Mission Sphinx: Thriller
Restaurants mit schattigen Terrassen erblickt. Jenseits der Häuser hatten sie das blaue Meer gleich hinter dem von Palmen gesäumten Sandstrand sehen können.
Als sie in die letzte Station vor dem Ramleh- Bahnhof eingefahren waren, hatten sie nirgendwo Anzeichen von militärischer Präsenz gesehen; sie hatten ungehindert den Bahnhof verlassen können und ein Taxi bestellt. Halder hatte den Fahrer angewiesen, sie an der Corniche aussteigen zu lassen, und zehn Minuten später standen sie auf der Promenade.
»Hier ist es schwer zu glauben, daß Krieg herrscht«, meinte Halder, zündete sich eine Zigarette an und hakte sich bei Rachel unter. »Nach dem schäbigen, grauen Berlin kommt man sich vor, als wäre man in einer anderen Welt.«
Liebespaare spazierten über die herrliche, sonnige Esplanade, Straßenbahnen fuhren ratternd vorbei, und bunte Kioske verkauften Süßigkeiten und billige Andenken. Nur die vielen Schiffe der alliierten Flotte, die im Hintergrund an den Kais lagen, erinnerten an den Krieg, und die vielen Matrosen und Soldaten, die vor den Bordellen standen.
»Man nennt Alexandria auch das Paris des Nahen Ostens, aber es hat durchaus einen gewissen Ruf, der den Kairos noch übertrifft. Man sagt, daß die Bordelle hier für jeden Geschmack etwas zu bieten haben. Selbst die alten Römer haben Alexandria die Stadt der sündigen Freuden genannt«, erzählte Halder.
Rachel sah, wie zwei Prostituierte mit imposanter Oberweite versuchten, zwei junge Matrosen in ein schäbiges Hotel zu locken. »Sieht so aus, als hätte sich nicht viel geändert seit Antonius und Kleopatra. Aber wie kommt es, daß du Alexandria so gut kennst?«
»Meine Eltern haben mich als Kind oft mit hierhergenommen, habe ich dir das nie erzählt? Mein Vater war nicht von der Idee abzubringen, daß Kleopatras legendärer Palast irgendwo unter dem Hafen dort liegt. Das letzte Mal war ich vor einem Jahr hier
- einen Monat lang war ich hinter den feindlichen Linien im Einsatz. Es war nicht so gefährlich, wie es klingt, und sicher wesentlich angenehmer, als in Libyen von den Briten beschossen zu werden.«
In diesem Augenblick bogen plötzlich vor ihnen zwei Jeeps um die Ecke und hielten in der Mitte der Corniche. Ein halbes Dutzend Männer der Militärpolizei sprang heraus und begann damit, eine Straßensperre zu errichten. In beiden Richtungen hielten sie den Verkehr an und überprüften die Papiere der Insassen.
Halder warf seine Zigarette weg. »Vielleicht ist es einfach nur ein Routinecheck, aber genausogut könnte es uns gelten. Wir sollten das Schicksal jedenfalls nicht herausfordern.« Er nahm Rachels Hand, und sie verließen die Promenade und bogen in eine schmale Seitenstraße ein. Hier stand ein Bordell neben dem anderen, und vor allen befanden sich Trauben von Soldaten. Es roch scheußlich. »Ich weiß, daß es riskant ist, aber wir müssen es im Hauptbahnhof versuchen. Es kann immerhin sein, daß sie ihn noch nicht unter Bewachung gestellt haben. Diesmal werden wir unsere eigenen Ausweise benutzen.«
»Was tun wir, wenn uns jemand verhaften will?«
»Dann werden wir so schnell wie möglich versuchen rauszukommen und uns den Weg freischießen, wenn es sein muß.« Er sah, daß Rachel ihn nachdenklich musterte. »Was ist denn?«
»Ich nehme an, du weißt selbst, daß du verrückt bist, Jack Halder. Du scheinst erst in Fahrt zu kommen, wenn es gefährlich wird. Hat dir das schon mal jemand gesagt?«
Er lächelte schwach. »Das muß das preußische Blut in meinen Adern sein.« Er stand da, und auf seinem Gesicht lag ein merkwürdig erregter Ausdruck. »Aber das ist wirklich verrückt.
Ich habe mich seit Monaten nicht mehr so lebendig gefühlt.« Er zeigte auf eine weitere schmale Straße. »Zum Hauptbahnhof sind es ungefähr zwanzig Minuten zu Fuß. Es ist sicherer, wenn wir in den kleinen Nebenstraßen bleiben. Also gut, auf geht’s.
Und wir sollten versuchen, nicht so auszusehen, als wären wir gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen und auf der Flucht.«
13.10 Uhr
»Sie haben mir einen Bären aufgebunden, Sir. Verdammt clever, die zwei, das muß ich ihnen lassen.«
Weaver sah den Militärpolizisten an, der in Myers Büro vor ihm Haltung angenommen hatte. »Rühren.«
Der Sergeant legte die Hände auf den Rücken.
Sanson, der auf der Schreibtischkante saß, nahm seine Kopfbedeckung ab. Sein Gesicht und die Augenklappe waren voller Sand. »Sie berichten am besten ganz genau, was geschehen ist.«
Weaver hatte Sanson
Weitere Kostenlose Bücher