Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
uns gegenseitig in die Augen. Ich wusste, dass die Situation auf dem besten Weg war, außer Kontrolle zu geraten. Plötzlich wich der Kerl meinem Blick aus und trat zum Schreibtisch. Hastig griff er in die Schublade, zog seine Pistole hervor und knallte sie auf den Tisch. »Get out!«, schrie er mich an.
Ich hob die Hände über den Kopf. Nicht aus Furcht, aber um ihm zu zeigen, dass ich seine Drohung ernst nahm. »Ich werde das Gespräch jetzt abbrechen, mich mit meinem Agenten beraten und mich dann wieder bei Ihnen melden«, sagte ich ruhig. Dann verließ ich sein Büro.
Damit war mein zweiter Untergang in Griechenland besiegelt. Das Ganze war absurd, nicht nachvollziehbar. Den wahren Grund, warum ich diesmal gefeuert wurde, erfuhr ich erst viel später. Der Präsident hatte hohe Prämien für das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs ausgelobt. Zum ersten Mal waren die Statuten in Griechenland so, dass ein Verein bestraft werden und ihm die Lizenz entzogen werden konnte, wenn er sich an die Vereinbarungen nicht hielt. Zuvor konnten die Vereine wirtschaften, wie sie wollten, und ungestraft Gehaltszahlungen ignorieren. Ich musste also gehen, weil es zu gut lief.
Nach dem erneuten Ende habe ich mich wie ein angeschossener Löwe gefühlt. Beide Machtkämpfe hatte ich verloren. Ich bin im hohen Bogen beim Rodeo gestürzt – und habe trotzdem mehr mitgenommen als in sieben Jahren Nonstop-Erfolg in Leverkusen. Ich habe gelernt, permanent gegen Widerstände zu kämpfen. Es war hart, sich immer wieder aufzurappeln und nicht aus Frust zum Opportunisten zu werden. Aber es ist mir trotz allem gelungen, nicht den Glauben an mich zu verlieren und Rückgrat zu beweisen. Ich habe meine Beine in den Boden gerammt und mich gewehrt, kein Fallobst zu werden, mit dem man machen kann, was man will. Außerdem habe ich in Griechenland die Notwendigkeit der klaren Analyse gelernt. Solche Situationen zwingen einen, in den Spiegel zu schauen und sich auch seine eigenen Fehler bewusst zu machen. Es war nicht nur der Präsident schuld, es lag nicht nur an der Mentalität der Medien. Auch ich hatte meinen Teil dazu beigetragen, dass es so weit gekommen war. Es wäre zu einfach und vor allem nicht richtig gewesen, nur mit dem Finger auf die anderen zu zeigen. Eine Analyse muss immer klar, emotionslos und alibifrei sein. Und so muss ich klar, emotionslos und alibifrei eingestehen: Ich hatte mich vor dem Wechsel nach Patras, also vor meinem ersten griechischen Engagement, nicht genügend mit der Liga beschäftigt. Zwei, vielleicht drei Spiele hatte ich mir im Vorfeld angeschaut. Aber wie der griechische Basketball so richtig funktioniert, wusste ich nicht. Ich war an die Sache herangegangen wie jemand, der einen Coffee-Shop eröffnen will und nur ein einziges Mal die Straße rauf- und runterschlendert, um zu gucken, ob es in der Nähe seines Geschäfts bereits andere Coffee-Shops gibt; die Frage aber, ob es überhaupt genügend potenzielle Kunden gibt, die den Kaffee auch trinken können, wird ignoriert. Meine Analyse der griechischen Liga war einfach nur oberflächlich und auch mit einer zu großen Arroganz verbunden gewesen. »Was soll da schon groß anders sein als in Deutschland«, hatte ich mir gedacht und, da damals nur ein Amerikaner pro Team zugelassen war, gleich fünf Amerikaner mit europäischem Pass für Patras verpflichtet. Allesamt gute Basketballer, aber nicht gemacht für die griechische Liga. Sie waren nicht fähig, sich dem Straßenkampf, der dort auf dem Spielfeld herrschte, zu widersetzen. So behaupteten wir uns zwar immer auf einem Aufstiegsplatz, aber die Liga dominierten wir zu keinem Zeitpunkt so, wie wir es mit unserem Etat eigentlich hätten machen müssen. Ich war zwar als Trainer gut, verkannte aber das Umfeld meiner Arbeit – im Hinblick auf den Basketball und im Hinblick auf die Mentalität des Landes. Wenn du das Terrain, das Klima und die gegnerische Denkweise nicht kennst, ist die Schlacht schon halb verloren.
Mein erster gravierender Fehler: In Griechenland ist es üblich, dass bei jedem Training dort ältere Männer sitzen, die quasi zum Inventar des Vereins gehören. Das sind Fans, die schon seit Jahrzehnten zu den Spielen kommen, jeden kennen und daher auch bei an sich geheimen Trainingseinheiten das Recht haben, zuschauen zu dürfen. Solche Fans saßen auch zu meiner Zeit in Patras auf der Tribüne, tranken Kaffee, quatschten und rauchten eine Zigarette nach der nächsten. Deshalb bat ich sie, das
Weitere Kostenlose Bücher