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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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erst einundvierzig. Doch Dana sah, daß er an persönlicher Statur gewonnen hatte, daß er seinen Platz
    gefunden hatte; und hier würde Gregory, der mit seinem
    leichten französischen Akzent die Leute entzückte, bis ans Ende seiner Tage bleiben und nach Lust und Laune in diesem friedlichen, isolierten Kokon arbeiten.
    Daß Gregory in Langley blieb, bedeutete natürlich auch, daß er und Sylvia mehr oder weniger in Hampton festsaßen und wahrscheinlich auch in dem verfallenden Ort ausharren mußten; zumal Gregory nicht mehr mit einer Gehaltserhöhung rechnen konnte, weil er das Ende der Laufbahngruppe bereits erreicht hatte…
    Gregory hatte eine Halbellipse gemalt, die im einen Extrem den Erdorbit tangierte und im anderen den Marsorbit. »Hier haben wir einen Minimalenergie-Transferorbit, auch Hohmann-Ellipse genannt. Jede andere Flugbahn hätte einen höheren Energiebedarf… Um zur Erde zurückzukehren,
    müssen wir einer ähnlichen Halbellipse folgen.« Er verschob den Mars um vielleicht zwei Drittel auf seinem Orbital-Pfad und malte eine weitere Ellipse, die sich diesmal vom Mars zur Erde erstreckte. »Der Rückflug dauert genauso lang wie der Hinflug, etwa zweihundertsechzig Tage. Und dann müssen wir noch die Wartezeit auf dem Mars berücksichtigen, bis Erde und Mars so zueinander stehen, daß der Rückflug überhaupt möglich wird: nicht weniger als vierhundertachtzig Tage. Also beträgt die Gesamtdauer der Mission volle neunhundertsiebenundneunzig Tage – mehr als zweieinhalb Jahre. Der längste bisherige Raumflug hatte eine Dauer von zwei Wochen; eine Mission von einer solchen Zeitdauer ist gewiß ausgeschlossen.«
    »Trotzdem erstellt Rockwell gerade ein solches Missions-Profil für die NASA«, sagte Dana. »Sie befassen sich nur mit der chemischen Technik. Und in Marshall betrachtet man die nuklearen Optionen.« Nuklearraketen mit naturgemäß höherer Leistung wären in der Lage, ein Schiff auf eine flachere Ellipse zu bringen und dadurch Zeit zu sparen. »Die Marshall-Studie legt eine Gesamtflugdauer von maximal vierhundertfünfzig Tagen zugrunde…«
    »Noch mehr große Raketen! Pfui!«
    Dana grinste. »Immer noch nicht elegant genug für dich, Paps? Aber wo soll hier überhaupt Platz sein für Eleganz? Es sieht doch wohl so aus, als seien wir den Gesetzen der Himmelsmechanik unterworfen. Entweder Hohmann oder Brachialgewalt.«
    »Genau. Die Eleganz besteht nun darin, zu warten: warten, bis wir einen geeigneten Antrieb entwickelt haben; wie zum Beispiel ein Ionentriebwerk, das die Flugdauer wirklich reduziert. Aber das werde ich nicht mehr erleben, und du vielleicht auch nicht.«
    »Hmm.« Dana nahm seinem Vater die Kreide aus der Hand
    und zog selbst ein paar konzentrische Kreise. »Das Bild ist natürlich unvollständig. Das System hat schließlich noch mehr Planeten: Venus innerhalb der Erde, Jupiter außerhalb vom Mars. Und die anderen.«
    »Und wo liegt da der Unterschied?« fragte Gregory
    mißmutig.
    »Ich weiß nicht.« Dana versenkte den Kreidestummel wieder in der Jackentasche seines Vaters. »Du bist schließlich der Experte.«
    »Nein, nein, das ist nicht mein Fachgebiet.«
    »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, sich die anderen
    Planeten für einen Flug zum Mars zunutze zu machen. Die
    NASA erstellt bereits solche Szenarien: sie wollen das
    Schwerefeld von Jupiter und der anderen Riesenplaneten
    nutzen, um eine Sonde bis zum Neptun zu schleudern…«
    »Was schlägst du da vor? Daß wir über den Jupiter zum Mars fliegen sollen? Das ist doch lächerlich. Jupiter ist dreimal so weit von der Sonne entfernt wie der Mars.«
    Dieser barsche und ungeduldige Ton war Dana nur zu
    vertraut. Gereizt hob er die Hände. »Ich schlage gar nichts vor, Paps. Ich habe nur eine Feststellung getroffen, zum Teufel.«
    Doch Gregory starrte weiterhin auf die Tafel, wobei die mit Kreidestaub überzogenen Brillengläser seine Augen
    verdeckten. Eine von Danas Bemerkungen hatte ihm, wie bei Jules Verne, einen Impuls verliehen und ihn auf eine neue spekulative Flugbahn geschickt. Jim Dana existierte in diesem Moment gar nicht mehr für ihn.
    Zum Teufel damit, sagte er sich. Ich führe nun mein eigenes Lehen und habe eigene Sorgen. Ich habe keine Zeit mehr für diesen Kram.
    Vielleicht hatte ich nie welche.
    Dana wandte sich ab, klopfte sich den Staub aus der Jacke und überließ seinen Vater seinen Gedanken.
    Den Rest des Nachmittags verbrachte er bei seiner Mutter.
    Sie saßen auf der Hollywoodschaukel

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