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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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letzte Kiste hochheben wollte, schlenderte Munroe durch das Gewimmel von hinten auf ihn zu, ganz selbstverständlich, als ob sie dazugehörte. Das Barbarische, die rohe Wildnis hatte sie fest im Griff. Nur am äußersten Rand ihres Bewusstseins nahm sie die Warnung wahr, dass es keinen Sinn hatte, das Böse auszulöschen, wenn sie letztendlich selbst zum Bösen wurde.
    Sie drückte die Messerspitze seitlich an seinen unteren Rücken, so fest, dass er sie durch die Kleidung hindurch spüren konnte. »Ich will dir nicht wehtun«, flüsterte sie, »und ich will dich auch nicht bestehlen.«
    Er spannte die Muskeln, ließ die Kiste los und richtete sich auf. Seine Atemzüge veränderten sich, aber er fing nicht etwa an, panisch zu keuchen. Seine Bewegungen waren träge und ruhig, es waren die Bewegungen eines Mannes,
der so etwas nicht zum ersten Mal erlebte und der wusste, welchen Vorteil er in einem belebten Umfeld wie diesem besaß.
    Sie schlang den freien Arm um seine Taille und lenkte ihn dahin, wo sie hergekommen war, unter das obere Stockwerk, zu dem Personaleingang an der Außenwand des Gebäudes mit den Ticketschaltern. Sie wollte so schnell wie möglich unter vier Augen mit ihm sprechen.
    »Komm mit, und hör dir meinen Vorschlag an«, sagte sie.
    Der Mann folgte ihren Anweisungen, vielleicht nur, um sie in Sicherheit zu wiegen, denn nach einigen Schritten rammte er ihr den Ellbogen in die Seite, so heftig, dass ihr das Messer aus der Hand fiel.

Kapitel 36
    Die Schnelligkeit war ihre Rettung, wie immer. Munroe erwiderte seinen Angriff mit einem Faustschlag in die Nieren und einem Stiefeltritt in die Kniekehle. Ging ebenfalls in die Knie, als er ins Straucheln kam. Packte das Messer und zog ihn auf die Füße, alles in der Zeit, die er gebraucht hätte, um das Gleichgewicht wiederzufinden.
    Die Leute auf dem Anleger bekamen nichts davon mit.
    Er hatte gesprochen, sie hatte geantwortet, und ihre Botschaft war deutlich überzeugender gewesen als seine. Sie zwang sich zur Ruhe, rang die Wut nieder. Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen. Sie hätte es an seiner Stelle auch versucht. Sie musste ihm das alles ja nur zumuten, weil er zur falschen Zeit am richtigen Ort gewesen war.
    »Ich will dir wirklich nicht wehtun, ich schwöre«, sagte sie. »Aber wenn du mich zwingst, habe ich keine andere Wahl, hast du das kapiert?«
    Er nickte, und sie signalisierte ihm mit einem leichten Stoß, dass er weitergehen sollte. Sie gelangten zu der unauffälligen Tür am Ende des Gebäudes, die als Personalein-und -ausgang diente. Während der letzten halben Stunde waren aber fast nur Leute hinausgegangen und kaum jemand mehr hinein.
    Hinter der Tür befanden sich ein enger Flur und je ein kleiner Raum links und rechts. Durch die Türöffnungen waren zahlreiche Stapel aus losen Blättern zu sehen, und
es roch nach abgestandenem Kaffee und Essen. Der Flur führte zu einer geschlossenen Tür, hinter der sich nur eine Toilette oder eine Putzkammer verbergen konnte. Von dort zweigte der Weg nach rechts ins Innere des Gebäudes ab. Munroe dirigierte ihn zu der geschlossenen Tür.
    »Aufmachen«, sagte sie und betrat dicht hinter ihm die Toilette, verriegelte die Tür und zeigte auf die einzige vorhandene Schüssel. Sie hatte weder Deckel noch Brille, und so musste er sich mit gespreizten Beinen daraufsetzen, um nicht ins Wasser zu rutschen.
    »Ich brauche deine Jacke und deinen Dienstausweis«, sagte sie. »Ich kann mir die Sachen mit Gewalt nehmen, was schmerzhaft für dich und unangenehm für mich wäre, oder du gibst sie mir freiwillig und bekommst dafür alles Geld, was ich bei mir habe. Das ist nicht viel, aber mehr als du brauchst, um dir einen neuen Ausweis zu besorgen. So oder so werde ich dich fesseln und hier liegen lassen. Falls du dich wehrst, fessle ich dich, weil du mir keine andere Wahl lässt. Wenn du mir gibst, was ich will, dann, damit du deinen Rettern eine glaubwürdige Geschichte erzählen kannst.«
    Der Mann starrte sie mit mahlenden Kiefern an. Entweder war er wütend oder nachdenklich, wahrscheinlich beides.
    »Wie viel Geld?«, sagte er schließlich.
    Sie behielt das Messer in der rechten Hand und steckte, ohne ihn eine Sekunde aus den Augen zu lassen, für den Fall, dass er sich bewegen sollte, die Linke in die Hosentasche und holte zwei Drittel des Geldes heraus, das sie bei Logan eingesteckt hatte. Sie ließ es in seine ausgestreckte Hand fallen, woraufhin er an seine Gesäßtasche griff.
    »Stop«, befahl

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