Mister Peanut
Händen zu spüren – die Klammheit in den Kniekehlen, die weiche, vom Ledersitz gewärmte Haut an der Rückseite ihrer Oberschenkel –, hätte allein schon ausgereicht, ihn zu befriedigen, oder der Schmerz, der von den Absätzen ihrer Pumps ausging, die sie ihm, während sie unter ihm lag, in die Waden bohrte, oder einfach nur ihr Anblick, als sie sich auf die Ellenbogen stützte und nach hinten rutschte, damit er ihr den Schlüpfer über das angewinkelte, an die Brust gezogene Knie ziehen konnte und dann über das andere Bein, an dessen Knöchel das kleine Stück Stoff hängen blieb. Oder wie sie ihn bremste, seinen Gürtel öffnete und ihn an der Hüfte nach oben stemmte, um seine Hose mit der Schuhspitze bis auf die Fußmatte hinuntertreten zu können, wie sie am Bund seiner Boxershorts zog, bis sein Schwanz sich steif und frei in der warmen Morgenluft aufrichtete. Er schob sich an ihr hinauf, bis sie ihn festhielt – »Leg dich hin«, sagte sie – und erst wieder losließ, als er sich unter sie geschoben hatte; sie führte ihn in sich ein, sank langsam und vorsichtig auf ihm nieder, während die Enge und der Platzmangel im Auto, der sie in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkte, ihre Ekstase nur zu verstärken schien. Sie fluchte leise, während sie sich mit einer Hand an der Kopfstütze und mit der anderen am Türgriff festhielt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann hatten beide den richtigen Winkel gefunden, Sheppard war praktisch in die Diagonale gerutscht, ein Bein über die Schaltung gestreckt und den Fuß auf der Bremse. »Bist du bereit?«, flüsterte sie. Er schloss die Augen. Sie bewegte sich so schnell, dass er nicht hinzuschauen wagte, wie bei einem Beschwörungritual ließ sie ihre Magie auf ihn einwirken, ihren Zauber, der ihn, sollte er es wagen, die Augen zu öffnen, möglicherweise zu einer Salzsäule erstarren lassen würde, ein Zauber, der darauf abzielte, die zarte Innenverkleidung seines Körpers, von der Sheppard nie etwas geahnt hatte, aus ihm herauszusaugen. Als sie fertig war, blieb er liegen, wie erblindet. Sein Magen krampfte sich zusammen, und seine Glieder kribbelten so heftig, dass er alle Muskeln anspannen musste, um nicht am ganzen Leib zu zittern. Und dann spürte er es: ein warmer Schwall auf seinem Schoß, ein Erguss, der ihn fast augenblicklich wieder steif werden und selbst ejakulieren ließ. Er lag reglos und stöhnend da und öffnete schließlich doch die Augen. Sie beobachtete ihn. Das Haar klebte ihr in der Stirn, ihr Hals und ihr Dekolleté glänzten. Ihre großen Brustwarzen waren aus dem weißen Büstenhalter gerutscht. Sie lachte schelmisch, beugte sich vor und packte ihn mit beiden Fäusten am Hemdkragen, während er, immer noch in ihr, abermals hart wurde.
»Hast du das gefühlt?«, fragte sie.
Er blinzelte, weil ihm der Schweiß in die Augen lief.
»Wer bist du?«, wollte er fragen.
Wo war diese Susan geblieben, wunderte er sich jetzt, während er über die Klippen ins Nichts starrte. Fragte sie sich dasselbe? Immerhin war es damals in einem Auto wie diesem passiert.
Wieder einmal und allem zum Trotz ging er um den Wagen herum, um die Beifahrertür für sie zu öffnen, wofür sie sich nicht bedankte. Er setzte sich ans Steuer, drehte mit pulsierendem Daumen den Zündschlüssel um und lenkte den Wagen auf die Straße zurück. Er hätte nicht überrascht sein dürfen darüber, dass sich die Dinge zwischen ihnen verändert hatten; so wie die Gesundheit verflüchtigen sich auch alle übrigen Lebenszustände. Dabei waren sie ursprünglich zu einer in Sheppards Augen perfekten Übereinkunft gekommen. Sie hatten die Bedürfnisse des anderen auf nahezu perfekte Weise erfüllt. Marilyn hatte sich von ihm losgesagt beziehungsweise von ihm verlangt, sie in Ruhe zu lassen. Er sei frei, hatte sie gesagt, wenigstens solange sie nichts erfuhr. Und so hatten er und Susan den ganzen Frühling des Jahres 1951 und bis in den Sommer hinein in seinem Auto gevögelt, bis sie einen Zustand erreicht hatten, der sich annähernd wie Liebe anfühlte, was beiden sehr wichtig war. Dabei war es etwas anderes als Liebe, wie er später begriff, es war mehr als das und vollkommen neu. Noch im Herbst betrachteten sie ihr Verhältnis rein pragmatisch, sie verabredeten sich irgendwann während der gemeinsamen Schicht (zwischen zwei Patientenbesuchen beispielsweise oder im Vorbeigehen im Labor) und sehnten sich von da an nach dem Schichtende. Sie wartete im Auto auf ihn, er fuhr,
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