Mission Sphinx: Thriller
unserer Rückkehr aufmerksam Wache gehalten hätten, dann wäre mein Mann jetzt vielleicht noch am Leben. Statt dessen haben Sie sich von Ihrer Neugier verleiten lassen.«
»Vielleicht haben Sie recht«, erwiderte Weaver ernst. »Aber nach dem Gesichtsausdruck des Arabers zu urteilen hätte er wohl jeden getötet, der sich ihm in den Weg gestellt hätte; jeden einzelnen von uns, wenn es nötig gewesen wäre. Es tut mir wirklich leid um den Sergeant, aber es hätte genausogut mich treffen können.«
Sanson nahm ganz geschäftsmäßig sein Notizbuch heraus und antwortete schroff: »Vergessen Sie’s, Weaver. Ich bin jetzt nicht in der Stimmung, mich zu streiten. Klären Sie mich lieber darüber auf, was in der Wohnung geschehen ist, nachdem ich weggegangen bin.«
Weaver tat es, und Sanson machte sich Notizen. »Wenn unser Freund nur halb so schlau ist, wie er aussieht, dann hat er noch irgendwo anders ein zweites, sicheres Versteck, aber wir müssen trotzdem alle Hotels und Pensionen überprüfen, falls er dort auftaucht. Es ist wahrscheinlich überflüssig, die Wohnung bewachen zu lassen, da er sich dort gewiß nicht mehr blicken läßt. Ich habe außerdem jede Polizeiwache in Kairo informiert, und wir befragen noch weitere Bewohner und versuchen, den Hausbesitzer zu erreichen. Vielleicht kann er uns irgend etwas über den Mann sagen.«
»Haben Sie die Wohnung durchsucht?«
»Wir haben das Unterste zuoberst gekehrt, aber außer der Batterie fürs Funkgerät, die ebenfalls unter dem Ofen versteckt war, haben wir nichts gefunden. Er kann das Gerät natürlich trotzdem benutzen. Eine Autobatterie tut’s auch. Ich werde versuchen herauszufinden, ob es in den letzten Tagen nicht identifizierte Funksignale gegeben hat, die von Kairo aus gesendet worden sind. Und Sie sollten in den nächsten Tagen ebenfalls die Augen offen halten. Übrigens, die Kamera, die wir gefunden haben, eignet sich hervorragend zum Abfotografieren von Dokumenten. Sie wird mit einem Miniaturfilm bestückt.
Diese Kamera und das Funkgerät lassen nur den Schluß zu, daß der Kerl irgend etwas Ernstes im Schilde führt. Haben Sie Erfahrungen mit feindlichen Spionen, Weaver?«
Die innere Sicherheit fiel in Ägypten in den Verantwortungsbereich der Briten, die Amerikaner hatten damit in der Regel nicht viel zu tun. »Eigentlich nicht.«
»Man könnte sagen, daß ich eine Art persönlichen Kreuzzug gegen die Spione führe.« Sanson zeigte auf sein vernarbtes Gesicht und die Augenklappe, und seine Stimme klang bitter.
»Sicherlich haben Sie sich auch schon gefragt, wem ich das zu verdanken habe. Das war ein Geschenk von einem Kerl namens Raoul Hosiny, der für die Deutschen gearbeitet hat. Ich habe ihn vor achtzehn Monaten bis zu einer Wohnung in Alexandria verfolgt. Dort stand er in ständigem Funkkontakt mit einem von Rommels Stützpunkten. Er konnte auch ziemlich gut mit dem Messer umgehen, dieser Raoul. So gut, daß ich jetzt auf dem linken Auge blind bin.«
»Konnte er fliehen?«
»Ja, aber er ist nicht sehr weit gekommen. Ich habe ihn aufgespürt und das Schwein erschossen.« Sanson ließ seine Zigarette auf den Boden fallen und trat sie mit dem Stiefelabsatz aus. »Italienische Spione gingen einem in der Regel viel leichter ins Netz - man hat einfach die schönsten Frauen im Ort gesucht und unter ihren Betten nachgesehen. Und weil sie vernünftig sind, haben sich die Italiener nie gewehrt. Aber die Deutschen sind eine Spezies für sich. Sie verfügen über die brutalsten und professionellsten Agenten, denen Sie je begegnen werden. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, daß einige von ihnen von der Gestapo und vom SD ausgebildet worden sind.«
»Und was ist mit dem Araber?«
»Oh, er ist ein Spion, da besteht kein Zweifel. Die Frage ist nur, was hat er vor? Und was hat Evir für ihn getan, das ihn das Leben gekostet hat?«
»Sie glauben wirklich, daß er in die Residenz eingedrungen sein könnte?«
Sanson stand auf und sah auf Weaver herab. Seine Stimme klang noch immer eisig. »Das sollten wir wohl besser herausfinden, nicht wahr? Aber wenn Sie meine Meinung hören wollen, dann passen Sie jetzt auf. Ich war zehn Jahre lang Polizist, da entwickelt man so ein Gefühl, und jetzt juckt es mich in der Nase. Wir wissen beide, daß Ihr Präsident und unser Premierminister sich nächste Woche zu einer geheimen Konferenz hier einfinden werden. Unseren Berichten zufolge haben die Deutschen seit einiger Zeit verzweifelt versucht,
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