Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Haus basketballfreie Zone. Nur manchmal, wenn Papa ein Spielzug in den Kopf schießt, kann es sein, dass er ihn sofort auf Zettel kritzelt, die dann quer durchs Haus verteilt sind. Aber sonst ist mein Papa überhaupt nicht der Typ, der Sachen sammelt oder Zeitungsartikel ausschneidet. Er hat nur ganz wenige Erinnerungsstücke, zum Beispiel das abgeschnittene Netz von der ersten Meisterschaft, das er immer mit sich schleppt, egal, wohin er zieht.
Jeder, den ich neu kennenlerne und dem ich mich als Tochter von Dirk Bauermann vorstelle, fragt mich, ob ich auch Basketball spiele. Nein, ich tue es nicht. Wahrscheinlich hätten es meine Eltern gerne gesehen. Meine Mutter spielt schließlich auch Basketball. Beide haben auch mehrfach versucht, mich dazu zu animieren. Nicht nur einmal kam die Frage: »Willst du nicht doch mal in einen Basketballverein?« Aber ich wollte nicht. Ich bin geschwommen, geritten, war im Leichtathletik-Klub und habe Ballett gemacht, aber Basketball habe ich schon aus Trotz abgelehnt. Das wäre nun wirklich zu viel gewesen.
Wobei ich Basketball unheimlich gerne schaue. So bescheuert es klingt, aber wenn Papa Meister wird, dann sagen wir hier zu Hause auch: »Wir sind Meister geworden.« Nicht, weil wir uns in seinem Glanz sonnen wollen. Aber es ist schon eine besondere Verbundenheit da. Als er mit Bamberg die Meisterschaft holte, durfte ich das hautnah miterleben. Alle drei bis vier Wochen war ich in Bamberg. Unmittelbar nach dem Gewinn der Meisterschaft habe ich wie ein Schlosshund geweint und bin meinem Dad um den Hals gefallen. Das Foto hing lange an unserem Kühlschrank.
Viele der Spieler kenne ich auch privat. Mit Steffen Hamann bin ich quasi aufgewachsen. Ich habe mit den Jungs bei Mannschaftsabenden gebowlt. Als die Nationalmannschaft in Krefeld gespielt hat, hat Papa sie alle zum Grillen zu uns in den Garten eingeladen. Er liebt es zu grillen, ist bei uns zu Hause der Grillmeister. Ansonsten sind seine Kochkünste aber nicht so groß, außer Spaghetti kann er nicht viel. Ohnehin geht er lieber essen – am liebsten mexikanisch. Er liebt das Sausalitos und dort Fajitas. Dafür unterbricht er auch jede Diät. Papa verzichtet gerne mal eine Woche komplett auf Kohlenhydrate, um dann mit mir sechs Fajitas zu futtern.
Wir haben echt viel Spaß zusammen. Natürlich ist er nicht so oft da wie andere Väter. Aber es ist völlig in Ordnung. Ich weiß, dass ich der wichtigste Mensch in seinem Leben bin. Und ich weiß, wie wichtig ihm der Basketball ist. Natürlich war es anfangs auch schwierig für mich, als Papa in Belgien und Griechenland im Ausland war. Er hat zwar so oft, wie es ging, versucht zu kommen, aber ich habe ihn schon vermisst und manchmal geweint. Inzwischen haben wir unseren Rhythmus gefunden und nutzen unsere Zeit in vollen Zügen. Als ich im August 2011 Abi-Ball hatte, hat er sogar sein Handy ausgemacht. Das gibt es eigentlich ganz selten. Eigentlich ist Papa nämlich immer auf seinem Uralt-Handy erreichbar. Schon seit einem Jahr hat er ein neues iPhone bei uns rumliegen. Aber das ist eine Nummer zu technisch für ihn. Hauptsache, er kann telefonieren. Der Rest ist ihm egal.
Jedenfalls nimmt er sich immer Zeit, wenn es wichtige Termine in meinem Leben gibt. Egal, wie stressig es auch für ihn ist. Eines Morgens musste er sich noch mit Uli Hoeneß in München treffen – ein ganz wichtiges Meeting – und den ursprünglichen Rückflug hat er dann auch noch verpasst. Doch letztlich war Papa auf die letzte Sekunde, aber pünktlich in Krefeld auf meinem Abi-Ball.
Ich bin im Übrigen auf das gleiche Gymnasium gegangen wie er. Und in der fünften Klasse hatte ich sogar den gleichen Sportlehrer. Der meinte: »Dein Papa war immer ein guter Basketballer. Aber es ist schon besser, dass er Trainer geworden ist. Er hat auch früher schon mehr dirigiert und taktische Anweisungen gegeben, als durch spektakuläre Aktionen unterm Korb aufzufallen.«
Als er 2008 zu den Olympischen Spielen geflogen ist, haben wir zu Hause am Küchentisch überlegt, ob ich eventuell mitdarf. Er wollte mir dieses Highlight ermöglichen und war sogar bereit, mit meinen Lehrern zu sprechen, ob ich für die Zeit kurz aus der Schule dürfte. Letztlich ist es aber nicht so weit gekommen. Ich war gerade in der elften Klasse, wollte meine Abi-Note dann doch nicht aufs Spiel setzen.
Papa versucht immer, dass ich ihn begleiten kann oder wir etwas zusammen unternehmen. Auch wenn ich schon erwachsen bin, liebe ich noch
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