der Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen pro Jahr gemessen.
Dann wiederum kam ihr das völlig irreal vor.
Viele Leute rieten ihr von einer Tätigkeit für die NASA ab, von den akademischen Führungskräften abwärts. So sagte man ihr zum Beispiel, daß der Schwerpunkt der Astronautik sich nicht in Houston befände, sondern an Universitäten wie Cornell, wo Carl Sagan lehrte. Hätte ihre Arbeit über Ablaufkanäle auf dem Mars denn davon profitiert, wenn sie ihr Bündel geschnürt hätte und nach Texas gegangen wäre?
Die NASA schien wirklich eine anti-wissenschaftliche
Haltung einzunehmen. Nach der Landung von Apollo 11 hatte gleich eine ganze Gruppe von Wissenschaftlern gekündigt: Bill Hess, Chefwissenschaftler in Houston, Elbert King, Kurator der Mondproben, Eugene Shoemaker, Leitender Geologe von Apollo. Shoemaker hatte seiner Skepsis hinsichtlich der Ausrichtung des Raumfahrtprogramms Ausdruck verliehen und die mangelnde Eignung des Apollo-Systems für die Erkundung des Mondes kritisiert: so wurden Oberflächenproben zum Beispiel mit Flaschenzügen in die Landekapsel gehievt! Und es sah mitnichten so aus, als ob die Dinge sich gebessert hätten.
Wäre es beim Mars-Programm etwa anders?
Es war deprimierend. Wenn diese bedeutenden Männer schon nicht imstande waren, in der NASA etwas zu bewirken, welche Möglichkeiten hatte sie dann?
Besorgte Freunde hielten ihr
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