Mission Sphinx: Thriller
ebenso um ihre Sicherheit.
Aber Sie überlassen Sanson besser die Leitung in dieser Angelegenheit, denn sie fällt nun mal in den britischen Zuständigkeitsbereich, und wir wollen ihnen da nicht in die Suppe spucken. Soviel ich weiß, hat Sanson mit solchen Sachen wesentlich mehr Erfahrung, und wie die Mounties* erwischt er angeblich immer seinen Mann.« Clayton stand auf und drückte seine Zigarre aus. »Enttäuschen Sie uns nicht, Harry. Das ist ein Befehl.«
* Mounties: (eigentlich: The Royal Canadian Mounted Police) berittene kanadische Polizeitruppe (gegr. 1873). Der Ausdruck
‘The Mounties always get their man › ist im angloamerikanischen Bereich ein geflügeltes Wort. ›Mounties ›
wurden im übrigen auch die Soldaten der ägyptischen Kameltruppen genannt. (Anm. d. Übers.)
13
Kairo 15. November 16.00 Uhr Der Agent namens Harvey Deacon alias Besheeba, über den Schellenberg und Canaris in der Prinz-Albrecht-Straße gesprochen hatten, war ein eingebürgerter Brite, der seit über dreißig Jahren in Ägypten lebte. Er war Geschäftsmann und Besitzer eines Hausbootes auf dem Nil, wo er ein Kasino und einen bekannten Nachtclub, den Sultan-Club, unterhielt.
Es war nicht gerade der vornehmste Nachtclub in Kairo - der umgebaute Flußdampfer war innen eingerichtet wie eine kleinere, billigere Version der Folies-Bergére mit
schummerigem Licht und auffallend bunten Möbeln -, aber er war mit Sicherheit der beliebteste. Das lag nicht nur an der ausgezeichnet bestückten Bar oder der exzellenten Combo, sondern vor allem daran, daß einige der Mädchen nach ihren erotischen Darbietungen auf der Bühne weiteren Aktivitäten durchaus nicht abgeneigt waren, solange der Preis stimmte.
Harvey Deacon konnte das nur recht sein, denn es brachte zusätzliche Gewinne.
An diesem Nachmittag saß er in seinem Büro auf dem Hausboot und arbeitete. Er war eine eindrucksvolle Erscheinung, stattlich gebaut, mit langsam ergrauenden Locken.
Er trug einen seidenen Hausmantel und einen Schal. Seine schiefe Boxernase gab ihm eine gewisse markige Würde. Es klopfte an der Tür, und er ließ seinen Füllfederhalter aufs Papier fallen.
»Herein.«
Die Tür öffnete sich, und sein nubischer Diener kam herein.
»Da ist ein Herr für Sie, Effendi. Er hat mir seinen Namen nicht genannt.«
»Das ist schon in Ordnung. Ich weiß, worum es geht. Schick ihn herein. Und sieh zu, daß wir nicht gestört werden.«
Einen Augenblick später trat Hassan ein. Er trug eine Dschellaba. Deacon sah ihn verärgert an, während er eine Zigarre aus der Kiste aus Sandelholz auf seinem Schreibtisch nahm. »Nun? Ich warte.«
Der Araber ließ sich in einen der Korbstühle vor dem Schreibtisch fallen. Sein Kiefer und seine Lippen waren gerötet und stark geschwollen, sein rechtes Auge war schwarz umrändert, und er hatte ein paar Zähne verloren. Er verzog das Gesicht vor Schmerz, als er sprach. »Der Junge war Evirs Sohn.
Ich wußte, daß ich ihn schon einmal gesehen hatte. Eines Abends hing er beim Bahnhof herum, als ich seinen Vater getroffen habe. Er hat dem Jungen befohlen, nach Hause zu gehen, aber er muß uns bis zur Wohnung gefolgt sein.«
Deacon explodierte und warf die noch nicht angezündete Zigarre wütend auf den Schreibtisch. »Verflucht, wie kann so etwas nur passieren? Du hättest besser aufpassen müssen.«
Hassan lehnte sich gereizt im Sessel zurück und sah Deacon herausfordernd an. »Die sehen alle gleich aus, diese Straßengören. Und vergiß nicht, daß du es warst, der mir gesagt hat, ich solle Evir mit in die Wohnung nehmen, um ihm zu zeigen, wie die Kamera funktioniert.«
In dem Punkt hatte der Araber recht, das wußte Deacon, und er hatte sein Leben riskiert, um das Funkgerät wiederzubekommen. Aber Deacon konnte sich nicht damit abfinden, daß die Tarnung des Mannes und das Versteck aufgeflogen waren. »Immerhin haben sie die Kamera, und das Funkgerät haben sie gesehen, stimmt’s? Sie wissen also, daß ein deutscher Agent in der Stadt arbeitet. Und du hast wahrscheinlich einen ihrer Männer umgelegt. Das ist eine echte Katastrophe. Du versteckst dich besser ein paar Tage. Die Polizei und das Militär werden nach dir suchen.«
»Sollen sie ruhig suchen«, sagte Hassan trotzig, »sie werden mich nie finden. Nicht in einer Stadt wie Kairo. Sie haben nichts weiter gesehen als irgendeinen bärtigen Araber in einer Dschellaba. Und sie können nicht wissen, daß Evir in die Residenz eingebrochen ist. Es gibt keinerlei
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