Mit 14 glaubt man an die Freundschaft
außerordentlicher Tag für die Freundin war. Die
erste Reise ohne ihre Mutter - Petra mußte sich ja Vorkommen wie ein junger
Vogel, der zum erstenmal seine Flügel benutzt, um aus dem engen Nest in die
Weite zu fliegen. Abgesehen davon stand Petra dieser kleine seelische Schwips
sehr gut.
„Du
bist nicht zum Aushalten schön, wenn du glücklich bist“, sagte Katja.
„Jeder
ist schön, wenn er glücklich ist.“
„Ich
nicht.“
„Du
auch.“
„Komm,
wir müssen runter.“
Zum
Kaffee gab es frischen Apfelstrudel mit Schlagrahm und herrlich frische Milch
vom Bauernhof. Sie saßen auf der Veranda, umgeben von dem noch völlig
verwilderten Park, zwischen den Steinplatten wuchsen Gras und Moos.
Strauchrosen und Efeu umrahmten den Platz, in dem alten Gemäuer zankten sich
die Spatzen.
„Wann
dürfen wir zum erstenmal reiten?“ fragte Katja nach dem dritten Stück
Apfelstrudel.
„Morgen
früh, wenn ihr Lust habt. Wir haben noch mehr Reitanfänger hier, ein junges
Ehepaar aus Berlin und eine Mutter mit ihrer neunjährigen Tochter“, sagte Tante
Ulla.
„ Wieviel Gäste habt ihr?“
„Mit
euch sind es jetzt einundzwanzig. Wir könnten natürlich noch viel mehr
aufnehmen, aber es ist erst die Hälfte der Zimmer renoviert.“
„Ja,
und das größte Problem ist die nicht vorhandene Heizung“, fügte Stefan hinzu. “Die
meisten Leute sind zwar begeisterte Reiter - aber beim Frieren hört die
Sportlichkeit auf.“
„Ihr
habt keine Heizung?“
„Ein
paar Ölöfen. Das ist zwar schon besser als die alten Kohleöfen, aber uns fehlt die
früher in diesem Hause vorhandene Lakaienschar, die sich ständig um die Heizung
der einzelnen Zimmer kümmert.“
„Wenn
diese Saison so gut wird wie die vorige, sind wir im kommenden Winter so weit,
daß wir eine Zentralheizung einbauen können“, sagte Onkel Nikolas. “Dann können
wir durchgehend das ganze Jahr geöffnet haben. Ihr glaubt nicht, wie schön es
hier im Winter ist!“
„Oh, es
fällt mir nicht schwer, mir das vorzustellen. Ich würde gern einmal im Winter
hier sein!“ sagte Petra.
Stefan
sah sie an.
„Du
kannst auch kommen, wenn das Hotel geschlossen ist. Betrachte es gleich als
Einladung für die Weihnachtsferien. Habe ich recht, Mama?“
„Natürlich“,
bestätigte Tante Ulla, „ihr seid beide jederzeit herzlich eingeladen. Aber
Vorsicht! Ihr wißt nicht, warum er das sagt: im
Winter wird bei uns nämlich hart gearbeitet, da renovieren wir das übrige Haus.
Hilfskräfte können wir jederzeit gebrauchen!“
„Klasse!
Dann komme ich todsicher! Können Sie sich - oh, Entschuldigung - kannst du dir
vorstellen, daß es mein größter Wunschtraum ist, Innenarchitektin oder
Dekorateurin zu werden? Leider hat meine Mutter ganz andere Ideen, was meine
Zukunft angeht...“
„Kommt,
jetzt zeige ich euch aber die Pferde!“ unterbrach Stefan und stand auf.
„Sollten
wir nicht erst deiner Mutter helfen, das Kaffeegeschirr abzuräumen?“ Katja
erinnerte sich an die zahlreichen mütterlichen Ermahnungen.
„Aber
nein“, wehrte Tante Ulla ab. “Ich glaube euch auch so, daß ihr wohlerzogene
große Töchter seid. Jetzt habt ihr Ferien und sollt einmal nur euer Leben
genießen! Geht nur.“
Stefan
nahm die beiden Mädchen bei der Hand. Zu dritt liefen sie zu den Ställen
hinüber.
Ein Ausflug zur
Lieblings-Alm
Am ersten Abend schliefen sie bei Tisch fast
ein.
Nachdem
Stefan ihnen die Pferde gezeigt hatte - drei von ihnen kamen gerade aus der
Reitbahn, lernten sie die Helfer in Haus und Hof kennen: Mathilde, die Köchin,
die beiden jugoslawischen Mädchen, zwei Schwestern, die ständig kicherten und
sangen, Ferdl, den Reitlehrer, und Max, den strohblonden, sommersprossigen
Stallburschen.
„Und
ihr paar Leute versorgt diesen ganzen großen Betrieb? Alle Achtung!“ sagte
Katja.
„Mehr
Angestellte könnten wir uns vorläufig gar nicht leisten“, sagte Stefan
gleichmütig. “Natürlich arbeiten wir alle sehr hart, aber es macht Spaß, das
kannst du mir glauben, vor allem jetzt in den Ferien. Während der Schulzeit
fluche ich schon manchmal.“
„Ich
kann mir kein schöneres Leben vorstellen“, sagte Petra schwärmerisch.
„Wollen
wir nicht auf einen Sprung ins Schwimmbad gehen zur Erfrischung? Meine Eltern
haben mich nämlich heute beurlaubt, müßt ihr wissen.
Oder sagen wir: zu einem Sonderauftrag abkommandiert, damit ich euch alles
zeigen und mich um euch kümmern kann.“
„Prima
Idee! Gehn wir schwimmen.“
Aus
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