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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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auf den Boden und holte ein Fläschchen und ein Tuch aus dem Seitenfach.
    Im Bett dicht bei der Tür lag die Frau, über die Bradford die Nase gerümpft hatte. Munroe hatte sie im Speisesaal der Oase gesehen, als eine der wenigen, die keine Kinder um sich gehabt hatten. Sie war Anfang fünfzig – vielleicht auch ein bisschen jünger –, aber die Jahre und das armselige Leben waren ihr nicht gut bekommen.
    Munroe befeuchtete das Tuch und presste es auf Mund und Nase der Frau. Sie schlug die Augen auf, geriet für einen Moment in Panik und klappte die Augen wieder zu.
    Hannah lag auf einem Feldbett, das kaum in den schmalen Spalt zwischen Bett und Fenster passte.
    Munroe blieb einen Augenblick vor Logans selig schlummernder Tochter stehen. Dann kniete sie sich hin, legte dem Mädchen das Tuch aufs Gesicht und sah, wie auch sie kurz und mit flatternden Lidern die Augen öffnete, sah den gleichen Schrecken darin aufblitzen, bevor sie zurück ins Vergessen sank.
    Nachdem beide bewusstlos waren, schob Munroe die namenlose Frau vom Bett und legte sie auf den Boden. Sie riss die Laken von der Matratze und verlängerte damit das Seil, das sie zusammen mit Bradford geknüpft hatte.
    Hannah war deutlich leichter als die Frau, daher ließ Munroe sie auf dem Bett liegen und knotete einfach die vier Ecken ihres Lakens zusammen. Dasselbe machte sie auch mit dem zweiten Laken, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass die ersten Knoten sich lösen sollten.
    Das Fenster war schmal, und der untere Rand befand sich auf Hüfthöhe. Munroe rüttelte daran, aber es dauerte eine Weile, bis es sich schließlich unter lautem Knirschen in Bewegung setzte. Munroe hielt inne und lauschte in die Nacht. Erwartete eine Reaktion. Hörte nichts. Unten zuckte eine Taschenlampe auf. Bradfords Signal, dass die Luft rein war.
    Hannah zum Fenster zu schaffen war leichter gesagt als getan. Sie war zwar mindestens fünfundzwanzig Zentimeter kleiner als Munroe und ziemlich schlank, dennoch war es eine enorme Herausforderung, sie hochzuheben und dann an der Außenwand entlang abzuseilen.
    Für diesen Teil des Jobs wäre Bradford eigentlich die bessere Wahl gewesen, aber ihn in dieses Zimmer zu den beiden Frauen zu schicken, hätte wiederum andere Risiken beinhaltet. Er hätte möglicherweise gezögert, körperliche Gewalt anzuwenden, wenn es nötig gewesen wäre. Munroe nicht.
    Jetzt kniete sie dicht neben Hannahs eng verschnürtem Körper auf dem Boden. Sie griff nach dem Ende des Lakenseils, wickelte es um ihren Unterarm und anschließend um ihren Oberkörper. Den Rest ließ sie auf dem Boden schleifen. Dann stützte sie sich auf das Knie, zog Hannah zu sich und kam auf die Füße. Nun hatte sie das gesamte Gewicht auf den Hüften.
    Von dort, wo Hannah gelegen hatte, bis zum Fenster war es nur ein Schritt, aber gerade, als sie diesen Schritt machte,
knallte direkt unter ihr eine Tür gegen die Wand. Zentimeter für Zentimeter schob Munroe sich rückwärts zum Fenster, neigte den Kopf in Richtung Nacht und hörte, wie drei Meter unter ihr ein Fenster geschlossen wurde.
    Munroe verharrte. Die Anstrengung ließ ihre Arme zittern. Bradfords Taschenlampe blitzte, und Munroe schob Hannah vorsichtig und mit den Füßen zuerst zum Fenster hinaus. Die Schlinge hielt, zog sich fest, und Munroe ließ auch die andere Seite los. Nachdem das Mädchen vollständig über den Fenstersims gerutscht war, wurde Munroe von dem dicht gewickelten Lakenseil und dem Gewicht gegen die Wand neben dem Fenster gezogen. Sie beugte die Knie, stemmte sich gegen den Druck und wickelte das Bettlaken Zentimeter um Zentimeter ab, während sie gleichzeitig die Minuten zählte, bis derjenige, der soeben noch unten gewesen war, vor der Zimmertür stand.
    Eine erfreuliche Erklärung dafür, dass jemand in ihr Zimmer gekommen war, gab es nicht. Die beste wäre noch ein zufälliges, aber statistisch durchaus mögliches Verbrechen gewesen. Diebstahl, Vandalismus, ja sogar der Versuch der Vergewaltigung oder eines Mordes waren allemal besser als die Vorstellung, dass der Mann vom Empfang und die Wachleute Verdacht geschöpft hatten. Aber da es äußerst unwahrscheinlich war, dass es sich bei dem Einbrecher einen Stock tiefer um einen stinknormalen Kriminellen mit miserablem Timing handelte, würde das lakenlose Bett genau den Verdacht bestätigen, den die Fußtruppen der Cárcan-Familie ohnehin gehabt hatten.
    Da zwischen ihrem nächtlichen Auftauchen und Bradfords Rückkehr ins Hotel nur

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