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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Angehörigen mit dem erforderlichen Feingefühl zu begegnen.
    Gershon holte das Telefonbuch hervor. Er würde mit den
    Leuten anfangen, die in der Nähe der betroffenen Familien lebten.
    Das war einer der härtesten Aufträge, die er in seinem ganzen Leben ausgeführt hatte.
    Er wählte die erste Nummer.
     
    Gasaustritt.
    Donnelly begriff die Weiterungen dieser Beobachtung so gut wie jeder andere.
    »In Ordnung, Indigo Team«, sagte er über die Schleife, »ihr müßt die Ruhe bewahren. Wir halten uns an die Missionsregeln und erinnern uns an die Prioritäten.
    Fangen wir noch einmal ganz von vorn an. EECOM sagt mir, daß die Büchse noch dicht sei.« Sprich ein hermetisch abgedichtetes Schiff, in dem die Besatzung zu überleben
    vermochte. »Mit Situationen wie diesen sind wir in den
    Simulationen schon oft konfrontiert worden« – aber noch nie in der Realität, verdammt –, »und Sie wissen, daß eine unbeschädigte Hülle das Allerwichtigste ist. Solange sie hält, bleibt uns genug Zeit zum Überlegen. Wir müssen dieses Problem lösen, aber wir dürfen die Dinge nicht durch Spekulationen komplizieren. Los geht’s!«
    Die Ansprache schien ihre Wirkung nicht zu verfehlen; die Atmosphäre im MOCR schien sich etwas zu entspannen, und die Gestalten in den weißen Hemden schienen sich etwas zu entkrampfen. Donnelly nickte zufrieden; vielleicht hatte er die Blase der Panik, die sich aufgebläht hatte, zerstochen.
    Donnelly wußte, daß er systematisch vorgehen mußte. Er
    würde das tun, was im Fachjargon als ›down-mode‹ bezeichnet wurde und aus einer gegebenen Anzahl von Optionen die geeigneten herausfiltern. Er mußte so viele Missionsziele wie möglich verwirklichen und gleichzeitig darauf achten, daß er das Leben der Astronauten nicht gefährdete. Wenn man schon nicht auf dem Mond landen kann, sollte man wenigstens versuchen, ihn zu umkreisen. Und er wollte sich nicht ohne Not seiner Optionen begeben, weil er nicht wußte, was sonst noch alles auf ihn zukommen würde. Er mußte sich einen Handlungsspielraum bewahren. Es war zum Beispiel denkbar, daß er das S-NB-Triebwerk noch für den Wiedereintritt brauchte, falls sich herausstellte, daß die Betriebsund Versorgungseinheit der Kern des Problems war.
    Paß auf, wo du hingehst, damit du nicht in Scheiße tappst. So lautete das Motto. Das Problem war nur, daß Donnelly fast keine Optionen mehr hatte.
    Im Hintergrund hörte er Natalie York mit der Besatzung
    sprechen: »Apollo-N, wir arbeiten daran. Wir werden euch da raushelfen, sobald wir etwas haben, und ihr werdet die ersten sein, die es erfahren.«
    Braves Mädchen.
    »Danke, Houston«, erwiderte Chuck Jones. Jones’ Stimme
    klang trocken und schwach in der Luft-Boden-Schleife.
    Als Reaktion auf den Klang von Jones’ Stimme herrschte im MOCR für kurze Zeit betretenes Schweigen, trotz der bernsteinfarbenen Lichter vor Donnelly.
    Er überflog das MOCR. Jeder Controller starrte auf seinen Bildschirm und vergrub sich immer tiefer in die Probleme, die in seinem Aufgabenbereich auftraten. Als ob diese Probleme losgelöst von den anderen zu betrachten wären.
    Plötzlich hatte Donnelly nagende Zweifel. Mache ich das überhaupt richtig? Die Controller kapselten sich von den Kollegen und vom realen Raumschiff dort oben ab; ein paar von ihnen redeten sich wahrscheinlich noch immer ein, daß nichts Schlimmeres passiert sei als ein Triebwerksausfall und ein paar Instrumenten-Mißweisungen.
    Wir wissen aber, daß das nicht stimmt. Die Besatzung hat einen Knall gehört. Und sie sehen ausströmendes Gas.
    Er mußte zu den Controllern sprechen und sie anhalten, im Team zu arbeiten.
    »In Ordnung«, sagte er, »ich möchte jeden in der Schleife haben. Retro, Lenkung, Steuerung, Booster, GNC, EECOM, INCO, FAO. Gebt mir ein Licht, bitte.«
    Ein bernsteinfarbenes Licht auf der Konsole des Flugleiters bedeutete ›Sprechen und Hören‹; damit bat der Controller um Aufmerksamkeit. Nach und nach wechselten die Lichter von grün (›Hören‹) auf bernsteinfarben.
    Außer dem Booster.
    »Gottverdammt«, fluchte Donnelly. »Booster, Flug. Geben
    Sie mir bitte bernstein.«
    »Verstanden«, sagte Mike Conlig hastig. Die letzte Lampe wechselte auf bernsteinfarben.
    »In Ordnung, Leute, sagt mir, wo wir stehen. Was ist der dringendste Punkt? Wer fängt an?«
    »Flug, Lenkung. Die Lage-und Bahnabweichung…«
    »Rog. Capcom, bitte informieren Sie die Besatzung, daß sie sich aus einer drohenden Kardansperre herausmanövrieren

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