Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
und meine Brille«, setzte er hinzu, als wäre ihm das erst nachträglich eingefallen.
Dietrich runzelte die Stirn. Anya hätte sich nicht diese Mühe gemacht, nur um an ein paar Dollar zu kommen. Dahinter musste mehr stecken.
»Mehr nicht?«
Der Mann dachte einen Augenblick nach. »Ich habe nicht gesehen, was sie getan hat, aber ich habe gehört, wie sie das Zimmer durchsuchte. Sie hat ganz eindeutig etwas gesucht.« Dann leuchteten seine Augen auf, als ihm etwas einfiel. »Der Safe!«
»Was ist damit?«
»Ich habe gehört, wie sie den Code eingegeben hat. Ich habe die Tastentöne gehört. Ich weiß nicht, woher sie den Code kannte, aber es muss funktioniert haben, denn ich habe gehört, wie die Safetür sich öffnete.«
Dietrich beugte sich vor. »Was war in dem Safe?«
»Mein Reisepass.«
Das genügte. Dietrich sprang auf und stürmte aus dem Raum, dicht gefolgt von Frost.
»Verdammter Mist!«, zischte Dietrich. Er war wütend auf sich, weil er nicht früher darauf gekommen war. Trotz seines mitgenommenen und kläglichen Zustandes war Hendersons Ähnlichkeit mit Drake offensichtlich, ein Umstand, der Dietrich sofort aufgefallen war. Die Ähnlichkeit der beiden Männer genügte ganz gewiss auch, um Drake durch die Passkontrolle zu bringen.
»Sie hat vor, mit Drake das Land zu verlassen«, folgerte Frost.
»Wenn sie es nicht schon längst getan hat«, knurrte Dietrich. »Ich Vollidiot! Ich hätte das vorhersehen müssen!«
Er zog ungeduldig sein Handy aus der Tasche und tippte Franklins Nummer ein, der schon nach dem ersten Klingeln abnahm.
»Sprechen Sie, Jonas.«
»Sie war hier. Miami International. Sie hat einem britischen Geschäftsmann den Reisepass gestohlen, einem gewissen Lewis Henderson. Einzelheiten finden Sie im Polizeibericht. Name und Reisepass müssen sofort auf die Fahndungsliste gesetzt werden. Und fragen Sie bei der Homeland Security nach, ob dieser Reisepass in den letzten vierundzwanzig Stunden benutzt worden ist.«
Franklin hütete sich zu widersprechen. Und er beabsichtigte auch nicht, Dietrich wegen seines brüsken Tons zurechtzuweisen. »Wir kümmern uns darum. Ich verständige Sie, sobald wir etwas wissen.«
»Beeilen Sie sich, Dan. Das könnte unsere letzte Chance sein.«
Er beendete das Gespräch, schloss die Augen, lehnte sich mit der Schulter an die Wand und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Er hatte das Gefühl, als würde sein Verstand nur mit halber Kraft arbeiten. Rein körperlich ging es ihm besser, da die Nebenwirkungen des Entzugs allmählich abklangen, aber sein Gehirn ließ ihn im Stich. Er übersah Dinge, die eigentlich offensichtlich waren.
Was übersah er sonst noch?
»Worüber denken Sie nach?«, erkundigte sich Frost.
»Über eine ganze Menge.«
Sie verzog das Gesicht. »Und worüber genau?«
Er seufzte und öffnete die Augen wieder. »Anya wusste, dass Henderson früher oder später gefunden werden würde. Sie hätte ihn töten können, damit er nicht redete, aber das hat sie nicht getan. Sie hat ihn am Leben gelassen.«
Frost zuckte mit den Schultern. »Das Hotel war ziemlich gut besucht.«
»Haben Sie vergessen, was auf dem Rückflug von Russland passiert ist?«, fragte er. »Sie ist durchaus in der Lage, jemanden lautlos und mit bloßen Händen zu töten.«
Die Miene der jungen Frau verfinsterte sich. Sie wusste nur zu gut, wozu Anya fähig war. Und sie wurde nicht gern an den Moment erinnert, als die Frau ihr eine scharfe Glasscherbe an die Kehle gehalten hatte.
»Worauf zum Teufel wollen Sie hinaus, Dietrich?«
Genau das war die Frage, und er wusste noch keine Antwort darauf. Aber irgendetwas an dieser ganzen Situation stank zum Himmel. Was führten die beiden im Schilde? Wohin genau wollten sie? Und was hatten sie vor, wenn sie dort waren?
Seine verwirrten und chaotischen Gedanken wurden vom Summen seines Handys unterbrochen. Verdammt, das ging aber schnell.
»Dietrich.«
»Sir, wir haben den Reisepass überprüft, wie Sie verlangt haben.« Am anderen Ende war dieser junge Analytiker, dieser Sinclair. Dietrich erinnerte sich an den Namen.
»Lassen Sie hören, Sinclair.«
»Der Reisepass wurde heute Morgen um neun Uhr beim Einchecken für einen internationalen Flug benutzt.«
Dietrich schwante Böses. »Mit welchem Ziel?«
»Riad, Saudi-Arabien.«
51
Die Hitze im Zentrum von Riad war unglaublich. Die glühend heiße, staubige, raucherfüllte Luft brannte bei jedem Atemzug in Drakes Kehle, während sie sich mit ihrem Landrover
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