Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
Vom Netzwerk:
keinen Einfluss auf meine Entscheidungen. Ich bin diejenige, die die Wahl hat, nicht er.«
    Bradford sagte nichts mehr.
    Mit einem Mal begriff er, was es mit ihrer engen Bindung an Logan, mit ihrer ungebrochenen Liebe zu Noah und mit zahlreichen anderen Entscheidungen in ihrem Leben auf sich hatte. Um sich selbst zu schützen, handelte sie instinktiv, animalisch und wild, aber genau dieser Instinkt brachte denen, die ihr nahestanden, unweigerlich den Tod. Dieser Instinkt hielt sie am Leben und hielt ihren Körper besetzt, aber sie wehrte sich vehement dagegen, dass er auch ihr Herz in Besitz nahm. Sie liebte, wen sie wollte, wann sie wollte und wie sie wollte, als Resultat einer bewussten Entscheidung und aus Gründen, die nur sie selbst kannte. Und daran würde sie auf keinen Fall etwas ändern, selbst dann nicht, wenn ihr Selbstschutz darunter zu leiden hatte, selbst dann nicht, wenn sie dabei umkam.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Ich werde nicht versuchen, dich aufzuhalten oder dich zu überreden, es nicht zu tun. Ich besorge dir alle Informationen, die du brauchst. Du kannst alles haben.«
    »Danke«, entgegnete sie.
    »Unter einer Bedingung.«
    Sie stutzte. Sah ihn durchdringend an.
    »Ich komme mit«, sagte er. Und dann zitierte er ihre Worte, so wie sie es vorhin mit seinen gemacht hatte: »Es ist meine Entscheidung. Keine Last, keine Verpflichtung, keine emotionale Erpressung. Es ist nichts, was ich tun muss . Ich tue es, weil ich mich dafür entschieden habe.«
     
    Sie trafen sich in einer kleinen Kneipe in einer der vielen Seitenstraßen von San Telmo, in der Nähe des Gasthauses. Der Laden war höchstens fünf Meter breit, fensterlos, düster und von Rauchschwaden durchzogen. Die Gäste standen dicht gedrängt bis zur Theke an der hinteren Wand. Sie hatten sich hier verabredet, weil Logan und Gideon schon hier gesessen hatten, als Bradfords Anruf sie erreicht hatte. Das, was Munroe zu sagen hatte, konnte sie überall sagen.
    Munroe betrat die lärmige Pinte. Bradford war dicht hinter ihr. Logan und Gideon saßen in einer Ecke ziemlich weit vorn. Sie hatten je ein Glas mit einheimischem Bier vor sich stehen, und allem Anschein nach war es nicht das erste. Munroe hätte die beiden zwar lieber im nüchternen Zustand gesprochen, aber jetzt musste sie eben das nehmen, was sie bekommen konnte.
    Logan entdeckte sie, stand auf und winkte sie zu sich. Nach wenigen Minuten Smalltalk kam auch Heidi dazu, und als alle fünf dann dicht gedrängt um den Tisch herumsaßen, sagte Munroe: »Falls nicht jemand von euch etwas richtig, richtig Dämliches gemacht hat, sind hier noch Faktoren im Spiel, die ihr mir nicht verraten habt.«
    Betroffenes Schweigen war die Reaktion. Gideon hob
abwehrend die Hände. »Ich habe dir mein Wort gegeben«, sagte er. »Ganz egal, worauf du hinauswillst, ich war’s nicht.«
    »Vielleicht solltest du uns mal erzählen, wie du überhaupt darauf kommst«, sagte Logan. »Schließlich hast du uns bisher immer bloß das Nötigste verraten, und das auch nur, wenn es wirklich nicht mehr anders ging.«
    Bradford verspannte sich.
    Logans Sarkasmus war ein unmissverständlicher Angriff auf Bradford und die Tatsache, dass er bei diesem Auftrag Logans Platz eingenommen hatte. Munroe legte Bradford unter dem Tisch beruhigend die Hand aufs Knie.
    Sie schwieg einen Augenblick lang, nicht wegen Logans bissigen Kommentars, sondern um jedes Ereignis der vergangenen Tage noch einmal genau zu analysieren und schließlich präzise sagen zu können, wo sie jetzt standen.
    »Ich war jetzt drei Tage lang in einer Oase zu Gast«, sagte sie. »Ich bin dort mit offenen Armen empfangen worden und habe mich halbwegs unauffällig in den Betrieb eingefügt. Ich war ganz in Hannahs Nähe und hätte sie ohne Probleme einfach schnappen und mit ihr verschwinden können. Ich habe das nur deshalb nicht gemacht, weil ich so wenig Schaden wie möglich anrichten wollte.«
    Sie trank einen Schluck Wasser. Niemand sagte ein Wort.
    »Die Aktion war für heute Nacht vorgesehen«, fuhr sie fort. »Alles war vorbereitet, es hätte absolut reibungslos laufen müssen. Aber jetzt sitze ich hier, und das Lachen ist mir gründlich vergangen, weswegen ihr euch sicher schon gedacht habt, dass es nicht wie geplant gelaufen ist. Einmal dürft ihr raten, woran es gelegen haben könnte.«
    Gideon sah Heidi an, die wiederum Logan ansah. Alle drei machten einen verwirrten Eindruck, wie vor den Kopf
gestoßen. Schließlich sagte Gideon:

Weitere Kostenlose Bücher