Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
notwendig.« Er führte ihre Hände an seine Lippen. »Versuch nicht, mich fernzusteuern … ich gehöre dir ja schon, was willst du denn noch?«
Dieser Gegenangriff, diese Verschiebung der Machtverhältnisse und die damit einhergehende Herausforderung löste bei ihr einen unbändigen Drang zu lachen aus. Sie gab ihm jedoch nicht nach, sondern schlang die Arme um seinen Hals, legte ihre Wange an seine und flüsterte, über beide Ohren grinsend: »Es tut mir leid.«
Er setzte sich aufs Bett, zog sie neben sich und sagte: »Wir haben eine ganze Menge zu besprechen.« Sie legte den Kopf an seine Schulter, und er wiederholte alles, was Bradford ihm erzählt hatte. Als er fertig war, stellte Munroe sich ans Fenster und starrte hinaus auf den Innenhof. »Ich wünschte, ich hätte das alles gewusst, bevor ich diesen Auftrag angenommen habe«, sagte sie.
»Wird Miles dadurch aus deiner Sicht vielleicht noch bedrohlicher?«
Sie drehte sich zu ihm um. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann hat Miles alles getan, um Emily zu finden, ist dabei mit dem Kopf gegen die Wand gerannt und hat schließlich Richard dazu überredet, mich zu engagieren, damit ich die Suche zu Ende bringe?« Ohne es zu wollen musste sie kichern. »Das ist brillant, wirklich.« Sie drehte sich wieder zum Fenster. »Wenn das wirklich stimmt – und du scheinst ja davon überzeugt zu sein –, dann ist Miles keine Bedrohung, zumindest nicht direkt und nicht so, dass er sich dessen bewusst wäre.« Sie schüttelte leicht den Kopf. »Der Kerl wollte von Anfang an, dass ich scheitere«, sagte sie. »Gottverdammtes Arschloch.«
»Wer?«
»Richard Burbank, der Kerl, der mich engagiert hat, der arme Vater mit dem blutenden Herzen, der so verzweifelt nach seiner Tochter sucht. Genau der.« Und dann, als sie Franciscos Verwirrung registrierte: »Ach, vergiss es. Du weißt nicht genug, um zu verstehen, wie ich jetzt darauf komme. Hat Miles irgendwelche Telefonate geführt oder Zugang zum Internet gehabt, seitdem er aufgewacht ist?«
»Nein. Garantiert nicht.«
»Und was würdest du davon halten, wenn er mitkommen würde?«
»Ich glaube, dass er für uns in vielerlei Hinsicht eine Verstärkung wäre. Er kennt sich aus … ich würde ihn jederzeit mit in mein Team nehmen, wenn er bereit dazu wäre. Um ehrlich zu sein, ich überlege, ob ich ihm nicht ein ernsthaftes Angebot machen soll. Außerdem ist er mit diesem Mädchen persönlich bekannt, und das kann uns nur nützlich sein, falls wir sie tatsächlich finden.«
Munroe nickte. »Gut. Was ist mit dem Notizbuch? Hast du es da?«
Beyard holte es aus einer Schublade und gab es ihr. Munroe schlug es auf und begann zu lesen. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, und nach ein paar Seiten fing sie an zu lachen. Wer hätte das gedacht? Dieser knallharte, kriegserprobte Muskelprotz schrieb doch tatsächlich einen Liebesroman. Und allem Anschein nach war es nicht sein erster.
Munroe entdeckte Bradford auf dem Wohnzimmersofa. Er hatte sich über den Couchtisch gebeugt und betrachtete das Schachbrett. Sie setzte sich neben ihn. »Spielen Sie?«
»Ist schon zehn Jahre oder noch länger her«, sagte er. »Und besonders gut war ich nie. Sie?«
»Ich habe früher oft gespielt, mit Francisco – aber das ist natürlich auch schon eine ganze Weile her.«
Sie nickte in Richtung Schachbrett. »Ich habe ihn nicht oft geschlagen, aber dieses Mal lasse ich mich nicht so leicht unterkriegen.« Sie reichte Bradford das Notizbuch. »Haben Sie schon etwas veröffentlicht?«
»Ja«, erwiderte er, und die Farbe schoss ihm in die Wangen. »Vier Bücher.«
»Schätze mal, wir haben alle unsere kleinen Geheimnisse«, sagte sie mit der Andeutung eines Lächelns. Und dann, in vollem Ernst: »Wir fahren morgen früh los, bei Anbruch der Dämmerung. Wenn Sie mitkommen wollen, sind Sie dabei, aber nur unter ein paar Bedingungen. Erstens: Sie dürfen ohne meine ausdrückliche Zustimmung unter keinen Umständen mit irgendjemandem Kontakt aufnehmen – keine Anrufe, keine E-Mails, Punkt. Zweitens: Sollten Sie zu einer Belastung werden, lassen wir Sie zurück, ganz egal, wo wir gerade sind, und Sie müssen selber zusehen, wie Sie zurechtkommen.«
»Damit kann ich leben.«
»Und außerdem: Ab sofort bin ich nicht mehr Bestandteil Ihres Auftrags«, fügte sie hinzu. »Ganz egal, wie Ihre Abmachung mit Richard lauten mag, die Situation hat sich geändert. Ich lasse Sie mitkommen, weil Emily Sie kennt und das ganz praktisch
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