Mission Ares
kosten können.
Offiziell blieb Jones im Dienst und wurde für einen späteren Flug vorgesehen. Dennoch herrschte fortan eine gewisse Distanz zwischen Jones und dem übrigen Astronauten-Korps.
Deke Slayton, der Chefastronaut, hatte ihm mit einem Wink mit dem Zaunpfahl nahegelegt, den Dienst zu quittieren.
Doch da war Jones erst recht bockig geworden und hatte das rundweg abgelehnt. Er wußte, daß er eine gute Leistung erbracht hatte. Er hatte sogar Glenn übertroffen; zumindest hielt er sich das zugute.
Also blieb er weiterhin Astronaut und würde auch zum Mond fliegen. Um nicht aus der Übung zu kommen, arbeitete er unter Slayton und Alan Shepard – auch ein Weltraumpionier, der wegen eines Ohrenleidens nicht mehr fliegen durfte – in der Bodenstation.
Jones hatte dort für volle acht Jahre Dienst getan: Flugpläne erstellt und trainiert, an Simulationen und Einsatzprofilen gearbeitet. Acht Jahre.
Nun waren die damaligen Vorgesetzten anscheinend im
Ruhestand, denn seine Eigenmächtigkeiten waren vergessen, und man erteilte ihm wieder Flugerlaubnis.
Nur daß er nicht viel davon hatte, wenn die Mondflüge
eingestellt wurden. Und für den Mars wäre er dann wohl zu alt.
Es war nicht Forscherdrang, der Jones beseelte. Für ihn zählte nicht das Ziel – der Mond –, sondern nur die Reise dorthin: eine Mission, die Gelegenheit zu einem tollkühnen Probeflug bot.
Die Skylabs würden ihm das nicht bieten. Für ihn stellte es gewiß nicht den Höhepunkt seiner Karriere dar, die Erde auf einer niedrigen Umlaufbahn in einem besseren Mülleimer zu umkreisen und die Tage abzureißen.
Er wollte unbedingt zum Mond fliegen.
Jones knallte die Schrauben mit einer solchen Vehemenz fest, daß die Ärzte, die am Monitor seine Lebensfunktionen überwachten, einen Schreck bekamen.
Als der Boden fertig war, gratulierte der Versuchsleiter ihnen.
»Gut gemacht, Jungs. Wir machen eine Pause. Bis zum
nächsten Einsatz haben wir noch etwas Zeit. Steigt durch den Kopplungstunnel aus.«
Bleeker folgte den Tauchern, fädelte sich durch den engen Kopplungstunnel und tauchte wieder ins lichtdurchflutete Wasser ein.
»Und jetzt du, Chuck«, sagte der Versuchsleiter.
Jones drang in den dunklen Tunnel ein, wobei er durch die an den Wänden aufgereihten Schränke behindert wurde. Das bißchen Licht stammte von den Lampen im Tank hinter ihm
und dem blauen Wasser des Beckens vor ihm.
Als er sich im Tunnel befand, wurde die Ausstiegsluke des Apollo-Modells zugeschlagen.
Jones bremste abrupt ab und zog mit den behandschuhten
Händen am Lukenhebel. Er gab nicht nach.
»Was ist hier los?«
»Jones«, sagte der Versuchsleiter mit rauher Stimme. »Alle Systeme sind ausgefallen. Die Energieversorgung der Kommandokapsel ist zusammengebrochen; eine Rückkehr ist
unmöglich, genauso das Ablegen von der Kopplungsöffnung.
Zu allem Überfluß wird die Energieversorgung der Werkstatt gleich zusammenbrechen. Tu etwas.«
Nun gingen die Lichter aus. Er driftete in völliger Dunkelheit.
Sogar die Tanklichter waren erloschen.
»Was ist das für ein Scheißspiel…?«
Er holte tief Luft und beruhigte sich. Die Versuchsleiter waren berüchtigt für solche Einlagen. Er mußte reagieren, und zwar schnell; echauffieren konnte er sich später immer noch.
Theoretisch wußte er Bescheid. Für den Fall, daß den Skylab-Astronauten der Rückweg versperrt war, würde ein neues Schiff starten. Wenn die paralysierte Apollo jedoch an der Kopplungsöffnung festhing, hatte er auch nicht viel davon.
In der Finsternis verlor er die Orientierung.
Diese abgefuckten Sims.
Er versuchte sich zu konzentrieren und rief sich den
Kopplungstunnel in Erinnerung, wie er ihn vor der ›Panne‹
gesehen hatte: die Kopplungsöffnung vor sich, den Tunnel zur Werkstatt hinter sich.
Plötzlich überkam ihn Panik. Er schlug blindlings um sich und hieb gegen Spinde und Handläufe. Der Raum hier war zu groß, sagte er sich; das raubte ihm die Orientierung. Wenn er sich in der Mercury befände…
Ruhig. Du bist nicht in Gefahr. Du kannst immer noch in den Tank zurück. Die Taucher sind noch dort.
Ja, sagte er sich verdrossen. Und wenn ich das tue, habe ich ausgeschissen. Der Große Alte Mann des Astronauten-Büros.
Werft ihn für zwei Minuten in ein Schwimmbecken, und er versagt kläglich.
Im Grunde versage ich jetzt schon, sagte er sich. Schon dadurch, daß ich so lang brauche. Wie viele Sekunden? Eine halbe Minute? Sie erwarten irgend etwas von mir, etwas, das
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