Mister Aufziehvogel
Tarifen und nach einem »eingehenden Background-Check« - vermietet; nähere Angaben, sei es zu den Nutzungs-bedingungen, sei es zu den Nutzern selbst, waren nicht zu erhalten.
Das Hotel verfügt über eine Einkaufspassage, mehrere Cafés und Restaurants, vier Hochzeitssäle und drei große Konferenzräume, was zur Folge hat, daß hier ununterbrochen, Tag und Nacht, Hunderte von Menschen ein und aus gehen. An einem solchen Ort die Identität der Passagiere des schwarzen Mercedes zu ermitteln ist also ohne behördliche Vollmacht absolut unmög-lich. Die Passagiere könnten von der VIP-Garage aus einen der reservierten Aufzüge nehmen, auf jedem beliebigen Stockwerk aussteigen und sich unbe-merkt unter die Menge mischen. Aus all dem dürfte deutlich werden, daß wir es hier mit einem lückenlosen System der Geheimhaltung zu tun haben. Das Wenige, was wir ermitteln konnten, läßt einen fast exzessiven Einsatz von Geld und politischer Macht erahnen. Wie aus den Ausführungen der Hotelleitung klar hervorgeht, ist es alles andere als leicht, einen dieser VIP-Stellplätze zu mieten. Mit ein Grund für die »eingehenden Background-Checks« dürften die zum Schutz im Hotel absteigender auslän-discher Würdenträger aufgestellten strengen Sicherheitsstandards sein; daraus folgt logisch, daß unser geheimnisvoller Mister X über einigen politischen Einfluß verfügen muß. Eine dicke Brieftasche würde mit Sicherheit nicht ausreichen - obwohl sich von selbst versteht, daß sie eine unabdingbare Voraussetzung darstellt.
[Hier ausgelassen: Spekulationen darüber, ob das Anwesen möglicherweise von einer religiösen Organisation mit einem mächtigen Förderer aus der Welt der Politik benutzt wird]
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Q UALLEN AUS DER GANZEN WELT
METAMORPHOSEN
Ich setze mich zur vereinbarten Zeit an Zimts Computer und rufe nach Eingabe der zwei Paßwörter das Kommunikationsprogramm auf. Dann tippe ich die Rufnummer ein, die Ushikawa mir gegeben hat. Es wird fünf Minuten dauern, bis die Verbindung hergestellt ist. Während ich warte, nippe ich an dem Kaffee, den ich mir vorher aufgegossen habe, und bemühe mich, meine Atmung zu beruhigen. Aber der Kaffee ist fad, und die Luft, die ich atme, hat einen strengen, metallischen Beigeschmack.
Endlich piept der Computer, und auf dem Bildschirm erscheint die Meldung, daß die Verbindung hergestellt ist und die Kommunikation beginnen kann. Ich gebe ein, daß die Verbindungsgebühren zu Lasten des Angerufenen gehen sollen. Wenn ich darauf achte, daß kein Protokoll dieser Terminal-Sitzung gespeichert wird, müßte es mir eigentlich gelingen, vor Zimt zu verheimlichen, daß ich seinen Computer benutzt habe (obwohl ich mir da keineswegs sicher bin: Dies ist schließlich sein Labyrinth; ich bin hier ein rechtloser Fremder). Es vergeht weit mehr Zeit, als ich erwartet hatte, aber endlich erscheint die Meldung, daß der Angerufene sich bereit erklärt hat, die Gebühren zu übernehmen. Hinter diesem Bildschirm, am anderen Ende des Kabels, das sich durch die dunkle Unterwelt Tokios schlängelt, könnte Kumiko sein. Auch sie könnte, mit den Händen auf einer Tastatur, vor einem Bildschirm sitzen. Tatsächlich sehe ich aber nichts als meinen Monitor, der da vor mir steht und ein leises elektronisches Fiepen von sich gibt. Ich klicke mit der Maus den »Send« -Knopf an und gebe die Worte ein, die ich mir schon unzählige Male im Kopf zurechtgelegt habe.
›Ich möchte dich etwas fragen. Es ist keine besonders intelligente Frage, aber ich brauche einen Beweis, daß es wirklich du bist, die da schreibt. Folgendes: Als wir uns zum erstenmal verabredet haben, noch lange vor unserer Heirat, sind wir ins Aquarium gegangen. Ich möchte von dir wissen, was dich dort damals am meisten fasziniert hat.‹
Ich klicke das Symbol für »Absenden« an und schalte dann auf Empfang. Nach einer kurzen Stille kommt die Antwort an. Es ist eine kurze Antwort.
›Quallen. Quallen aus der ganzen Welt.‹
Meine Frage und die Antwort stehen in den beiden Hälften des waagrecht geteilten Bildschirms untereinander. Ich starre eine Zeitlang darauf. ›Quallen aus der ganzen Welt.‹ Es muß Kumiko sein. Die wirkliche Kumiko. Diese Erkenntnis erfüllt mich allerdings lediglich mit Schmerz. Es ist ein Gefühl, als würden mir die Eingeweide herausgerissen. Warum können wir nur auf diese Weise miteinander kommunizieren? Aber im Augenblick habe ich keine andere Wahl, als mich damit abzufinden. Und so fange ich an zu
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