Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
bin … wie soll ich sagen? Ich bin das Bewerbungsgespräch.«
»Die Wahrheit ist, dass ich ihrer Mutter ein Versprechen gegeben habe. An dem Abend, bevor sie sich umgebracht hat, hat sie mich schwören lassen, dass ich Emily nach Hause bringen würde.«
»Das leuchtet mir ein«, sagte Beyard. »Warum haben Sie diesen Eid geschworen?«
»Ich habe sie geliebt«, erwiderte Bradford. »So einfach ist das.«
Beyard nickte. »Und dieser Richard Burbank, der Vater, der Mann, den Sie dazu überredet haben, Vanessa zu engagieren, er hat davon nicht das Geringste gewusst, oder?«
»Den ich dazu überredet habe.« Bradford schnaubte kurz und schüttelte leise den Kopf. Was wussten sie denn? »Ja, richtig, ich habe Richard dazu überredet, Michael zu engagieren, und nein, er hatte keine Ahnung von der wahren Dimension der Freundschaft zwischen mir und Elizabeth.«
»Dann tragen Sie also die Verantwortung dafür, dass Vanessa zweimal beinahe einem Mordanschlag zum Opfer gefallen wäre?«
»Oh, ich bin mir sicher, dass sie schon sehr viel mehr Mordanschläge überlebt hat«, entgegnete Bradford und schob dann schnell nach: »Ich trage die Verantwortung dafür, dass sie engagiert wurde, aber, wie gesagt, mit den Ereignissen in Malabo, oder was zum Teufel Sie sonst damit meinen, habe ich absolut nichts zu tun. Ich wünsche mir jedenfalls ganz bestimmt nicht ihren Tod. Ich will, dass sie Emily findet.«
Beyard sagte nichts, saß nur mit verschränkten Armen und ausgestreckten Beinen da und starrte Bradford an, während sich Stille über das Zimmer legte.
Schließlich ergriff Bradford wieder das Wort. »Richard und Elizabeth waren ungefähr ein Jahr verheiratet, da hat er uns miteinander bekanntgemacht. Wir waren eigentlich nie gute Freunde gewesen, Richard und ich, eher so etwas wie Bekannte, Geschäftspartner, würde ich sagen. Wir haben im Lauf der Jahre immer wieder einmal zusammengearbeitet, in verschiedenen Zusammenhängen, und dann habe ich sie bei einem geschäftlichen Anlass kennengelernt. Ganz egal, wie es nach außen hin gewirkt hat – die beiden waren nicht glücklich miteinander. Richard ist ein herrschsüchtiges, forderndes Arschloch, im Geschäftsleben genau wie in der Ehe. Elizabeth hat sich an mich gewandt und mich um Hilfe gebeten, und so sind wir mit der Zeit sehr enge Freunde geworden.« Bradfords Stimme versagte, und er brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. »Ich hätte alles für sie getan, verstehen Sie? Herrgott, ich habe sie geliebt.« Er hob den Kopf und begegnete Beyards Blick. »Ja, wir waren ein Paar.
Am Tag vor ihrem Tod war ich bei ihr – ich habe sie in der Klinik besucht. Das habe ich ziemlich regelmäßig gemacht, einfach um zu sehen, wie es ihr geht, aber bei diesem Besuch war sie irgendwie anders. Gestresst, nervös, unkonzentriert. Am Tag zuvor war Richard bei ihr gewesen, um mit ihr über ihr Testament zu sprechen. Anscheinend wollte sie ihr gesamtes Vermögen Emily vermachen, aber da Emily schon seit über einem Jahr vermisst wurde, wollte Richard sie dazu bringen, das Testament zu ändern. Ist ja klar, dass das nicht gutging. Elizabeth wollte nicht glauben, dass ihre Tochter tot war. Aber Richard war da anscheinend anderer Meinung.
Sie hat sehr viel über Richard geredet, darüber, dass er sie zu Veränderungen zwingen will, zu denen sie nicht bereit ist. Sie hat mir das Versprechen abgenommen, alles zu tun, was in meiner Macht steht, um Emily zu finden und sie nach Hause zu bringen.« Bradford blickte Beyard direkt in die Augen. »Ich habe es ihr versprochen, und am nächsten Tag war Elizabeth tot.«
Beyard schwieg für einen kurzen Moment, dann fragte er: »Warum Vanessa?«
Bradford lächelte. Lachte beinahe. »Sie sind Teil ihrer Vergangenheit. Ich nehme an, Sie wissen nicht allzu viel über ihre Gegenwart. Michael beschafft Informationen, und soweit ich weiß, ist sie die Beste auf diesem Gebiet. Man gibt ihr ein bestimmtes Szenario, ein Land, ganz egal was, und sie findet einen Weg. Ganz egal, welche Sprache, welches Geschlecht, ob Kälte, Hitze, Kriegsgebiet oder Militärdiktatur – sie bekommt, was sie will. Im Zusammenhang mit meiner Arbeit im privaten Sicherheitssektor habe ich gelegentlich mit einem ihrer Dossiers zu tun gehabt. Die Angaben waren immer äußerst präzise, immer zutreffend.« Bradford unterbrach sich, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, seufzte und starrte zum Fenster. »Mir lief die Zeit davon. Seit Emilys Verschwinden waren vier
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