Mission Ares
grundlegend von den bisherigen
Planungen unterscheiden: uns steht nur noch die chemische Technik zur Verfügung, und nun sind Ihre Trajektorie-Experten gefordert.
Selbstdisziplin ist das Gebot der Stunde. Das kann ich nicht oft genug betonen. Das Ziel ist die Entwicklung eines Programms auf der Grundlage dessen, was getan werden muß und was auf der Grundlage der uns zur Verfügung stehenden erprobten Technik möglich ist. Es geht nicht darum, wie das Programm Ihrer Meinung nach aussehen sollte. Das Programm und der Zeitplan müssen realistisch sein: keine Versprechungen, die wir nicht einzuhalten imstande sind, keine Utopien…«
Nun dämmerte York, wovon Muldoon sprach, welches Ziel
diese Arbeitsgruppe wirklich verfolgte.
Der Marsflug. Vielleicht ist er doch noch möglich.
Zum erstenmal seit Bens Tod fühlte York sich wieder
motiviert.
Nach einer Woche hatte Muldoon – inmitten des Chaos aus Computerausdrucken, Fachzeitschriften, Folien, Flipchart-Seiten, halbaufgegessenen Sandwiches und Pappbechern – den Eindruck, daß etwas Machbares sich herauskristallisierte.
Er hatte aus dem Bauch heraus gehandelt und war bestätigt worden. Wir haben hier wirklich etwas.
Allmählich begriff er auch, weshalb Michaels ihn mit dieser Aufgabe betraut hatte.
Das Mars-Programm hatte die Entwicklung der NASA seit
1972 geprägt… Nein, sagte Muldoon sich, mehr noch: es hatte die Entwicklung der NASA nach Apollo und aller anderen Programme
verzerrt. Die NASA war von einem
unausgesprochenen Ziel besessen: Menschen auf dem Mars.
Diesem Ziel wurde alles andere untergeordnet: die Erdorbit-Programme dienten der Vorbereitung für die zukünftigen Langstreckenflüge, und die unbemannten Programme wurden
entweder eingestellt oder auf operative Zwecke reduziert.
Muldoon wußte nun, weshalb Michaels ein solches Vertrauen ihn in gesetzt hatte. Weil auch er ein Monomane war. Seine eigene Besessenheit war quasi eine verkleinerte Abbildung der Besessenheit der NASA.
Er war die ideale Besetzung.
Nach diesen zwei Wochen hatte Muldoon genug Material für den Leiter der NASA gesammelt.
Muldoon ließ sich von Josephson einen Termin bei Michaels geben. Bei der Besprechung anwesend waren Udet, Gregory Dana, Vertreter der Luft-und Raumfahrtindustrie und sogar zwei Senatoren: sie alle waren glühende Verfechter des neuen, embryonischen Programms.
Muldoon skizzierte den Missions-Modus. »Wir brauchen
noch immer ein Orbitaltransfer-Triebwerk, um das Schiff von der Erde zum Mars und zurück zu befördern. Hierfür hatten wir ursprünglich die S-NB vorgesehen.« Er warf einen Blick auf Michaels. »Doch auch ohne die S-NB haben wir noch eine Option, Fred. Eine Option aus dem Bereich der chemischen Technik. Es bestünde die Möglichkeit, die S-II, die zweite Saturn-Stufe, zu modernisieren. Uns liegen bis 1972
zurückreichende Konstruktionsunterlagen von Rockwell vor, in denen die entsprechenden Verbesserungen für die S-II beschrieben werden – indem man sie mit Wiederanlauf—Triebwerken, Verniertriebwerken, Andockvorrichtungen etc.
ausrüstet.«
»Ja«, grunzte Michaels. »Und diese Studien sind seit
Anbeginn von diesen Bastarden aus Marshall zerpflückt
worden.«
Udet starrte reglos auf Muldoons Folie.
»Ich brauchte eine Bestätigung«, sagte Dana, »daß die
Entwicklung der S-II innerhalb des gesteckten Zeitrahmens möglich ist.«
Michaels nickte. »Die bekommen Sie, Doktor.« Er machte
sich eine Notiz.
Muldoon legte eine andere Folie auf. »Treibstoff. Unter der Annahme, daß Wasserstoff/Sauerstoff verwendet wird, haben wir den folgenden Treibstoffbedarf errechnet: tausend Tonnen für den Start von der Erde, dreihundert Tonnen für die Landung und den Wiederaufstieg vom Mars sowie siebzig Tonnen, um wieder in den Erdorbit zu gehen. Das sind beim Start der Mission insgesamt eintausenddreihundertundsiebzig Tonnen im Erdorbit. Und es wäre noch viel mehr, wenn wir nicht in der Lage wären, mit Doktor Danas Schwerkraft-Hilfsmanöver Brennstoff zu sparen. Die maximale Masse, die wir mit der Saturn VB in den Orbit bringen, beträgt etwa vierhunderttausend Pfund – ungefähr einhundertachtzig Tonnen…«
»Die Saturn VB muß aber erst noch erprobt werden«, sagte Dana.
»Dessen bin ich mir bewußt.« Muldoon legte wieder eine
andere Folie auf. »Das ist aber nicht akut, Doktor; wir haben genug Zeit, um diesbezügliche Probleme zu lösen. Und so würde die Mission ablaufen: Zunächst würden wir eine
modifizierte,
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