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Mit 14 glaubt man an die Freundschaft

Mit 14 glaubt man an die Freundschaft

Titel: Mit 14 glaubt man an die Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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gewölbten Vorraum in eine weite, behagliche Halle
mit gefliestem Fußboden und holzgetäfelter Decke, an den weißgetünchten Wänden
hingen Ahnenbilder. Altmodische, jetzt weiß gestrichene Korbmöbel mit buntgeblümten
Kissen waren zu Sitzecken arrangiert, und über einem Monstrum von Schreibtisch
mit aufmontiertem Schlüsselbrett hing ein verschnörkeltes Schild „Rezeption“.
Auf der linken Seite führte eine breite Treppe nach oben.
    Sie
stiegen in den zweiten Stock. Die ausgetretenen Stufen knarrten bei jedem
Schritt, die dicken Wände strahlten Kühle aus, sie waren mit Jagdtrophäen,
alten Waffen und Pferdebildern geschmückt, dazwischen hingen ausgediente
Kutschlaternen als Wandleuchter. Am Ende des breiten Ganges öffnete Tante Ulla
eine Tür.
    Petra
betrat das Zimmer als erste, sie stieß einen lauten Jubelschrei aus. Der Raum
hatte neben zwei großen Fenstern einen kleinen Erker, von dem aus man nach
allen Seiten ins Tal schauen konnte. Die Möblierung bestand aus zwei riesigen
Bauernbetten und einem von Tante Ulla selbst bemalten Schrank. Außerdem gab es
noch einen kleinen wackligen Schreibtisch mit einem Großvatersessel davor.
Hinter einem buntkarierten Vorhang versteckt war sogar ein kleiner Duschraum
vorhanden.
    „Ich
fühl mich wie Dornröschen und die Prinzessin auf der Erbse zugleich!“ murmelte
Petra heraus und rannte von einem Fenster zum anderen. “Lieber Gott, hier
möchte ich nie wieder weg!“
    „Ich
auch nicht“, stimmte ihr Katja zu. “Könnt ihr nicht noch ein paar tüchtige
Arbeitskräfte auf eurem Reiterhof gebrauchen, Tante Ulla?“
    „Ich
hoffe, ihr fühlt euch bei uns wohl und habt eine schöne Ferienzeit“, sagte
Tante Ulla herzlich.
    „Worauf
du Gift nehmen kannst!“ Katja ließ sich strahlend auf das große Bett plumpsen.
    „Grüß
euch“, kam eine Stimme von der Türe her, die eine etwas zartere Ausgabe von
Onkel Nikolas’ gewaltigem Baß war. Katja und Petra
wandten sich um. In der Tür stand ein männliches Wesen in jugendlichem Alter,
bei dessen Anblick Petra die Knie weich wurden und Katja nur der Ausdruck
Mordskerl einfiel.

    „Das
ist Stefan“, sagte Tante Ulla schmunzelnd. Ihr war der Eindruck, den ihr
Jüngster auf die beiden Mädchen machte, nicht entgangen. “Komm, sei ein artiger
Bub und sag schön guten Tag!“
    Petra
stöhnte leise auf, als ihre schmale Hand in Stefans Pranke verschwand.
Verstohlen rieb sie sich die Finger, als er losließ. Katja hatte es bemerkt und
kam Stefans Händedruck zuvor. Sie haute ihm kräftig auf die Schulter und
strahlte ihn an.
    „Tag,
du - prima, daß wir uns kennenlernen! Zeigst du uns gleich die Pferde?“
    Aber
wenn sie geglaubt hatte, auf diese Weise einer Bekanntschaft mit seinen
Körperkräften zu entgehen, hatte sie sich getäuscht. Stefan, beglückt über ihre
burschikose Herzlichkeit, schloß sie in die Arme und drückte sie, bis ihr die
Luft wegblieb.
    „Jetzt
wollen wir den beiden aber ein bissel Ruhe gönnen“, meinte Tante Ulla. “Packt
eure Koffer aus, macht’s euch gemütlich - in einer Stunde treffen wir uns auf
der Veranda zum Kaffee, einverstanden?“
    Tante
Ulla schob Stefan vor sich her aus dem Zimmer und schloß leise die Tür. Katja
und Petra sahen sich an.
    „ Mannomann “, stammelte Katja, „hier könnte ich Wurzeln
schlagen!“
    Petra
war zum Erker gegangen und hatte eines der Fenster geöffnet. Genießerisch sog
sie die würzige Bergluft ein. Von hier aus sah man das ganze Tal unter sich.
Unterhalb des Parks blitzte es türkisblau auf, da mußte ein Schwimmbad sein.
Und dort drüben, hinter den Ställen, war der Reitplatz zu erkennen.
    „Wie im
Märchen, es ist nicht zu fassen - wie im Märchen“, flüsterte sie.
    „He,
komm wieder auf den Teppich, ich mach mir Sorgen um dich! Deine Stimme hat so
was von Gläserklingen und Sonntagsglocken. Am Ende springst du noch vor Freude
aus dem Fenster!“
    Petra
kam ins Zimmer zurück und drehte übermütig ein paar Pirouetten.
    „Hier,
häng mal die Klamotten weg!“ Katja benutzte die Freundin als lebenden
Kleiderständer. Wie immer rettete sie sich vor einem Übermaß an Gefühl, indem
sie sich in die nächstliegende Arbeit stürzte.
    Petra
machte sich wie eine Schlafwandlerin ans Auspacken ihres Koffers, dabei sang
sie ununterbrochen vor sich hin.“... the green , green grass of home “, jedesmal wurde der Refrain ein bißchen
sentimentaler. Aber Katja verkniff sich eine bissige Bemerkung, sie begriff
sehr gut, daß dies ein ganz

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