Mister Perfekt
Shelley.«
»Du hast dir also endlich eine Anruf-Erkennung zugelegt«, stellte Shelley fest. »Hör mal, ich finde, wir sollten Mom und Dad anrufen.«
»Wenn du ihnen erzählen willst, dass ich bald heirate, dann nur zu, allerdings würde ich ihnen das lieber selbst mitteilen. Aber du brauchst nicht mal daran zu denken , ihnen zu erzählen, dass sie wegen diesem Spinner ihre Reise abbrechen sollen.«
»Dieser Spinner ist ein Mörder, und er ist hinter dir her! Glaubst du nicht, dass sie hier sein wollten?«
»Was wollen sie denn unternehmen? Und ich habe nicht vor, ihn an mich ran zulassen. Ich lasse mir eine Alarmanlage installieren, und ich wohne vorerst bei Sam. Mom und Dad würden sich nur Sorgen machen, und du weißt genau, wie sehr Mom sich auf diese Reise gefreut hat.«
»Sie sollten hier sein«, beharrte Shelley.
»Nein, sollten sie nicht. Sie sollten ihren Urlaub genießen. Glaubst du vielleicht, ich lasse mir von so einem Spinner meine Heiratspläne durchkreuzen? Diesmal mache ich Nägel mit Köpfen, und wenn ich Sam knebeln und fesseln und eigenhändig vor den Altar schleifen muss. Oder wohin auch immer«, ergänzte sie, weil ihr plötzlich einfiel, dass sie nicht kirchlich heiraten wollten.
»Du versuchst mich abzulenken, aber das kannst du dir schenken. Ich will Mom und Dad anrufen.«
»Ich nicht, und hier geht es um mich, darum kann ich das bestimmen.«
»Dann werde ich es David erzählen.«
»Mit David kannst du meinetwegen darüber reden, aber niemand, absolut niemand, darf Mom und Dad davon erzählen. Versprich mir das, Shel. Niemand aus deiner Familie, niemand aus Davids Familie, weder Freund noch Feind, wird Mom und Dad etwas davon erzählen. Oder ihnen einen Expressbrief schicken. Oder ein Telegramm, eine E-Mail oder irgendein anderes Kommunikationsmittel, Rauchzeichen eingeschlossen. Habe ich damit alles abgedeckt?«
»Ich fürchte schon«, bestätigte Shelley.
»Gut. Sie sollen ihren Urlaub genießen. Ich passe schon auf mich auf, Ehrenwort.«
Am frühen Nachmittag bekam Sam einen Anruf von Laurence Strawn.
»Man könnte mich wegen Verletzung des Datenschutzes anzeigen«, sagte er, »aber eine richterliche Genehmigung würde zu viel Zeit kosten und könnte den Kerl aufschrecken, also scheiß drauf. Wenn es Ihnen bei der Suche weiterhilft, dann ist das hundert Anzeigen wert.«
Sam war dieser Mann ganz eindeutig sympathisch.
»Schauen Sie in Ihrer E-Mail nach«, fuhr Strawn fort. »Es ist ein immenser Anhang, Sie werden wahrscheinlich eine ganze Weile brauchen, um die Datei runterzuladen.«
»Das ging ja schnell.«
»Ms. Yother hat allen Grund zur Eile«, kommentierte Strawn und legte auf.
Sam schaltete seinen Computer ein und lud seine E-Mail herunter. Als er sah, wie viele Megabytes die angehängte Datei umfasste, zuckte er zusammen. »Hoffentlich habe ich genug Speicher«, murmelte er vor sich hin, dann klickte er auf die Datei, um sie zu öffnen.
Dreißig Minuten später war sie immer noch nicht heruntergeladen. Er trank einen Kaffee, erledigte etwas Papierkram, rief Bernsen an, um ihm zu erzählen, dass er die Personalakten hatte, und trank dann noch einen Kaffee. Bernsen machte sich sofort auf den Weg, um eine Kopie abzuholen, und Sam hoffte, dass das verdammte Ding fertig heruntergeladen war, bevor sein Kollege aufkreuzte.
Endlich verschwand das Bildschirmfenster. Sam lud den Papierbehälter seines Druckers voll und klickte auf »Drucken«.
Als der Behälter leer war, füllte er ihn erneut. Verflixt, sie würden ewig brauchen, um all die Akten durchzugehen, selbst wenn er und Bernsen an keinem anderen Fall zu arbeiten hatten und sich ausschließlich hierauf konzentrieren konnten. Es sah nach ein paar langen Lesenächten aus.
Dem Drucker ging die Tinte aus. Fluchend unterbrach Sam den Druckvorgang, machte sich auf die Jagd nach einer neuen Kartusche und schlug sich damit herum, bis eine Schreibkraft schließlich Mitleid mit ihm bekam und den Behälter mit einem einzigen Handgriff einsetzte. Der Drucker fing wieder an, Seiten auszuspucken.
Bernsen traf ein, und gemeinsam schauten sie dem Drucker beim Drucken zu.
»Schon der Anblick macht mich ganz müde«, gestand Bernsen mit einem angeödeten Blick auf den Papierstapel.
»Sie nehmen die eine Hälfte, ich die andere. Erst mal geben wir alle Namen ein und schauen, was unsere Computer ausspucken.«
»Gott sei Dank müssen wir nur die Männer durchgehen.«
»Schon, nur arbeiten in der Computerbranche fast
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