Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Titel: Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
Vom Netzwerk:
Gäste von Icaria betreten. Möchten Sie die Bibliothek sehen oder soll ich Sie lieber zu Ihrer Gefängniszelle zurückbegleiten?«
    »Sind wir tatsächlich Gefangene?«
    »Wenn die Stunden zu Tagen werden und die Tage zu Wochen, können Sie sich selbst eine Meinung bilden.«
    Die Antwort gefiel Modo nicht. Selbst hier, in der großen Kammer, beschlich ihn das beklemmende Gefühl, die Wände würden langsam immer näher rücken. Schweiß rann seinen Nacken hinab. Die Maske klebte ihm wegen der Luftfeuchtigkeit am Gesicht. »Na ja, wenn es ein längerer Aufenthalt wird, sollte ich mir wohl besser etwas zu lesen besorgen«, verkündete er mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Ich würde sehr gern die Bibliothek sehen.«
    Er folgte Colette über eine zweite Wendeltreppe nach unten. Im Schein von drei Lüstern warteten dort Tausende von Büchern. Modo schlenderte die Regale entlang und entdeckte Bände auf Latein, Griechisch, Spanisch und Französisch. Es gab Geschichten aller Art, Romane und Balladensammlungen ebenso wie wissenschaftliche Handbücher. »Das ist beeindruckend!« Er strich mit den Fingern über einen Buchrücken mit dem Titel: Geosophie. »Und was ist dieses Icaria, von dem sie gesprochen hat?«
    »Nur ein Traum von ihr. Die Kapitänin ist verrückt, aber zu diesem Schluss sind Sie wahrscheinlich auch gekommen.«
    »Dafür weiß ich noch nicht genug über sie«, entgegnete Modo. »Wie lange sind Sie schon hier, Mademoiselle Brunet?«
    »Achtundzwanzig Tage und vier Stunden – nicht dass ich zählen würde. Hoffentlich gehören Lesen und Fische beobachten zu Ihren Lieblingsbeschäftigungen.«
    »Ich lese tatsächlich gern, allerdings nicht den ganzen Tag lang. Die Kapitänin erwähnte, dass sich auf Ihrem Schiff Soldaten befanden? War es ein Militärschiff?«
    Colette Brunets Augen verengten sich. Modo fühlte sich wie ein Insekt unter einer Lupe. »Sie mögen Fotograf sein, aber Sie denken wie ein Detektiv.« Einen Moment lang hielt sie inne, dann fuhr sie fort. »Ich war wie Sie nur Passagier. Mein Vater lebt in den Vereinigten Staaten. Er ist Attaché des französischen Botschafters. Ich war auf der Heimreise, um meine Mutter zu besuchen.«
    »Ich vermute, Sie sind ebenfalls von New York aus in See gestochen? Gab es keine direktere Route?«
    »Wir waren aus diplomatischen Gründen unterwegs nach Island – und natürlich wegen des geräucherten Dorschs.«
    »Und was ist geschehen?«
    »Die Ictíneo rammte unser Schiff unter Wasser. Die Vendetta mit ihren zweitausendachthundert Tonnen sank in weniger als fünf Minuten. Meines Wissens bin ich die einzige Überlebende.«
    Modo fiel auf, dass Colette das exakte Gewicht des Schiffes kannte. »Das muss ein beängstigendes Erlebnis gewesen sein.«
    »Beängstigend?«, schnaubte sie. »Nein. Ich habe auf die jeweiligen Anforderungen der Situation entsprechend reagiert. Ich saß mit zwei Seeleuten in einem Rettungsboot. Allerdings war es beschädigt und ist gesunken. Die Haie haben sich die beiden Männer geholt und ich wurde von der Ictíneo gerettet, weil ich eine Frau bin. Zumindest war das die Erklärung, die ich von unserer verehrten Kapitänin Monturiol erhielt. Sie glaubte wohl, ich sei eine weitere unterdrückte Genossin, aber sie hat schnell begriffen, dass ich wehrhaft bin. Seitdem bin ich in diesem Metallsarg gefangen.«
    Colette hatte die Geschichte vollkommen emotionslos erzählt. Modo, der darauf geschult war, eine Gefühlsregung selbst in dem kleinsten Zucken zu erkennen, nahm nicht das Geringste wahr. »Was für eine unfassbar grauenhafte Erfahrung«, bemerkte er vorsichtig.
    Sie zuckte nur mit den Achseln und Modo kam nicht umhin, Respekt für diese junge Frau zu empfinden. Bei der Einsatzbesprechung hatte Mr Socrates gesagt, sie sei achtzehn Jahre alt. Doch die Anspannung in ihrem Gesicht ließ sie älter wirken.
    »Wissen Sie, wie die Ictíneo die Schiffe angreift?«, erkundigte sich Modo.
    »Also, ich vermute, sie ist mit Zangen ausgestattet, um die Ankerketten zu durchtrennen. Und dann muss es am Bug einen Rammsporn geben, mit dem sie die Schiffsrümpfe durchbohrt. Wer weiß, wie viele Schiffe bereits wegen dieser Wahnsinnigen auf dem Meeresgrund liegen. Sacrebleu! «
    »Das klingt sehr unsportlich, um nicht zu sagen illegal, Schiffe ohne Vorwarnung zu versenken.«
    »In der Tat. Das ist verdammt unanständig – bloody rude, wie Sie als Engländer sagen würden.«
    Modo grinste. »Das alles macht mich offen gestanden wirklich sprachlos.«

Weitere Kostenlose Bücher