Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
Jahre vergangen, und mir war klar, dass wir neu ansetzen mussten, wenn wir überhaupt noch irgendetwas erreichen wollten. Ich hatte Michael schon ein paar Jahre lang beobachtet, hatte so eine Art Akte über sie zusammengestellt.« Er blickte Beyard an. »Und bevor Sie irgendwelche falschen Schlüsse ziehen: Meine Neugier war rein beruflicher Natur. Die Art von Bewunderung, die ein Künstler für das Werk eines Kollegen empfindet. Jedenfalls wusste ich, dass Michaels Auftrag in der Türkei so gut wie abgeschlossen war. Deshalb habe ich mein ganzes Material Richard vorgelegt und ihn gebeten, noch einen letzten Versuch zu starten. Wenn Michael sie nicht finden kann, dann kann es niemand, habe ich gesagt, und dass er endlich die Gewissheit bekommt, nach der er sich so sehnt.« Bradford zuckte mit den Schultern. »Das ist im Wesentlichen alles, von Anfang an, das ist meine Version der ganzen Geschichte. Und dann hat Michael, wie nicht anders zu erwarten war, tatsächlich neue Erkenntnisse geliefert, wir sind nach Malabo gefahren, und dort ist uns die ganze Scheiße um die Ohren geflogen. Ich habe immer noch nicht kapiert, was zum Teufel da eigentlich schiefgegangen ist.«
Beyard stützte die Hände auf die Knie und sagte: »Tja, Miles, das ist eine sehr interessante Geschichte.« Er stand auf. »Eine letzte Sache noch: Man hat mich gebeten, ein Notizbuch mitzunehmen. Es steckt in Ihrer Tasche da. Ich habe es schon gesehen, aber es wäre mir lieber, wenn Sie es mir selber geben, als dass ich es Ihnen abnehmen muss.«
»Wo ist der Unterschied?«, erwiderte Bradford und schwang die Beine aus dem Bett. »Ich habe so oder so keine andere Wahl.«
»Der Unterschied liegt eher auf der formalen Ebene.«
Bradford nickte, wühlte das Notizbuch aus seiner Tasche und reichte es Beyard.
»Danke«, sagte Beyard und öffnete die Tür. »Sie können jetzt gehen, bleiben, herumlaufen, ganz, wie es Ihnen beliebt. Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
»Ich würde gern mit Michael reden.«
»Sie ist im Moment gar nicht da.« Beyard warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »In drei Stunden, vielleicht.«
Kapitel 18
Als Munroe am Nachmittag in das Apartment zurückkehrte, saßen Miles und Francisco zusammen am Küchentisch. Sie hatten leere Bierflaschen vor sich stehen und unterhielten sich wie zwei Saufkumpane, die sich seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen hatten. Ungewollt starrte sie die beiden an, bis es still im Zimmer wurde, dann verdrehte sie angewidert die Augen und ging ins Schlafzimmer. Was immer sie erwartet haben mochte … das jedenfalls bestimmt nicht. War das vielleicht so ein gottverdammtes Söldner-Gen, das sie irgendwie zusammenschweißte?
Sie ließ die Sachen, die sie im Arm hatte, auf das Bett plumpsen und kehrte in die Küche zurück. Die Jungs waren immer noch dabei, sich zu unterhalten, wirkten aber nicht mehr ganz so jovial wie zuvor, und als Munroe sich aus einem der Schränke ein Glas nahm, fing sie einen Blick von Francisco auf. Er versuchte zwar, seine Nervosität zu verbergen, aber er war verunsichert, wusste nicht, wie sie reagieren würde, und das sah sie ihm an. Daher trat sie, ohne Bradford eines Blickes zu würdigen, an den Tisch, beugte sich zu Francisco hinunter und küsste ihn.
Er zog sie daraufhin an sich, erwiderte ihren Kuss noch heftiger, und sie sah aus dem Augenwinkel, wie Bradford auf seinem Stuhl hin und her rutschte, sichtlich unangenehm berührt durch ihre demonstrativen Zärtlichkeiten. Sie unterdrückte ein boshaftes Lächeln und flüsterte Francisco etwas ins Ohr. Genauso gut hätte sie das Bein heben und ihn anpinkeln können … Sie markierte damit ihr Territorium, demonstrierte Dominanz, ließ Bradford wissen, dass – ganz egal, was sich zwischen ihm und Beyard abgespielt haben mochte, so lange sie nicht da gewesen war – sie immer noch diejenige war, die die Fäden in der Hand hielt. Francisco griff nach ihrer Hand und stand auf. Auf dem Weg nach draußen sagte er zu Bradford: »Fühl dich ganz wie zu Hause.« Munroe warf noch einen Blick zurück über die Schulter, sah den tiefen Schmerz in Bradfords Augen und war zufrieden.
Im Schlafzimmer kniete sie sich auf das Bett, schlang Francisco einen Arm um den Hals, zog ihn dicht an sich, fuhr ihm mit den Händen über die Brust und küsste ihn. Er erwiderte ihren Kuss, dann packte er sie an den Handgelenken und trat einen Schritt zurück. »Mach das nicht, Essa. Ich weiß, dass du mich manipulieren willst, aber das ist nicht
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