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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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einlullen und gab jeden Widerstand auf.
     
    Die Nacht war schwarz, der Himmel sternenlos, und über den Sand schallte das gleichmäßige Rauschen der ans Ufer schlagenden Wellen. Es war einsam und verlassen, kein Licht, keine Zivilisation, kein Mensch, der die Stille störte. Allein, nur umgeben vom Geruch nach Fisch, Salz, dem leisen Duft nach Jasmin und der warmen Meeresbrise, die ihre Haut streichelte, lag Munroe in der sanft schaukelnden Hängematte.
    Es spielte keine Rolle, dass sie nichts sehen konnte oder dass die Brandung jedes andere Geräusch erstickte, denn sie konnte fühlen. Hier, in der vollkommenen Dunkelheit, gab es nichts als Seelenfrieden. Hier war eine Oase des Nichts, eines Nichts, das immer weiter und weiter und weiter ging …
    Das Rauschen wurde zu einem tiefen Brummen. Munroe blinzelte und sog gierig die Luft ein. Es war immer noch dunkel um sie herum, aber nicht länger friedlich. Desorientiert und mühsam versuchte sie dahinterzukommen, wo sie war und was sie hier machte, wurde ruhiger, erinnerte sich und erkannte, dass das Geräusch von den rückwärtslaufenden Schiffsdieseln stammte.
    Die Fähre lief in den Hafen ein. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie weg gewesen war und um welchen Hafen es sich handeln mochte.
    Sie tastete in der Dunkelheit umher und stellte erleichtert fest, dass nicht allzu viel passiert sein konnte. Das Messer steckte weiterhin in ihrer Tasche, die Proviantdose lag auf der Kiste. Sie entdeckte keine Stofffetzen, keine Spuren von Zerstörung. Sie hatte zwar unbequem gesessen und die Kabinenwand als Kissen benutzt, aber sie hatte gut und zum ersten Mal seit drei Monaten ohne gewalttätige Träume geschlafen.
    Schritte und Stimmen drangen durch die Tür, und die Motorgeräusche deuteten an, dass die Passagiere sich bereit machten, das Schiff zu verlassen. Munroe stand auf, strich ihre Kleidung glatt, fuhr sich mit den Fingern über die Haare und machte die Tür einen Spalt weit auf.
    Sie wartete auf eine günstige Gelegenheit, zog die Tür ganz auf und trat dann, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, hinaus neben die anfahrenden Autos. Ohne
sich umzuschauen und ohne die vereinzelten neugierigen Blicke zu beachten, spazierte sie die Gangway hinunter.
    Montevideo.
    Vom Kai aus erhob sich die Skyline der Stadt über den teilweise drei- und vierfach aufeinandergestapelten Containern. Munroe blieb in der Kühle des späten Nachmittags stehen und sog die Atmosphäre ein. Die Stadt war zwar deutlich kleiner als ihre drei Stunden weiter westlich gelegene Schwester, hatte aber immer noch knapp zwei Millionen Einwohner. Zum Glück ahnte sie, wo sie mit ihrer Suche nach Bradford beginnen musste. Ansonsten wäre sie wieder einmal gezwungen gewesen, mit sehr hohem Zeitaufwand nach einer sehr kleinen Nadel in einem sehr großen Heuhaufen zu suchen.
    Der Buquebus-Terminal von Montevideo lag mitten im Handelshafen. Dennoch konnten die Passagiere, genau wie in Buenos Aires, über eine Fußgängerbrücke im ersten Stock von Bord der Fähre gehen. Munroe umging die Pass-und Zollkontrolle, schlug sich vom Anleger zwischen zahlreichen Containerliegeplätzen bis zu einem nachlässig bewachten Ausgang durch und stand kurz darauf im Ciudad Vieja, dem auf einer Halbinsel gelegenen ältesten Teil der Stadt mit seinen rasterförmig angelegten Straßen und den jahrhundertealten Häusern.
    Sie winkte ein Taxi herbei. Es war, wie die Taxis in Buenos Aires auch, schwarz-gelb lackiert und erinnerte ein wenig an eine dicke Hummel. Mit ihren vorletzten Pesos ließ sie sich zum Hauptpostamt bringen. Es lag zwar nur eineinhalb Kilometer entfernt, aber sie hatte wenig Energie und wenig Zeit übrig. Sie wollte diese Geschichte zu Ende bringen. Knapp vor der Schließung des Postamtes kam sie dort an.
    Im Vergleich zu dem stattlichen Gebäude wirkte der eigentliche Schalterbereich des Postamtes eher unscheinbar: ein großer Raum, an einer der Wände waren altertümliche Briefkästen aufgereiht, in der Mitte ein kleiner, quadratischer Schalterbereich. Hinter dem Tresen gingen drei Angestellte ihrer Arbeit nach.
    Munroe erkundigte sich bei einer der Frauen nach den postlagernden Sendungen, und diese bat Munroe, ein Stück beiseitezutreten und zu warten.
    Hier wurden die Briefe an alle Adressaten ohne feste Anschrift gesammelt und für mindestens einen Monat aufbewahrt. Aber die Sendung, auf die Munroe hoffte, war frühestens heute im Lauf des Tages persönlich hier abgegeben worden. Sie legte

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