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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sagte Gershon sich. Inmitten des Management-Chaos – und laufender Änderungen, unbequemer Kunden, konstruktiver
    Probleme und Budgetüberschreitungen – schlüpfte JK Lee in die Rolle eines Zauberers und schuf in einer Werkshalle in Newport Beach vier Mars-Raumschiffe.
    Jeder dieser Kegel verkörperte eine Botschaft: Dies ist ein bemanntes Raumschiff. Der KVP – der Kontinuierliche Verbesserungsprozeß in der dritten Dimension – wird ihre sichere Rückkehr gewährleisten.
    Lee grinste. »Das habe ich bei einem Automobilhersteller geklaut«, sagte er und rieb sich erneut den Arm. Er wirkte abgespannt und müde, und es gebrach ihm an der Energie und Vitalität, die Gershon sonst immer bei ihm wahrgenommen hatte. Vielleicht sog der Abnahmetest ihm die ganze Energie aus dem Körper.
    Sie verhielten vor einem der glänzenden Raumschiffe.
    »Raumschiff 009«, sagte Lee. »Das Objekt des heutigen
    Abnahmetests und das erste MEM, das eine Besatzung tragen wird. Toll, nicht?«
    Das neun Meter hohe MEM türmte sich wie ein Metallzelt
    vor Gershon auf. In der schimmernden, hitzebeständigen Hülle klafften noch viele Lücken, und er sah die Subsysteme im Innern – als ob es sich um ein Schnittmodell gehandelt hätte.
    Er betrachtete den Aufbau des Schiffs. Entlang der Achse des MEM verlief die schlanke Röhre der Aufstiegsstufe – ein Raumschiff im Raumschiff –, mit der eckigen Kabine an der Spitze. An der Grundfläche des MEM saß der massive Halb-Torus, der als Wohnmodul während des Aufenthalts auf dem Mars diente. Von dort schlängelte der Zugangstunnel sich zur Aufstiegsstufe an der Spitze der Stufenrakete. Und dem Wohnmodul gegenüber waren die Treibstoff-und Oxidatortanks montiert, die gleichzeitig als Gegengewicht fungierten: große Kugeln für die Landestufe und kompakte Zylinder für die Aufstiegsstufe, die wie Beeren einer asymmetrischen Traube gruppiert waren.
    Eine Laufbühne auf Rädern stand neben dem MEM. Von der
    Bühne führten Stege ins Innere des MEM, und Gershon sah
    Arbeiter in weißen Overalls, die bäuchlings an Kabelbäumen, Schalttafeln und Rohrleitungen arbeiteten. Sie wirkten wie Würmer, die in der leuchtenden Maschine herumkrochen.
    Gershon ging in die Hocke, um einen Blick ins Innere des Wohnmoduls zu werfen. Er sah die großen Schränke, in denen die Mars-Schutzanzüge und die EVA-Ausrüstung verstaut werden würden. Die lindgrünen Wände des Wohnmoduls
    waren mit vierundzwanzig Schalttafeln und fünfhundert
    Schaltern besetzt. Überall waren Warnlampen plaziert. Da und dort quollen Drähte aus einer Schalttafel, doch ein paar der Schalttafeln und Lampen waren bereits funktionsfähig. Das glühende Licht zauberte Reflexe auf die Experimentiertische und die wissenschaftliche Ausrüstung.
    Gershon wäre in der Lage gewesen, den Aufbau des Schiffs mit verbundenen Augen zu skizzieren. Nachdem er so viele Jahre bei Columbia und so viele Stunden in verschiedenen Simulatoren zugebracht hatte, kannte er die Position jedes verdammten Schalters. Er durfte mit Fug und Recht sagen, die Hälfte der Schalttafeln, die er von seinem Standort aus sah, selbst konstruiert zu haben.
    Es roch nach Kabeln, Schmierstoffen, Ozon und Metall.
    Obwohl das MEM noch unvollendet war, wirkte es jetzt schon unvergleichlich lebendiger als jeder Simulator. Es war wie das Cockpit eines fabrikneuen Flugzeugs.
    Und es war behaglich. Ein solches Versteck hätte Gershon sich als Kind gewünscht, eine Kombination aus Werkstatt, Funkstation und Clubhaus.
    Es würde ihm nichts ausmachen, hier für einen Monat auf dem Mars auszuharren, sagte er sich; nicht im geringsten.
    Sofern er überhaupt die Gelegenheit dazu bekam.
     
    Die Anwesenden gerieten in Wallung, und Gershon straffte sich, um die Ursache hierfür zu ermitteln.
    Jack Morgan kam mit einem Dokument in der Hand auf Lee
    und Gershon zu. »JK! Haben Sie das schon gesehen?«
    Gershon identifizierte das Dokument als Zusammenfassung
    des vorläufigen Berichts, den Phil Stones ›Tiger-Team‹ über das MEMProgramm verfaßt hatte.
    Es handelte sich um eine Fotokopie mit dem Vermerk
    ›Vertraulich‹; Gershon vermutete, daß ein Sympathisant
    innerhalb der NASA Columbia diesen Bericht zugespielt hatte.
    Lee überflog den Inhalt. »Mein Gott«, sagte er. »Mein Gott.«
    Jack Morgan stand daneben, wobei er die Hände rhythmisch zu Fäusten ballte.
    Gershon hatte den Eindruck, daß Lee zitterte. Er rieb sich ständig den linken Arm, als ob er an Schmerzen litte. »Hört euch

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