Mission Sphinx: Thriller
Eine ganze Reihe von ihnen sind immer noch hier, Sir. Sie haben entweder arabische Freundinnen, die sie nicht zurücklassen wollten, oder der Gedanke, weiterhin in Uniform ihr Leben zu riskieren, hat ihnen nicht mehr zugesagt. Wir sind uns sicher, daß sehr viele von ihnen noch gar nicht entdeckt worden sind. Zwei von denen haben wir nun gefaßt.«
»Wer sind die beiden?«
»Einer ist noch ein halbes Kind. Er hat sich in einer Kirche versteckt, seit er vor acht Monaten desertiert ist. Der andere war Koch in der Armee, ein Unteroffizier der Wehrmacht.« Wieder lächelte Myers. »Er arbeitet nun in einem arabischen Restaurant, in das unsere hohen Offiziere sehr gern gehen. Der Kerl hätte sie alle vergiften können, wenn er gewollt hätte.«
»Und Sie sind absolut sicher, daß es sich um Deserteure handelt und nicht um feindliche Agenten?«
»Ja. Ich habe sie selbst verhört, Sir. Ihre Geschichten haben allen Überprüfungen standgehalten.«
Weaver sah auf die Straße. Der Verkehr staute sich nun über fast einen halben Kilometer. Die Scheinwerfer wurden angeschaltet, da es langsam dunkel wurde, und das Geräusch der ungeduldigen Hupen war nervtötend. Soldaten auf Motorrädern fuhren die Warteschlange entlang und sorgten dafür, daß keiner versuchte, auszuscheren. In den Dörfern, die auf den Hügeln um Alexandria lagen, flackerten kleine Feuer, während die Wüstenstraße nach Kairo hinter ihnen mit jeder Minute dunkler wurde. Immer mehr Hupen ertönten, und immer mehr Leute protestierten laut.
»Sie werden langsam verdammt ungehalten«, meinte Myers.
»Pech.« Weaver ging zur Schranke. »Wir wollen mal sehen, wie die Männer zurechtkommen.«
20.20 Uhr
Es herrschte Chaos auf der Straße. Hassan saß im Packard, und vor ihm rührte sich nichts. Er hatte über zwei Stunden gebraucht, um die Außenbezirke von Alexandria zu erreichen, und nun war die Straße verstopft, er saß hier fest.
Die Armee durchsuchte jedes einzelne Fahrzeug. Er wußte, daß das bedeutete, daß sie die Deutschen noch nicht gefunden hatten, oder zumindest nicht alle. Der Lastwagen vor ihm, der bis obenhin mit Melonen vollgeladen war, fuhr ein paar Meter vor. Hassan legte den Gang ein und schloß auf. Ein Scheinwerfer beleuchtete den Kontrollposten, und plötzlich zuckte Hassan erschrocken zusammen.
Zwei Offiziere gingen gerade auf die Schranke zu, ein Brite und ein Amerikaner. Der Amerikaner, der. vorausging, war der Nachrichtenoffizier, den er in der Wohnung mit dem Messer verletzt hatte. Er erkannte ihn sofort: Der Scheinwerfer erleuchtete deutlich Weavers Gesicht.
Hassan fluchte und schlug mit der Faust aufs Steuer. Der Amerikaner würde wohl kaum das Gesicht eines Menschen vergessen, der versucht hatte, ihn zu töten. Sie hatten sich schließlich ganz nahe gegenübergestanden. Er rieb sich das Kinn. Die Schwellung und die blauen Flecken in seinem Gesicht, die er bei diesem Zusammentreffen davongetragen hatte, waren noch nicht ganz verschwunden. Das würde Weaver restlos von seiner Identität überzeugen. Weaver würde ihn wahrscheinlich trotz seines veränderten Aussehens erkennen.
Voller Panik versuchte er nachzudenken. Er wußte, daß das Risiko, erkannt zu werden, zu groß war, und er entschied sich sofort. Er mußte hier weg. Er begann, den Packard zu wenden, um nach Kairo zurückzufahren, aber plötzlich fuhr laut knatternd ein Motorrad der Militärpolizei vorbei und bremste quietschend vor ihm.
»He, Sie da. Wo wollen Sie denn hin, Freund?«
Hassan zuckte die Achseln. »Hier kommt man ja nicht weiter, und ich habe einen wichtigen, geschäftlichen Termin. Ich muß versuchen, auf anderem Wege nach Alexandria zu kommen.«
»Kommt nicht in Frage. Hier läuft eine Suchaktion. Sie bleiben in der Schlange, haben Sie verstanden?«
»Jawohl, Sir. Natürlich, Sir.«
Der Militärpolizist warf ihm zum Abschied noch einen unmißverständlichen Blick zu und fuhr davon. Hassan saß da und versuchte, die Panik zu bekämpfen, aber sein Herz klopfte heftig. Wenn er versuchen würde zu fliehen, würde er riskieren, erschossen zu werden. Er hatte also keine Wahl, außer in der Schlange zu bleiben. Aber wenn Weaver ihn erkennen würde, wäre er auch erledigt.
Er schwitzte in der feuchten Hitze des Autos, und fünf endlose Minuten später war nur noch ein Wagen vor ihm an der Schranke. Der Lastwagen mit den Melonen fuhr vor, um durchsucht zu werden, und dann bedeutete ein Soldat Hassan, nachzurücken.
Er war der nächste.
Er sah, daß
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